Ein junger deutscher Mann betritt den Flughafen in Varna, Bulgarien. Er trägt eine Reisetasche und einen Rucksack. Doch plötzlich rennt er panisch aus dem Flughafengelände – ohne Gepäck. Dann klettert er über einen 2,5 Meter hohen Zaun mit Stacheldraht und verschwindet.
Seither hat ihn niemand mehr gesehen. Lars Mittank wird seit bald vier Jahren vermisst.
Lars' Mutter Sandra Mittank sorgte mit ihrer Facebook-Seite «Findet Lars Mittank» dafür, dass sich der Fall ihres Sohnes schnell im Netz verbreitete. Lars' Vermisstenanzeige hat sie in 13 Sprachen veröffentlicht. Direkt nach seinem Verschwinden schaltete sich das Auswärtige Amt ein, Interpol suchte nach ihm, ebenso wie ein Privatdetektiv.
Die örtliche Presse in Varna, Spiegel TV und Aktenzeichen XY... ungelöst berichteten über den mysteriösen Fall.
Doch Lars Mittanks Spuren verloren sich im Nichts. Seine Mutter ist trotzdem überzeugt, dass er noch lebt. Sie gibt die Hoffnung bis heute nicht auf.
Immerhin hat die Suche nach Lars einen vermissten Kanadier zurück nach Hause gebracht. 2016 tauchte ein Foto in Brasilien auf. Blonde Haare, langer Bart: Man hielt den Mann erst für Lars. Doch es handelte sich um Anton Pilipa. Fünf Jahre lang war er verschwunden.
Im Sommer 2014 fliegt der damals 28-jährige Lars mit zwei Freunden in die bulgarische Hafenstadt Varna am Schwarzen Meer. Während des Urlaubs fällt seinen Mitreisenden auf, dass er sehr wenig isst.
Auch an dem Abend, an dem die jungen Männer nach dem gemeinsamen Fussballschauen etwas essen gehen, wartet Lars draussen. Doch als die beiden das Lokal verlassen, ist Lars nicht mehr aufzufinden.
Er sei mit Fussballfans in Streit geraten, und diese hätten daraufhin jemanden bezahlt, um ihn zu verprügeln, erzählt er seinen Freunden am nächsten Morgen. Lars hat einen Schlag aufs Ohr bekommen, sein Trommelfell wurde angerissen.
Lars macht einen Arztbesuch, eine Operation lehnt er ab, also wird ihm ein Antibiotikum verschrieben. Eins, das in seltenen Fällen schwere Nebenwirkungen haben könne, wie eine bulgarische Ärztin in «Aktenzeichen XY» sagte.
Lars wird für reiseunfähig befunden. Der Rückflug am 7. Juli wollen seine Freunde verschieben, um mit ihm gemeinsam die Heimreise antreten zu können, doch Lars lehnt ab.
Am nächsten Morgen will er sich nochmal vom Flughafenarzt untersuchen lassen. Also nimmt er sich für die Nacht ein günstiges Zimmer im Hotel Color, vermittelt durch seinen Taxifahrer. Aber Lars fühlt sich da nicht sicher, er ruft seine Mutter im norddeutschen Marne an und sagt, dass er Angst um sein Leben habe.
Mitten in der Nacht verlässt er das Hotel. Noch einmal ruft er seine Mutter an, und berichtet ihr, er werde verfolgt und habe sich versteckt.
Am nächsten Morgen sucht er den Flughafenarzt auf.
Als ein uniformierter Flughafenmitarbeiter die Praxis betritt, gerät Lars plötzlich in Panik – und stürmt aus dem Behandlungszimmer. Sein Gepäck, sein Handy, seinen Pass, alles lässt er liegen. Für wen Lars den Flughafenmitarbeiter gehalten habe, könne er sich nicht erklären, sagte der behandelnde Arzt.
Erst als er das Flughafengebäude verlässt, wird er langsamer. Zeugen beobachten, wie er über einen hohen Zaun klettert – und verschwindet.
(rof)