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Nach dem Merkel-Knall – 3 Fragen zum CDU-Rücktritt

Darf sie das überhaupt? 3 Fragen zum Merkel-Knall

29.10.2018, 12:2029.10.2018, 13:16
Max Biederbeck / watson.de
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epa07128862 (L-R) CDU Secretary General Annegret Kramp-Karrenbauer and German Chancellor Angela Merkel arrive for a Federal Board Meeting of the Christian Democratic Union (CDU) at the CDU's head ...
Wie weiter, Angela Merkel?Bild: EPA/EPA

Wow.

So zäh und schleppend der hessische Wahlabend für die CDU am Sonntag war, so sehr knallt es am Montag.

Seit 9 Uhr morgens tagt das Präsidium der Christdemokraten im Konrad-Adenauer-Haus. Und dort soll die CDU-Chefin selbst das Wort ergriffen und geradezu Historisches angekündigt haben. Nach 18 Jahren kandidiert sie nicht mehr für den Parteivorsitz. Trotzdem will Angela Merkel Kanzlerin bleiben.

Geht das überhaupt?

Klar, das geht.

Bereits Gerhard Schröder war am Ende seiner Amtszeit nicht mehr Parteivorsitzender der SPD.

Angela Merkel war bisher einfach nur kein Fan dieser Variante. Das ist erst einmal nachvollziehbar, denn wer seine Partei innenpolitisch im Griff hat, der kann auch seine Regierungspolitik leichter durchsetzen.

Das Beispiel Schröder aber hat gezeigt: Seine Macht erodierte ab dem Moment, da er den Parteivorsitz 2004 nicht mehr inne hatte. 

Allerdings: Nach drei Regierungszeiten mit der Grossen Koalition hat sich die Logik des Festhaltens an Parteivorsitz und Kanzlerschaft für Angela Merkel abgenutzt. Ihre Doppelfunktion hat weniger geholfen, als dass sie ihre Regierung schwächte. Darauf hat sie jetzt nach zwei verkorksten Landtagswahlen reagiert.

Gibt es eine Strategie hinter dem Rücktritt?

Ja, die gibt es.

  • Indem sie jetzt zurücktritt, kann sie sich noch aus einer relativ starken Stellung heraus um ihre Nachfolge kümmern.
  • Gleichzeitig schaufelt sie sich selbst als Regierungschefin Handlungsspielraum frei, indem sie vielen innerparteilichen Kritikern entgegenkommt. Wenn das Verhältnis der CDU zu ihrer Kanzlerin dadurch stabilisiert wird, spricht nichts gegen die Fortsetzung der Regierung. Merkel bringt ihre Ära zu Ende, während die CDU über die eigene Zukunft verhandelt.

Es ist kein Geheimnis, dass die Kanzlerin dafür die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer vorsieht. Die steht grundsätzlich für den Kurs Merkels. Für den Job als Generalsekretärin verzichtete die Saarländerin sogar auf ihr Amt als Ministerpräsidentin des Landes.

Seit 2005 ist Merkel Bundeskanzlerin, das ist ihr Werdegang

Video: srf

Es wäre wie beim Schach, eine Rochade. Die Königin tritt zur Seite, um eine ihrer stärksten Figuren (den Turm) ins Spiel zu bringen. Mit so einer Rochade könnte sie ihre politischen Inhalte sichern und die Partei gleichzeitig erneuern.

Wird das funktionieren?

Das ist nicht klar.

Die Partei wird im Dezember entscheiden, wer die Nachfolgerin oder der Nachfolger von Angela Merkel werden soll. Unter Merkel hat man es gerne vergessen, aber natürlich gibt es auch in der CDU sehr unterschiedliche Strömungen und Lager.

So hat bereits heute Christian von Stetten, der mittelstandspolitische Sprecher der Fraktion und Vorsitzender des einflussreichen Parlamentskreises Mittelstand, angekündigt, einen Kandidaten vorschlagen zu wollen. Dabei könnte es sich um Friedrich Merz handeln, wie auch die DPA erfahren haben will.

Friedrich Merz steht vor allem für den wirtschaftsliberalen Flügel der Union. Seine Kandidatur ist eine direkte Kampfansage an die Übergangspläne der Kanzlerin.

epa07128788 (FILE) - Friedrich Merz, Chairman of BlackRock Germany, speaks at the 'Man meets Technology' Banking Summit in Frankfurt Main, Germany, 07 September 2017 (reissued 29 October 201 ...
Friedrich Merz.Bild: EPA/EPA

Auch andere Kandidaten werden sich finden. Da wäre zum Beispiel Armin Laschet, der dem grössten CDU-Landesverband in NRW vorsteht. Und da ist Jens Spahn, der für einen national konservativen Kurs steht und schon seit Jahren konservative Politiker der CDU um sich sammelt. 

Merkels Gesichtszüge

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Merkels Gesichtszüge
Angela Merkel tätschtelt einen Kiwi namens Whau in Auckland – der Vogel schaut betreten zu Boden.
quelle: x00425 / nigel marple
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Video: srf/SDA SRF
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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Effersone
29.10.2018 12:34registriert April 2016
„Mit so einer Rochade könnte sie ihre politischen Inhalte sichern und die Partei gleichzeitig erneuern.“

Genau, die deutsche Bevölkerung möchte weiterhin die gleichen politischen Inhalte. Deswegen wandern massiv Wähler zu AFD und Grünen ab... 🙄
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what's on?
29.10.2018 12:37registriert Juni 2017
Irgendwie peinlich, dass man heutzutage schon das Wort "Rochade" erklären muss - oder liegt es am Medium und dessen Zielgruppe?
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N. Y. P.
29.10.2018 12:51registriert August 2018
Es wäre wie beim Schach, eine Rochade. Die Königin tritt zur Seite, um eine ihrer stärksten Figuren (den Turm) ins Spiel zu bringen. Mit so einer Rochade könnte sie ihre politischen Inhalte sichern und die Partei gleichzeitig erneuern.


Der König hat natürlich wieder nichts zu sagen. Der arme Kerl. Voll unter der Fuchtel von Frau Königin.
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