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Mehr Gewalt, mehr junge Tatverdächtige – deutsche Politik in Sorge

Mehr Gewalt, mehr junge Tatverdächtige – deutsche Politik in Sorge

09.04.2024, 14:3109.04.2024, 15:39
Anne-Beatrice Clasmann / dpa
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Die Polizei hat im vergangenen Jahr in Deutschland so viele Straftaten registriert wie seit 2016 nicht mehr. Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger ist hoch. All das wirft auch politische Fragen auf.

epa11267201 German Interior Minister Nancy Faeser arrives for a news conference to present the Federal German police crime statistics, in Berlin, Germany, 09 April 2024. EPA/HANNIBAL HANSCHKE
Innenministerin Nancy Feaser.Bild: keystone

Laut der am Dienstag veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2023 hat unter anderem die Gewaltkriminalität zugenommen. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) betont dennoch:

«Deutschland ist weiterhin eines der sichersten Länder der Welt.»

Pandemie-Spätfolgen, Inflation und Zuwanderung

Drei Faktoren könnten 2023 nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) eine Rolle gespielt haben: Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die hohe Inflation und starke Zuwanderung innerhalb eines kurzen Zeitraums, die für den Einzelnen zu schwierigen Lebensbedingungen und schlechteren Integrationschancen führen könne.

Im Jahr 2023 wurden deutschlandweit rund 5,94 Millionen Straftaten statistisch erfasst. Das sind 5,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch wenn man ausländerrechtliche Verstösse nicht berücksichtigt, liegt der Anstieg immerhin noch bei 4,4 Prozent. Bedeutende Gesetzesverschärfungen, mit denen sich die höhere Zahl registrierter Straftaten erklären liessen, gab es im vergangenen Jahr nicht.

Im Jahr 2022 war der Anstieg der Kriminalität sogar noch höher gewesen: Damals hatte die Polizei rund 5,63 Millionen Straftaten registriert, was einem Plus von 11,5 Prozent entsprach.

Pandemie-Folgen erst als Bremse und dann als Verstärker für Kriminalität

Allerdings hatte hier noch der Corona-Effekt eine starke Rolle gespielt. Denn aufgrund der staatlichen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 hatte es in den Vorjahren weniger Tatgelegenheiten gegeben – zum Beispiel für Taschendiebe, da sich weniger Menschen im öffentlichen Raum begegneten.

Die Gewaltkriminalität nahm 2023 laut Statistik um 8,6 Prozent auf knapp 214'100 Fälle zu. Sie erreichte damit den höchsten Stand seit 2007. Der Anstieg ausländischer Tatverdächtiger fiel mit 14,5 Prozent höher aus als bei den deutschen Tatverdächtigen mit einem Plus von 2,2 Prozent. Studien zeigen allerdings, dass Menschen eine Tat eher zur Anzeige bringen, wenn sie vermuten, dass der mutmassliche Täter ein Ausländer ist.

Die Folgen der Corona-Pandemie wirken nach Einschätzung des BKA bis heute nach. Erstens vermuten die Experten Nachholeffekte – also dass Straftaten mangels Gelegenheit später verübt wurden. Zweitens verweisen sie auf Studien, die zeigen, dass die psychischen Belastungen aus der Zeit, als Schulen und Universitäten geschlossen waren, bei jungen Menschen teils auch nach Beendigung der staatlichen Massnahmen noch wirkten.

Mehr als 13 Prozent der Tatverdächtigen sind minderjährig

Das erklärt vielleicht zum Teil auch einen weiteren besorgniserregenden Befund: Die Zahl der minderjährigen Straftäter nimmt zu. Gehörten im Jahr 2022 bundesweit 13,4 Prozent aller Tatverdächtigen zur Gruppe der Kinder und Jugendlichen, so stieg ihr Anteil im vergangenen Jahr auf 13,8 Prozent.

Besonders hoch war der Zuwachs den Angaben zufolge bei ausländischen Minderjährigen. Allerdings stieg auch der Anteil nicht-deutscher Kinder und Jugendlicher an der Bevölkerung, vor allem durch Zuwanderung. Zudem hatten es Kinder von Zuwanderern teils schwerer, ihren Bildungsweg während der Pandemie erfolgreich fortzusetzen. Denn sie können insgesamt weniger auf Hilfe von ihren Eltern zählen, die nicht in Deutschland die Schule besucht haben.

Mehr Raub und Wohnungseinbrüche

Der Zahl der Wohnungseinbrüche stieg 2023 um rund 18 Prozent im Vergleich zu 2022. Das BKA betont aber, dass damit das Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 nicht erreicht ist.

