Es wirkte wie ein Befreiungsschlag, als der deutsche Kanzler Scholz nach wochenlangem Druck die Lieferung weiterer schwerer Waffen an die Ukraine versprach. Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II und das Luftabwehrsystem Iris-T wolle Deutschland liefern, kündigte Scholz vorige Woche im Bundestag an. Doch dabei gibt es offenbar massive Probleme, berichtet «Business Insider».
Demnach dürfte das Luftabwehrsystem Iris-T frühestens im November oder im Dezember in der Ukraine ankommen. Das moderne, in Deutschland entwickelte System kann auf einem Lkw montiert werden und Flugzeuge in bis zu 25 Kilometer Höhe abschiessen. Mit Iris-T könne die Ukraine «eine ganze Grossstadt vor russischen Luftangriffen schützen», so Kanzler Scholz im Bundestag. Das Problem: Die versprochene Iris-T-Einheit sollte ursprünglich an Ägypten geliefert werden, die ägyptische Regierung wurde laut «Business Insider» aber gar nicht einbezogen.
Verzögerungen gibt es dem Bericht zufolge auch bei den Raketenwerfern vom Typ Mars II. Diese basieren auf dem US-Fabrikat M270 und könnten Munition aus britischer und US-Produktion mehr als 70 Kilometer weit feuern – zumindest mit der richtigen Software. Diese muss bei den Mars II nun offenbar umprogrammiert werden, die Fahrzeuge dürften daher nicht wie geplant bis Ende Juni eintreffen, sondern erst im September oder Oktober. Vier Mars II soll die Bundeswehr abgeben, doch nicht einmal die Hälfte der 40 deutschen Exemplare sei einsatzbereit, so «Business Insider» unter Berufung auf Militärs.
The heavy weapon crisis in Ukraine has reached a critical juncture. The UK and Poland are going above and beyond. Scholz is delaying and lying. The US still won't make its war goals clear and is sending less than promised and much less than Ukraine needs.
— Garry Kasparov (@Kasparov63) June 9, 2022
Weitere Probleme gibt es demnach bei einem von Scholz angekündigten Ringtausch. Dabei wolle die Bundesregierung Griechenland knapp 50 Schützenpanzer vom Typ Marder liefern, dann könne Griechenland seine gepanzerten Truppentransporter aus Sowjetbeständen an die Ukraine liefern. Laut «Business Insider» wurde die Regierung in Athen aber überrascht von dem Vorschlag und befürchtet, dass ein Austausch des Sowjetmaterials mit Nato-Fahrzeugen den Rivalen Türkei provozieren könnte. Nur wenn alle Marder auf einmal geliefert würden, könnte sich Athen auf den Deal einlassen – das wäre aber frühestens im Herbst soweit.
Vertreter der Ukraine zeigten sich enttäuscht über diese Berichte. «Wir sind dankbar für die Unterstützung Deutschlands», so der ukrainische Minister für regionale Entwicklung, Oleksij Tschernyschow, bei einem Besuch in Berlin. «Aber in dieser Situation des Krieges kann man nur in Fakten sprechen. Und die Fakten sprechen für sich. Wir brauchen dringend schwere Waffen und wir erwarten, dass diese Waffen so schnell wie möglich geliefert werden.»
Mit Sarkasmus reagierte Regierungsberater Anton Heraschtschenko schon zwei Tage zuvor auf die Aussage von Olaf Scholz, wonach keine Regierung so viele Waffen an die Ukraine liefere wie Deutschland. «Wir sind Deutschland dankbar für die umfangreichen und schnellen Waffenlieferungen!», schrieb Heraschtschenko auf Twitter – und postete dazu eine Statistik, die Deutschland nur auf Platz vier der Waffenlieferanten sieht:
We are very grateful to Germany for large and speedy weapon supplies! #UkraineRussiaWar #ArmUkraineNow pic.twitter.com/K2iSjhCqbe— Anton Gerashchenko (@Gerashchenko_en) June 8, 2022
Im Zeitplan scheint die Bundesregierung dagegen bei der Lieferung des Flugabwehrsystems Gepard und der Panzerhaubitze 2000. Mitte Juli sollen die ersten 15 Gepard geliefert werden, 15 weitere bis Ende August. Bislang kann die Bundesregierung aber nur 59'000 Schuss Munition für den Gepard mitgeben, weil sich das Herstellerland Schweiz bei der Weitergabe der Munition querstellt. Die sieben Panzerhaubitzen sollen laut «Business Insider» Ende Juni lieferfertig sein, gemeinsam mit fünf weiteren niederländischen Exemplaren.
((t-online,mk ))
Zum Glück gibt es andere Länder, welche die Ukraine in ihrem Kampf gegen die Invasoren unterstützen. Von Deutschland würde ich aus ukrainischer Sicht gar nichts mehr erwarten. Auf jeden Fall nichts Gutes.