International
Deutschland

Deutschland: Mai ist zurück und will in die Politik

Mai Thi Nguyen-Kim
Mai Thi Nguyen-Kim wurde mit ihren Wissenschaftsvideos im deutschsprachigen Raum sehr populär – hier hält sie eine Vorlesung über Online-Journalismus an der Universität Duisburg.Bild: imago

Mai taucht mit «Statement» aus der Versenkung auf – und rechnet mit der Ampel ab

Mit ihrem im vergangenen Jahr stillgelegten Youtube-Kanal «MaiLab» erreichte sie ein Millionenpublikum: Nun meldet sich die deutsche Wissenschaftlerin und Journalistin Mai Thi Nguyen-Kim zurück – offenbar will sie in die Politik.
13.02.2024, 13:3013.02.2024, 14:40
Mehr «International»

Seit sie ihren Youtube-Kanal «MaiLab» im April 2023 stillgelegt hatte, wurde es ruhiger um Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, die zur selben Zeit auch das zweite Mal Mutter wurde. Zwar wurden weiterhin Episoden ihrer ZDF-Wissenschaftsshow «MaiThink X» ausgestrahlt, doch auf ihrem Youtube-Account regte sich lange nichts mehr.

Bis jetzt. Denn am Dienstagmorgen meldet sich die 36-Jährige zurück – mit einem Video, das schlicht als «Statement» betitelt ist. Die Statements im Video lassen dabei durchaus aufhorchen. Nguyen-Kim kündigt an, dass sie künftig in der Politik mitmischen will.

Hier gibt es Mais Statement in voller Länge:

Offenkundig ist Nguyen-Kim ziemlich unzufrieden mit gewissen Entwicklungen in der deutschen Gesellschaft und Politik. Sie mache sich Sorgen um die Zukunft des Landes, so die Deutsche mit vietnamesischen Wurzeln. Sie kritisiert die Informations- und Diskussionskultur, welche derzeit in Deutschland herrsche. Die öffentliche Debatte sei mittlerweile praktisch nur noch auf Zuspitzung, Emotionalisierung und Schuldzuweisungen ausgerichtet.

«Das Diskussionsklima ist katastrophal. Schwarz-weiss, unsachlich, aufgeregt, voller Scheinargumente und Beleidigungen.»
Mai Thi Nguyen-Kim

Nguyen-Kim legt im Video dar, wo sie die Ursachen für diese Entwicklung sieht – Verantwortung trügen im Grunde alle, sowohl die deutsche Regierung als auch die Opposition, ebenso wie die Medien und die Konsumenten. Die 36-Jährige bemängelt insbesondere, dass dadurch die «vernünftige Mehrheit» nicht mehr zu Wort komme und diese zunehmend frustriert sei. Dass diese aber existiere und dass die allermeisten Menschen an einer konstruktiven, lösungsorientierten und vernünftigen Debatten- und Politkultur interessiert seien, stehe für sie ausser Frage.

Nebst Kritik an der Diskussionskultur bekommt insbesondere die deutsche Ampel-Regierung ihr Fett weg. Nach der Anfangseuphorie beschäftige sich die Ampel nur noch mit «lähmenden Streitereien» und Schuldzuweisungen. Sie wirft den Spitzenpolitikern – namentlich erwähnt sie Kanzler Olaf Scholz und Oppositionsführer Friedrich Merz – Versagen in zwei Aspekten vor, die sie für eine konstruktive Politik als essenziell betrachtet: Klare Kommunikation und Sachlichkeit.

Mai prophezeite 2021, wie Corona «endet» – sie lag damit ziemlich genau richtig:

Offensichtlich hat sich Nguyen-Kim zum Ziel gesetzt, künftig zu einer lösungsorientierten Debattenkultur beizutragen. Sie zitiert deshalb Napoleon: «Wenn du willst, dass etwas gut wird, mach es selbst.» Sie sei nach wie vor überzeugt, dass «Vernunft und Wissenschaftlichkeit die einzige Therapie gegen Desinformation und Populismus ist».

In den vergangenen Monaten habe sie viel gelernt, ehrliche und tiefgehende Gespräche mit klugen und erfahrenen Menschen geführt und sich zwischenzeitlich ein starkes Team aufgebaut. Wofür sie dieses Team benötigt, lässt sie noch offen – ebenso auch, ob sie in einer Partei aktiv werden will oder wie ihre politische Aktivität sonst aussehen soll. Klar ist aber, dass etwas kommt: Sie freue sich, «bald Konkreteres sagen zu können».

Unter ihren Followern kommt die Ankündigung gut an. Viele freuen sich, dass sich auf dem MaiLab-Kanal wieder etwas tut und dass sich Nguyen-Kim als «Stimme der Vernunft» wieder zu Wort meldet. Spekuliert wird über die künftige Art und Weise ihrer politischen Aktivität, unter anderem darüber, ob sie eine eigene Partei gründen könnte.

Negativkommentare, in denen die Wissenschaftlerin verunglimpft wird, finden sich jedoch – vor allem auf X – auch. Nguyen-Kim hat sich während der Coronapandemie besonders in impfskeptischen Kreisen unbeliebt gemacht, da sie sich damals klar für Impfungen ausgesprochen hat.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
149 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Madison Pierce
13.02.2024 14:29registriert September 2015
Mai Thi Nguyen-Kim als Kanzlerin, Harald Lesch als Bundespräsident. ❤️

Es wäre schön, wenn sie eine Partei gründen würde. Eine Partei des Anstands, der Sachlichkeit und der Wissenschaftlichkeit. Eine richtige Alternative für Deutschland.
29139
Melden
Zum Kommentar
avatar
mstuedel
13.02.2024 13:56registriert Februar 2019
Es bräuchte dringend mehr Wissenschaflterinnen wie sie in der Politik. Mai hat bewiesen, dass sie ausserdem eine begnadete Kommunikatorin ist. Sie hätte bestimmt gute Wahlchancen; bin gespannt, für welche Partei sie sich entscheidet und wie es mit ihr weitergeht.
18525
Melden
Zum Kommentar
avatar
sickinga-tom
13.02.2024 14:15registriert August 2015
Tolle Frau, die würde mMn in der Politik gut tun und so der Versaychlichung beitragen.

Ein Hinweis:
"... Sie wirft den Spitzenpolitikern – namentlich erwähnt sie Kanzler Olaf Scholz und Oppositionsführer Friedrich Scholz – Versagen in zwei Aspekten vor, die sie für eine konstruktive Politik ..."
Der Oppositionsführer heisst Friedrich Merz.
10610
Melden
Zum Kommentar
149
Schweiz hilft Libanon bei Trinkwasserversorgung

Im Libanon fehlt es wegen des aktuellen Konfliktes zwischen der Hisbollah und Israel an sauberem Trinkwasser. Die Schweiz hat deshalb beschlossen, die laufenden Hilfsmassnahmen im Bekaa-Tal zu unterstützen. Für die Betroffenen soll der Zugang zu Wasser gewährleistet werden.

Zur Story