Bei den Gewalttaten war der Anstieg bei Raubdelikten mit 17,4 Prozent am grössten. Die Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexueller Übergriffe im besonders schweren Fall nahmen um 2,4 Prozent zu, Körperverletzungsdelikte um rund sieben Prozent.

«Die Zunahme der Gewaltkriminalität mit mehr jungen Tatverdächtigen, einem gestiegenen Anteil nicht deutscher Tatverdächtiger und erheblich mehr Wohnungseinbruchdiebstählen verdeutlicht, dass der Kampf um Wohlstand begonnen hat und das Recht des Stärkeren populärer wird», sagt der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke.

Stark angestiegen ist im vergangenen Jahr auch die Zahl der nicht deutschen Opfer von Straftaten. Ihre Zahl nahm im vergangenen Jahr um 15,2 Prozent auf knapp 270'000 Opfer zu – und damit mehr als doppelt so stark wie die Zahl der deutschen Opfer, bei denen die Statistik einen Anstieg um 6,4 Prozent auf rund 883'000 Opfer ausweist.

Zustände wie in Schweden vermeiden

Das BKA verweist auf die schwierige Lebenssituation in Erstaufnahmeeinrichtungen für Asylbewerber. Bei Asylbewerbern und Flüchtlingen träten Risikofaktoren wie wirtschaftliche Unsicherheit und Gewalterfahrungen gehäuft auf, sagt BKA-Präsident Holger Münch. Bundesinnenministerin Faeser betont, klar sei für sie:

«Wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen.»

Zustände wie in Schweden will die deutsche Polizei unbedingt vermeiden. Das skandinavische Land ringt mit kriminellen Gangs, die sich vor allem durch Drogenhandel und Betrug finanzieren. Wegen der Bandenkonflikte kommt es immer wieder zu tödlichen Schüssen sowie Sprengstoffanschlägen. Nicht selten werden auch Unbeteiligte erschossen.

Aufklärungsquote etwas höher

Immerhin eine gute Nachricht steckt in der Kriminalstatistik für 2023: Der Anteil der aufgeklärten Straftaten lag bei 58,4 Prozent und damit 1,1 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahres. Das sei «ein schwacher Trost», sagt Faeser. Bedenklich findet Faeser den Anstieg von Straftaten im Zusammenhang mit den Drogen Kokain und Crack um fast 30 Prozent. Hier gelte es, eine negative Entwicklung wie in Belgien und den Niederlanden zu verhindern. Kokain sei in Deutschland keine Droge der Eliten mehr, betonte der BKA-Präsident. (saw/sda/dpa)

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31 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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El_Chorche
09.04.2024 14:45registriert März 2021
SOLL:

«Wer sich nicht an die Regeln hält, muss gehen.»

IST:

«Wer sich nicht an die Regeln hält, MÜSSTE gehen, wird aber trotzdem zeitlich unbegrenzt geduldet»

Die Kluft zwischen SOLL und IST begründet die rechtslastigen Wahlerfolge in letzter Zeit.
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plus:minus
09.04.2024 16:56registriert Juni 2022
Als man 2015 warnte, wurde man als Unperson abgestempelt und durfte sich eine Menge anhören.

Wer den Direktvergleich zwischen "früher" und heute nicht scheut, darf gerne Mal 3 Tage Berlin, Milano oder Paris besuchen und dann 3 Tage Budapest, Prag oder Warschau. Tag/Nacht.

Das sind mittlerweile Welten, insbesondere als weibliche Touristin als auch als Einwohnerin.

Aber gut, es ist dafür nun alles (zu) bunt und die Mehrheit will das auch weiterhin so. Könnten auch wirtschaftliche Interessen dahinterstecken, ist ein gut laufendes Business. Mir egal, ich will das nicht und steht dazu.
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Ph. Armavir
09.04.2024 15:09registriert Oktober 2023
Schweden hat auch den toleranten Kurs gefahren und bekommt jetzt die Quittung dafür. Deutschland fährt den ähnlichen Kurs und es wird genau so enden wie in Schweden. Und ein paar Jahre später steht auch die Schweiz aus gleichen gründen am Abgrund. Bedauern habe ich null und nichts, man wollte es ja so und sah sie die Probleme mit offenen Augen auf einem zu kommen. Und zum Glück trifft es dann auch jene die solche Zustände befürwortet haben und Personen die dem ganzen kritisch gegenüber standen mit der Nazikeule verbal erschlagen haben!
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