Tesla will sein Werk in Grünheide bei Berlin zur grössten Autofabrik Deutschlands ausbauen. Ziel ist eine Verdoppelung der Produktionskapazität von zunächst angepeilten 500'000 Autos auf eine Million Autos im Jahr.
Dazu stellte das Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk drei neue Anträge auf eine umweltrechtliche Genehmigung beim Bundesland Brandenburg, wie der Berliner «Tagesspiegel» berichtete. Nach dem geplanten Ausbau sollen 20'000 Teslas pro Woche vom Band laufen; Ende März waren es erstmals 5000 Modelle pro Woche.
Derzeit produzieren 11'000 Mitarbeiter rund 250'000 E-Autos pro Jahr in Grünheide. Tesla will dem Bericht zufolge die Belegschaft der Fabrik auf 22'500 Mitarbeiter verdoppeln und zugleich im Norden der Anlage ein neues Produktionsgebäude errichten, das etwa 700 mal 700 Meter gross ist.
Diese Ausbaupläne sind an sich nichts Neues: Tesla sagte von Anfang an, dass man das Werk in Grünheide in mehreren Etappen ausbauen wolle. Aktuell beendet ist die erste Ausbaustufe, insgesamt könnten drei weitere folgen.
Tesla stellt in Deutschland seit März 2022 Elektroautos her. Das Ziel der ersten Ausbaustufe, 500'000 Autos pro Jahr, wurde bisher aber noch nicht erreicht. Der Fachkräftemangel, interne Probleme im Tesla-Werk und die gedämpfte Nachfrage nach Elektroautos in Deutschland aufgrund der reduzierten Förderprämie seit Anfang Jahr sind mögliche Gründe dafür.
Mehr als zehn Länder sollen sich um den Standort der ersten europäischen Gigafactory beworben haben. Deutschland setzte sich durch. Die Behörden hatten Tesla auch mit der Aussicht auf Subventionen nach Ostdeutschland gelockt. Ursprünglich wurde vereinbart, dass der US-Autobauer mindestens zehn Jahre in Deutschland produzieren muss, sonst müssten die Subventionen zurückgezahlt werden.
Tesla profitiert in Brandenburg aber auch von der Nähe zur deutschen Auto-Zuliefererbranche und nicht zuletzt von einem riesigen Pool an talentierten Ingenieuren.
Auch für Brandenburg könnte sich das Tesla-Werk bezahlt machen. Wird die Fabrik ein Erfolg, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich im Umfeld weitere Zulieferer ansiedeln. Nebst den bis zu 22'500 Arbeitsplätzen bei Tesla könnten nochmals doppelt so viele bei Zulieferfirmen entstehen.
Naturschützer haben weiterhin Bedenken, weil die Fabrik teils im Wasserschutzgebiet liegt. Tesla hatte diese Bedenken stets zurückgewiesen. Musk selbst lachte 2021 bei seinem Besuch in Grünheide herzhaft über die Wasser-Sorgen von Bürgern und Umweltschützern. Dies sorgte für rote Köpfe, weil in Brandenburg bereits damals seit drei Jahren Dürre herrschte und der Grundwasserspiegel seit vielen Jahren sinkt.
Laut Tesla soll der Bedarf an Frischwasser mit dem geplanten Ausbau nicht steigen. Vorgesehen sind 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr für eine Produktionskapazität von 500'000 Fahrzeugen. Diese Zahl soll nicht zunehmen, wenn der Ausbau auf eine Million Fahrzeuge erweitert wird. «Doch in der gesamten Region zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) herrscht schon jetzt Wasserknappheit», sagte Steffen Schorcht von der Bürgerinitiative Grünheide der «Berliner Zeitung». Ausserdem stehe die Fabrik zu grossen Teilen ausgerechnet in einem Trinkwasserschutzgebiet.
«Durch den enormen Wasserverbrauch bei gleichzeitiger Knappheit dieser Grundressource werde durch eine einzige Fabrik die Entwicklung einer ganzen Region aufgehalten, weil keine kleinen neuen Betriebe eröffnet werden können», sagte Schorcht, der auch Mitglied des Umweltverbands Grüne Liga ist.
