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Knatsch wegen Tesla-Werk in Deutschland – diesmal wegen des Trinkwassers

epa09842433 Tesla vehicles are displayed during the opening day of the Tesla 'Gigafactory' in Gruenheide near Berlin, Germany, 22 March 2022. EPA/CHRISTIAN MARQUARDT / POOL
Ein Tesla in der Fabrik in Grünheide, März 2022.Bild: keystone

Knatsch wegen Tesla-Werk in Deutschland – diesmal wegen des Trinkwassers

Elon Musk will das Tesla-Werk in Grünheide zu Deutschlands grösster Autofabrik ausbauen. Doch zu welchem Preis für die Natur?
31.07.2023, 09:0531.07.2023, 09:05
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Ein Artikel von
t-online

Der geplante Ausbau der Tesla-Fabrik in Grünheide sorgt für Streitigkeiten in der Region: Wie der regionale Wasserverband Strausberg-Erkner mitteilt, soll das Grossbauprojekt erhebliche Auswirkungen auf das Grundwasser in Brandenburg haben.

Wenn rund eine Million Quadratmeter versiegelt und rund 963'000 Quadratmeter überbaut würden, habe das Auswirkungen auf die Bildung von neuem Grundwasser, heisst es in einer Stellungnahme des Wasserverbands Strausberg-Erkner zum Ausbau. Ausserdem sei abermals eine Absenkung des Grundwassers mit einer Entnahme von rund 61'000 Kubikmetern erforderlich. Das Vorhaben werde direkten Einfluss auf die öffentliche Trinkwasserversorgung haben.

Tesla sieht das jedoch anders: Das Unternehmen behauptet, dass sämtliche Niederschläge am Standort versickern würden und dadurch zur Neubildung von Grundwasser beitragen. Vor der Errichtung der Fabrik sei die Fläche, ein Nadelwald, ohnehin nur für eine geringe Neubildung von Grundwasser geeignet gewesen.

Mit der Ansiedlung der Fabrik werde das gesamte auf den versiegelten Flächen niedergehende Regenwasser versickert. «Die Grundwasserneubildung wird dadurch gestärkt.» Das Unternehmen betont zudem, dass der Bedarf an Frischwasser durch den Ausbau nicht steigen werde. Dennoch fordert der Wasserverband, dass dieser Aspekt in den Planungen berücksichtigt werden sollte.

Das Unternehmen von Elon Musk will sein Werk in Grünheide in Brandenburg ausbauen und stellt dazu Anträge in drei Teilen auf umweltrechtliche Genehmigung beim Land Brandenburg. Das Ziel ist eine Verdoppelung der Produktionskapazität von 500'000 auf eine Million Autos im Jahr. Für diesen Ausbau sind 22'500 Beschäftigte geplant. Kommt es dazu, würde in Brandenburg Deutschlands grösste Autofabrik stehen.

In der Fabrik in Grünheide arbeiten derzeit rund 11'000 Mitarbeiter, die hochgerechnet etwa 250'000 Fahrzeuge im Jahr herstellen. Umwelt- und Naturschützer sehen Gefahren, weil ein Teil der Fabrik in einem Wasserschutzgebiet liegt. Der Wasserverband bereitet nach eigenen Angaben als Träger öffentlicher Belange derzeit eine weitere Stellungnahme zur Erweiterung vor.

(t-online, pb mit Material der dpa)

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86 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Knut Knallmann
31.07.2023 09:56registriert Oktober 2015
Gleichzeitig dürfen für den Kohletagbau, Stahlwerke und für Ölraffinierien in der Region seit Jahrzehnten ein Mehrfaches an Wasser entnommen werden und das stört keinen der Kritiker. Genau wie Autobahnbau für dieselben Kreise kein Problem darstellt, aber eine neue Bahnstrecke oder neue Windräder schon. Ich finde die gesamte Diskussion daher sehr unehrlich.
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Froggr
31.07.2023 10:04registriert Februar 2016
Merken die Deutschen langsam, dass sie ihre wichtigste Industrie aus der Hand gegeben haben? Zudem: Alle wollen Elektroautos. Musk liefert sie euch. Aber Musk wollt ihr (gemäss Kommentar hier) auf den Mond schiessen, weil er nicht exakt so produziert, wie ihr es wollt? Was habt ihr eigentlich für Probleme? Erwartet ihr, dass die Elektroautos produziert werden, als wären sie Karton? Die Akkus belasten die Umwelt. Die Fertigung belastet die Umwelt. Ist doch klar. Da kann Musk gar nichts dafür.
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Okay, Boomer
31.07.2023 11:59registriert Juli 2022
Wiedermal ein tendenziöser t-online-Bericht, der hier einfach kritiklos abgedruckt wird, weil man ja seine tägliche Tesla-Headline braucht und gerade nirgends einer gebrannt hat?
Die Tesla-Fabrik steht in einem Industriegebiet, wo ursprünglich eine BMW-Fabrik gebaut werden sollte. Das ist kein Naturschutzgebiet.
Der abgeholzte Wald war eine Monokultur zur industriellen Holzproduktion, kein Naherholungsgebiet.
Tesla hat immer schon klar gesagt, dass die Fabrik in Etappen vergrössert werden soll und der Wasserverbrauch wurde immer kommuniziert.
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