Seit sie ihren Youtube-Kanal «MaiLab» im April 2023 stillgelegt hatte, wurde es ruhiger um Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, die zur selben Zeit auch das zweite Mal Mutter wurde. Zwar wurden weiterhin Episoden ihrer ZDF-Wissenschaftsshow «MaiThink X» ausgestrahlt, doch auf ihrem Youtube-Account regte sich lange nichts mehr.
Bis jetzt. Denn am Dienstagmorgen meldet sich die 36-Jährige zurück – mit einem Video, das schlicht als «Statement» betitelt ist. Die Statements im Video lassen dabei durchaus aufhorchen. Nguyen-Kim kündigt an, dass sie künftig in der Politik mitmischen will.
Hier gibt es Mais Statement in voller Länge:
Offenkundig ist Nguyen-Kim ziemlich unzufrieden mit gewissen Entwicklungen in der deutschen Gesellschaft und Politik. Sie mache sich Sorgen um die Zukunft des Landes, so die Deutsche mit vietnamesischen Wurzeln. Sie kritisiert die Informations- und Diskussionskultur, welche derzeit in Deutschland herrsche. Die öffentliche Debatte sei mittlerweile praktisch nur noch auf Zuspitzung, Emotionalisierung und Schuldzuweisungen ausgerichtet.
Nguyen-Kim legt im Video dar, wo sie die Ursachen für diese Entwicklung sieht – Verantwortung trügen im Grunde alle, sowohl die deutsche Regierung als auch die Opposition, ebenso wie die Medien und die Konsumenten. Die 36-Jährige bemängelt insbesondere, dass dadurch die «vernünftige Mehrheit» nicht mehr zu Wort komme und diese zunehmend frustriert sei. Dass diese aber existiere und dass die allermeisten Menschen an einer konstruktiven, lösungsorientierten und vernünftigen Debatten- und Politkultur interessiert seien, stehe für sie ausser Frage.
Nebst Kritik an der Diskussionskultur bekommt insbesondere die deutsche Ampel-Regierung ihr Fett weg. Nach der Anfangseuphorie beschäftige sich die Ampel nur noch mit «lähmenden Streitereien» und Schuldzuweisungen. Sie wirft den Spitzenpolitikern – namentlich erwähnt sie Kanzler Olaf Scholz und Oppositionsführer Friedrich Merz – Versagen in zwei Aspekten vor, die sie für eine konstruktive Politik als essenziell betrachtet: Klare Kommunikation und Sachlichkeit.
Mai prophezeite 2021, wie Corona «endet» – sie lag damit ziemlich genau richtig:
Offensichtlich hat sich Nguyen-Kim zum Ziel gesetzt, künftig zu einer lösungsorientierten Debattenkultur beizutragen. Sie zitiert deshalb Napoleon: «Wenn du willst, dass etwas gut wird, mach es selbst.» Sie sei nach wie vor überzeugt, dass «Vernunft und Wissenschaftlichkeit die einzige Therapie gegen Desinformation und Populismus ist».
In den vergangenen Monaten habe sie viel gelernt, ehrliche und tiefgehende Gespräche mit klugen und erfahrenen Menschen geführt und sich zwischenzeitlich ein starkes Team aufgebaut. Wofür sie dieses Team benötigt, lässt sie noch offen – ebenso auch, ob sie in einer Partei aktiv werden will oder wie ihre politische Aktivität sonst aussehen soll. Klar ist aber, dass etwas kommt: Sie freue sich, «bald Konkreteres sagen zu können».
Negativkommentare, in denen die Wissenschaftlerin verunglimpft wird, finden sich jedoch – vor allem auf X – auch. Nguyen-Kim hat sich während der Coronapandemie besonders in impfskeptischen Kreisen unbeliebt gemacht, da sie sich damals klar für Impfungen ausgesprochen hat.
Es wäre schön, wenn sie eine Partei gründen würde. Eine Partei des Anstands, der Sachlichkeit und der Wissenschaftlichkeit. Eine richtige Alternative für Deutschland.
Ein Hinweis:
"... Sie wirft den Spitzenpolitikern – namentlich erwähnt sie Kanzler Olaf Scholz und Oppositionsführer Friedrich Scholz – Versagen in zwei Aspekten vor, die sie für eine konstruktive Politik ..."
Der Oppositionsführer heisst Friedrich Merz.