Die Region müsse alle Lasten der Fabrik tragen, habe aber kaum einen wirtschaftlichen Nutzen, da geschätzt nur 10 bis 20 Prozent der Tesla-Arbeiter aus Brandenburg kämen. Der Rest sei aus Berlin oder Polen.
Für die neuen Baupläne muss der E-Auto-Gigant auch mehr Sicherheitsanforderungen als bisher erfüllen. Das schliesst einen umfangreichen Sicherheitsbericht ein. Künftig sind weitere Meldepflichten nötig und die Ausstattung der Werksfeuerwehr muss ein höheres Niveau aufweisen.
Am Dienstag informiert Tesla die Bürger bei einer Veranstaltung über den geplanten Ausbau. Der Antrag wird ab Mittwoch einschliesslich der Stellungnahmen von Behörden öffentlich ausliegen und online abrufbar sein. Bis am 18. September können Bürgerinnen und Bürger dann Einwände gegen das Vorhaben erheben.
Kritiker sagen, es sei kein Zufall, dass Tesla ausgerechnet zu Beginn der Sommerferien informiere. Der Konzern sei gar nicht an einem Dialog mit der lokalen Bevölkerung interessiert.
Die Kapazität für die Produktion von Batteriespeichern soll von 50 auf 100 Gigawattstunden pro Jahr erhöht werden. Im Rahmen des Ausbaus ist auch die Errichtung einer Anlage für das Batterierecycling vorgesehen, um wertvolle Materialien aus Batteriezellen zurückzugewinnen.
Ob in der Batteriefabrik in Grünheide, wie anfänglich angekündigt, komplette Batterien gefertigt werden sollen, bleibt aber ungewiss. Tesla hatte den Schwerpunkt der Batterieproduktion unlängst wegen steuerlicher Vorteile in die USA verlegt.
Ursprünglich lockten auch die EU und Deutschland Tesla mit Fördergeldern für eine Batteriefabrik. Laut Landesregierung Brandenburg hatte Tesla zunächst «einen Antrag auf Förderung» für die Batteriezellfertigung und -forschung in Deutschland gestellt. Es ging um bis zu 1,14 Milliarden Euro. Ende 2021 soll Tesla einen Rückzieher gemacht haben. Schliesslich wurde Anfang 2023 bekannt, dass der US-Autobauer wichtige Komponenten für die Batterien vorerst in den USA produzieren wird, die Wertschöpfung also vor allem dort stattfindet.
Der Fokus der Zellfertigung liege aufgrund der Steueranreize derzeit in den USA, teilte eine Tesla-Sprecherin im Februar mit. Die Biden-Regierung belohnt «grüne Investitionen» mit Steuererleichterungen. Das bedeute nicht, dass Tesla die Pläne in Deutschland aufgebe, sie würde eher von «pausieren» sprechen, sagte die Firmensprecherin weiter.
Die Gewerkschaft IG Metall machte dem Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin wiederholt happige Vorwürfe. Es geht um kalte Fabrikhallen, Stress und merkwürdige Schweigeklauseln im Arbeitsvertrag.
Das renommierte Technologie-Magazin «Wired» berichtete bereits im Dezember 2022 von einem «totalen Chaos» in der deutschen Tesla-Fabrik. Die Unzufriedenheit in der Belegschaft sei gross, auch erfahrene Angestellte verliessen die Firma.
Mit Material der Nachrichtenagentur DPA und t-online.
Mehr Menschen= mehr Autos, mehr Wohnraum, mehr Lebensmittelproduktion (mehr Massentierhaltung, mehr Anbauflächen), mehr Tourismus (mehr Reisende, mehr Flieger), weniger ungestörte Natur, usw.
Was wollt ihr dagegen machen?
Man könnte z.Bsp. mal happige CO2-Strafzahlungen einführen bei mehr als 2 Kindern anstatt auch noch Kinderzulagen zu bezahlen.
Ich höre den Aufschrei schon beim schreiben ;-)
Aber sind wir mal ehrlich: Das wäre Ursachenbekämpfung und nicht nur Symptombekämpfung.