Spektakuläre Wende im Fall des grössten Bordells Europas: Das «Pascha» in Köln wurde offenbar vorläufig vom Land Nordrhein-Westfalen beschlagnahmt. Laut einem Bericht der «Bild»-Zeitung wurden am 8. August Massnahmen ergriffen, die die Eigentümerrechte stark einschränken. Grund für diese drastische Entscheidung sind demnach Ermittlungen gegen eine Schleuserbande, die das Grossbordell zur Geldwäsche genutzt haben soll.
Bei der Beschlagnahmung handelt es sich laut Düsseldorfer Staatsanwaltschaft um eine vorläufige Massnahme. Endgültig könne der Staat das Haus erst nach einem richterlichen Beschluss einziehen. Die aktuellen Eigentümer des «Paschas» sind aufgrund dieser Entscheidung nicht befugt, das Grundstück samt pinkfarbener Immobilie im Kölner Stadtteil Ehrenfeld zu verkaufen oder zu verändern.
Hintergrund der staatlichen Aktion sind dem «Bild»-Bericht zufolge umfangreiche Ermittlungen, die im Mai in einer grossangelegten Razzia mündeten. Die Behörden deckten dabei eine angebliche Schleuserbande auf, die vermögende chinesische Staatsbürger illegal nach Deutschland gebracht haben soll – laut einer Recherche des ZDF für jeweils bis zu 360'000 Euro pro Person. Die Gruppe habe ihre Einnahmen aus dem Schleusergeschäft über das «Pascha» gewaschen, so die Anschuldigungen.
Das bekannte Bordell, das es schon seit 1972 gibt, ist im März 2021 von einer deutschen Firma für elf Millionen Euro erworben worden. Diese Firma soll unter anderem einer chinesischen Geschäftsfrau und mehreren deutschen Anwälten gehören. Offiziell von André Wienstroth betrieben, wurde das «Pascha» nach der Coronapandemie am 18. März 2022 wiedereröffnet. Der 51-Jährige renovierte das Bordell und das Hotel in der neunten Etage umfassend.
Bei Razzien wurden insgesamt zehn Personen verhaftet; zusätzlich wurden rund 1,2 Millionen Euro in bar beschlagnahmt. Als Hauptverdächtige wurden zwei Rechtsanwälte im Alter von 42 und 46 Jahren aus dem Raum Köln identifiziert.
Wegen des Vorwurfs der Schleuserei, der Bestechung und Bestechlichkeit werde nun gegen die Anwälte, aber auch gegen Mitarbeiter mehrerer Behörden in Köln und Umgebung ermittelt, berichtete das ZDF. Eine Person werde mit internationalem Haftbefehl gesucht, ein weiterer Verdächtiger soll in Untersuchungshaft sitzen. Pascha-Betreiber Wienstroth hat sich bisher nicht geäussert.
Auch politische Verflechtungen kamen innerhalb der Ermittlungen ans Licht: Die beiden verdächtigten Anwälte haben dem CDU-Kreisverband Rhein/Erft und der CDU Rhein/Berg grosse Spenden haben zukommen lassen – fast 13'000 und 30'000 Euro. Sie spendeten auch jeweils 5'000 Euro an die Bundes-CDU und die Junge Union. Die Kreisverbände haben die Spenden selbst öffentlich gemacht und angekündigt, mit den Ermittlern zu kooperieren.