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Ein «Tatort» mit berechtigter Gesellschaftskritik

Wenn Scham und Wut eskalieren: Ein «Tatort» mit berechtigter Gesellschaftskritik

In Köln ist ein Schuldeneintreiber spurlos verschwunden. Ballauf und Schenk suchen den Täter unter den verzweifelten Schuldnern. Ein «Tatort» mit notwendiger Gesellschaftskritik.
05.01.2025, 19:1405.01.2025, 19:14
Susanne Holz / ch media
«Tatort» aus Köln: «Restschuld». Sonntag, 5. Januar, 20.05, SRF 2.
«Tatort» aus Köln: «Restschuld». Sonntag, 5. Januar, 20.05, SRF 2. bild: Das Erste

Die Lebenshaltungskosten der breiten Bevölkerung stehen in keinem gesunden Verhältnis mehr zu deren Einkünften. Jahrzehnte des Neoliberalismus haben die Mittelschicht zur Unterschicht werden lassen. Oder anders gesagt: Mieten steigen, Versicherungskosten steigen, Preise steigen, Löhne nicht. Die Menschen gehen deshalb nicht auf die Strasse – weil Armut und finanzielle Not mit Scham behaftet sind.

Der «Tatort» Köln greift mit der Folge «Restschuld» gekonnt – und nicht zum ersten Mal – das Thema einer gesellschaftlichen Schieflage auf, die generell wenig beachtet wird, obwohl sie immer mehr Bürger betrifft.

Ein Inkasso-Manager, sprich Schuldeneintreiber, und «fünf Mal in Folge Mitarbeiter des Jahres», ist verschwunden, nach einem Überfall fehlt von ihm jede Spur. Ins Blickfeld der Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk geraten natürlich sofort seine Schuldner.

Und mit diesen ihre Geschichten. Eine Steuerfachangestellte, der die Lohnpfändung droht, weil sie einst für ihren heutigen Ex bürgte. Ein Masseur, dem der Strom abgestellt wurde. Ein Ehepaar, von Krankheit getroffen, dessen Haus zwangsversteigert werden soll.

Beeindruckend ist hier nicht nur das Drehbuch von Karlotta Ehrenberg, das weder Empathie noch Deutlichkeit scheut. Beeindruckend ist auch die schauspielerische Leistung der Protagonisten, die den Ton von Verzweiflung und Scham punktgenau treffen. «Meine Frau und ich arbeiten wie bekloppt. Aber es reicht einfach nicht. Miete erhöht, fette Heizkostenrechnung, es reicht einfach nicht.» (aargauerzeitung.ch)

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Verbesserer
05.01.2025 22:01registriert Mai 2020
Bester Tatort seit langem. Es beschreibt ziemlich realistisch die gesellschaftliche Situation in der viele zu viele Menschen ohne Perspektiven und ohne genügende soziale Sicherheit leben müssen.
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Heinzy
05.01.2025 22:00registriert Juni 2021
Sehr bedrückend. Starkes Drehbuch, beeindruckende Schauspiel-Leistungen. Sicher einer der besseren Tatort-Folgen der letzten Monate.
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Ukrainischer Offizier wegen tödlicher Soldaten-Feier beschuldigt
Trotz eines Verbots des ukrainischen Generalstabs soll ein Kommandeur 100 Soldaten zu einer Feier versammelt und sie so zur Zielscheibe für einen tödlichen russischen Angriff gemacht haben. Bei dem Schlag mit Raketen und Drohnen in der Region Dnipropetrowsk seien am Samstag vor einer Woche zwölf Soldaten und sieben Zivilisten getötet worden, teilte die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mit. Zudem seien 36 Soldaten verletzt worden. Ein Gericht in der Industriestadt Dnipro erliess Haftbefehl gegen den Mann, wie das Staatliche Ermittlungsbüro mitteilte.
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