International
Deutschland

KZ-Überlebende Esther Bejarano im Alter von 96 Jahren gestorben

ARCHIV - 08.12.2019, Hamburg: Esther Bejarano, deutsch-j
«Wichtige Stimme im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus»: Bejarano im Jahr 2019. Bild: keystone

KZ-Überlebende Esther Bejarano im Alter von 96 Jahren gestorben

10.07.2021, 11:1810.07.2021, 13:29
Mehr «International»

Sie überlebte den Holocaust, weil sie im Mädchenorchester von Auschwitz spielte. Jetzt ist Esther Bejarano im Alter von 96 Jahren in ihrer Wahlheimat Hamburg gestorben. Das bestätigte Helga Obens vom Vorstand des Auschwitz Komitees am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Sie sei am frühen Morgen friedlich im Israelitischen Krankenhaus eingeschlafen. «Sie hat nicht gelitten», sagte Bejaranos enge Freundin weiter. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Der deutsche Aussenminister Heiko Maas würdigte Bejarano am Samstag auf Twitter als «wichtige Stimme im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus». In seinem Post schrieb er weiter: «Die wundervolle Ester Bejarano überzeugte mit ihrer Lebenskraft und unglaublichen Geschichte. Ihre Stimme wird uns fehlen».

Bejarano engagierte sich Jahrzehnte lang gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, wofür sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Zusammen mit ihrem Sohn Joram und ihrer Tochter Edna sang sie jüdische und antifaschistische Lieder, zuletzt tourten sie mit der Kölner Hip-Hop-Band Microphone Mafia durch Deutschland.

Geboren wurde Esther Bejarano am 15. Dezember 1924 in Saarlouis als Tochter eines jüdischen Oberkantors. Ihre Eltern wurden 1941 von den Nazis in Litauen umgebracht, sie selbst musste in einem Lager Zwangsarbeit leisten, bevor sie Anfang 1943 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde. Dort überlebte sie nur, weil sie im Mädchenorchester des Lagers Akkordeon spielte. Nach dem Krieg wanderte die junge Frau nach Israel aus, kehrte 1960 jedoch mit ihrem Ehemann nach Deutschland zurück.

Zusammen mit Tochter Edna und Sohn Joram gründete Esther Bejarano Anfang der 1980er Jahre die Gruppe Coincidence mit Liedern aus dem Ghetto und jüdischen sowie antifaschistischen Liedern. Für ihr künstlerisches Engagement erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Biermann-Ratjen-Medaille der Stadt Hamburg, die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte und das Bundesverdienstkreuz. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Treffen der Schreibtischmörder: Die Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz 1942
1 / 18
Treffen der Schreibtischmörder: Die Teilnehmer an der Wannsee-Konferenz 1942
Die Villa in Berlin, in der die Wannsee-Konferenz stattfand. Am 20. Januar 1942 trafen sich hier 15 NS-Vertreter, um die «Endlösung der Judenfrage» zu planen. Kaum einer von ihnen wurde deswegen zur Rechenschaft gezogen. Heute ist das Haus eine Gedenk- und Bildungsstätte.
quelle: dpa dpa-zentralbild / z5466/_britta pedersen
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wenn ein Mädchen im Holocaust Instagram gehabt hätte
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
10.07.2021 11:58registriert Juni 2016
Und wieder ist eine Zeugin von uns gegangen 😞

Diejenigen die uns Erinnern werden leider immer weniger obwohl wir sie mehr den je bräuchten.

Ruhe in Frieden
646
Melden
Zum Kommentar
avatar
Campino
10.07.2021 13:37registriert Februar 2015
Ich verneige mich vor dieser Frau
R.I.P
284
Melden
Zum Kommentar
avatar
Stanley Ipkiss
10.07.2021 14:22registriert November 2017
Ruhe in Frieden, dein antifaschistischer Kampf geht weiter!
275
Melden
Zum Kommentar
7
Israel erwägt vor Rafah-Angriff neuen Geisel-Deal – das Nachtupdate ohne Bilder

Kurz vor Israels erwarteter Bodenoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens gibt es Medienberichten zufolge neue Anzeichen für Bewegung bei den festgefahrenen Verhandlungen über eine Feuerpause. Israels Regierung ist demnach bereit, von ihrer ursprünglichen Forderung nach Freilassung von 40 lebenden Geiseln durch die islamistische Hamas als Gegenleistung für eine vorübergehende Waffenruhe abzurücken. Israelische Medien berichteten am Donnerstagabend, Israel sei willens, in einer ersten Phase eines Abkommens die Freilassung von lediglich 20 Geiseln – laut einem ranghohen Beamten 33 Geiseln – zu akzeptieren. Dabei gehe es um israelische Frauen, Männer über 50 Jahre und schwer Erkrankte, hiess es. An diesem Freitag seien dazu Gespräche zwischen einem israelischen Verhandlungsteam und einer ägyptischen Delegation in Israel geplant. Ägypten wolle eine Einigung erreichen, um Israels Militäreinsatz in Rafah noch abzuwenden.

Zur Story