International
Deutschland

Mit Lügen gegen die «Lügenpresse» – Pegida fälscht Spiegel-Online-Titel

Das Wort «Asylbetrüger» hätten die Pegida-Leute gern in einem Spiegel-Online-Artikel gelesen. Leider nein.
Das Wort «Asylbetrüger» hätten die Pegida-Leute gern in einem Spiegel-Online-Artikel gelesen. Leider nein.Bild: Getty Images Europe

Mit Lügen gegen die «Lügenpresse» – Pegida fälscht Spiegel-Online-Titel

17.08.2015, 04:0917.08.2015, 16:13
Mehr «International»

Einer lügt doch hier! Die ohnehin dahinsiechende Bewegung «Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes», Pegida, generiert mit mittlerweile ziemlich dreisten Methoden Aufmerksamkeit: Am Wochenende haben die Administratoren der Seite einen Spiegel-Online-Link gepostet. Der vermeintliche Titel des Artikels: «Asylbetrüger besteigen Eurocity aus Mazedonien Richtung Germany». 

Abgesehen davon, dass im Artikel Deutschland mit keinem Wort erwähnt wird (es geht um das mazedonische Städtchen Gevgelija, das Flüchtlinge auf ihrem Weg von Griechenland nach Serbien passieren, und zudem, welcher Zug fährt von Mazedonien nach «Germany»?), ist es unwahrscheinlich, dass ein solcher Titel aus den Fingern der Spiegel-Online-Redakteure, oder wie Pegida mutmasst, aus den Fingern eines Volontärs stammt. 

Zu der Uhrzeit, zu der der Artikel erschienen ist, arbeiten nicht mal Volontäre.

Auf jeden Fall: Zur Zeit des Pegida-Posts lautete die vermeintlich entlarvende Überschrift bei Spiegel Online «Flüchtlinge in Mazedonien: Panik vor dem Zaun». Keine Spuren auf Google von einem älteren Titel, keine Beweise vonseiten Pegida. Kurz: Die Administratoren der Facebook-Seite haben den Titel gefälscht.

Das ist ziemlich einfach, wie der Journalist Stefan Niggemeier in seinem Blog-Artikel zur Pegida-Lüge erklärt. «Man kann, wenn man bei Facebook Links postet, die automatisch von der fremden Seite übernommene Überschrift ändern und durch einen beliebigen eigenen Text ersetzen. Einfach so.» Niggemeiers Beispiel:

Spiegel Online hat die Pegida-Darstellung inzwischen dementiert.

Pegidas Anhänger-Zählsystem

1 / 6
Pegida: Neues Zählsystem
Lutz Bachmann präsentiert auf Facebook, wie die grünen Tonnen funktionieren.
quelle: pa/zb/dpa / pa/zb/dpa
Auf Facebook teilenAuf X teilen

(dwi)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Drohnensichtungen an US-Ostküste: Weisses Haus beschwichtigt

Die zahlreichen gemeldeten Drohnensichtungen an der US-Ostküste sind für das Weisse Haus kein Grund zur Sorge. «Wir haben derzeit keine Beweise dafür, dass die gemeldeten Drohnensichtungen eine Bedrohung der nationalen oder öffentlichen Sicherheit darstellen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, in Washington. «Wir verstehen, dass die Menschen besorgt sind. Wir verstehen, dass sie Fragen haben. Wir haben auch Fragen – und wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Antworten darauf zu bekommen.»

Zur Story