Mehr als 60 Menschen sind vor einem Jahr bei Protesten gegen ein neues Steuergesetz in Kenia ums Leben gekommen - nun ist es bei Demonstrationen zur Erinnerung an die Getöteten erneut zu Todesfällen gekommen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International veröffentlichte am Abend eine Stellungnahme unter anderem des Medizinerverbands, wonach mindestens 8 Menschen getötet und etwa 400 verletzt wurden. Unter den Verletzten waren demnach auch drei Polizisten. Acht Menschen würden mit Schusswunden behandelt, hiess es.
Die Polizei setzte Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse gegen die Demonstrierenden ein, wie Medien und ein Vertreter des Roten Kreuzes berichteten. Die deutsche Botschaft rief die in dem ostafrikanischen Land lebenden Deutschen auf, auf nicht notwendigen Fahrten zu verzichten. Aus mehreren Orten gab es Berichte über Plünderungen am Rande der Proteste.
Vom frühen Morgen an hatte die Polizei in der kenianischen Hauptstadt Nairobi alle grossen Zufahrtsstrassen gesperrt und vielen Teilnehmern des Protests den Weg in die Innenstadt erschwert. Die Medienaufsicht erliess ein Verbot für Fernseh- und Radiosender, live von den Protesten zu berichten. Sowohl der Herausgeberverband als auch Oppositionspolitiker versuchten noch am Mittwoch einen Gerichtsbeschluss gegen die Anordnung zu erreichen.
Die Proteste vor einem Jahr hatten sich gegen das Steuergesetz der Regierung von Präsident William Ruto gerichtet, das mit höheren Steuern etwa für Grundnahrungsmittel die Lebenshaltungskosten weiter in die Höhe zu treiben drohte. Ruto nahm später einen Teil der Massnahmen zurück. Die Polizei ging mit grosser Härte gegen die Demonstranten vor und nutzte auch scharfe Munition. (sda/dpa)