International
Deutschland

Scholz appelliert an Ampel-Partner: «Ich bin der Kanzler»

epa11701097 German Chancellor Olaf Scholz speaks during a press conference at the Chancellery in Berlin, Germany, 04 November 2024. German Chancellor Olaf Scholz and NATO Secretary-General Rutte met f ...
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz macht seinen Koalitionspartnern eine Ansage.Bild: keystone

«Ich bin der Kanzler» – Scholz appelliert an Ampel-Partner

04.11.2024, 17:4104.11.2024, 17:41
Mehr «International»

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hat die Erwartung geäussert, dass die angeschlagene Ampel-Koalition ihre Arbeit fortsetzt. Die Regierung sei gewählt, im Amt und werde ihre Aufgaben erledigen, sagte der SPD-Politiker in Berlin am Rande eines Treffens mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte auf Nachfrage von Journalisten.

Vorher hatte sich Scholz im Kanzleramt mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) getroffen. Das Gespräch leitete eine Reihe von Spitzenrunden ein, in denen in den kommenden Tagen geklärt werden soll, ob und wie die angeschlagene Koalition angesichts in der Wirtschafts- und Finanzpolitik wieder auf einen gemeinsamen Nenner kommen kann. SPD-Chef Lars Klingbeil hatte von einer «Woche der Entscheidung» gesprochen.

Scholz fordert seriöse Arbeit von Koalition

Scholz sagte:

«Ich bin der Kanzler. Es geht darum, dass wir in ernsten Zeiten die Herausforderungen bewältigen, vor denen wir stehen. Es geht um Wirtschaft und Arbeitsplätze. Es geht um Pragmatismus und nicht um Ideologie.»

Er sprach von Aufgaben, die gelöst werden müssten «und dazu muss man seriös arbeiten. Das ist das, was ich von allen erwarte.»

Grüne: Wir wollen den Bruch nicht – «einfach unseren Job tun»

Auch Grünen-Chef Omid Nouripour forderte die Ampel-Partner zum Durchhalten auf. «Wir wollen den Bruch nicht. Wir gehen auch davon aus, dass andere vertragstreu sind und wir die Arbeit, die wir hier miteinander machen, zu Ende bringen», sagte er in Berlin. Habeck sagte: «Dies ist die schlechteste Zeit, dass die Regierung scheitert.» Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) appellierte bei einem Besuch in der Ukraine an die Koalition, dass sich im Sinne internationaler Verantwortung «vielleicht alle ein bisschen zusammenreissen, einfach unseren Job tun».

FILE - German Chancellor Olaf Scholz, from right, Economy and Climate Minister Robert Habeck and Finance Minister Christian Lindner listen to a debate about Germany's budget crisis at the parliam ...
Christian Lindner, Robert Habeck und Olaf Scholz haben sich nicht mehr viel zu sagen.Bild: keystone

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai machte nach einer Sitzung der Spitzengremien seiner Partei deutlich, dass es nun um Ergebnisse bis zum Koalitionsausschuss des Ampel-Bündnisses am Mittwochabend gehe.

Ampel-Koalitionäre beraten in mehreren Runden

Die Koalition versucht ihre Differenzen zunächst in kleineren Runden beizulegen. Auch für Dienstag ist nach Angaben aus Regierungskreisen eine Dreierrunde mit Scholz, Lindner und Habeck angesetzt. Am Mittwoch kommt mit dem Koalitionsausschuss dann eine grössere Runde zusammen, der auch die Partei- und Fraktionschefs von SPD, Grünen und FDP angehören.

Im Zentrum des Streits zwischen den Regierungspartnern stehen die Wirtschaftspolitik und der Bundeshaushalt für das kommende Jahr. Schaffen es SPD, Grüne und FDP nicht, sich auf ein gemeinsames Vorgehen zu verständigen, droht der seit drei Jahren regierenden Koalition ein vorzeitiges Ende und das Land stünde vor einer vorgezogenen Bundestagswahl.

Bild der Uneinigkeit: Getrennte Gipfel und Papiere

Zugespitzt hatte sich der Streit in der Ampel über die richtigen Massnahmen angesichts der Konjunkturflaute und über Prioritäten bei den Staatsausgaben Ende vergangener Woche. In einem Grundsatzpapier hatte Lindner eine Neuausrichtung der Wirtschafts- und Finanzpolitik gefordert. Zuvor hatten die Koalitionspartner bereits ein Bild der Uneinigkeit abgegeben, als Wirtschaftsvertreter zu getrennten Gipfeln mit Kanzler Scholz und der FDP-Seite mit Lindner eingeladen wurden, während Wirtschaftsminister Habeck ebenfalls eigene Vorschläge zur Verbesserung der Lage in einem Impulspapier vorlegte.

Der Reigen der getrennten Gipfel mit Wirtschaftsvertretern ging am Montag weiter. Nach dem Gespräch mit Scholz und Habeck fuhr Lindner in den Bundestag zu einem FDP-Treffen mit rund und 20 Vertretern von Wirtschaftsverbänden. «Es müssen jetzt Ergebnisse geliefert werden», sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr anschliessend. Auf die Frage, wie entscheidend der Koalitionsausschuss sei, sagte er: «Ich orientiere mich nicht an Deadlines, sondern ich orientiere mich an Ergebnissen.»

Opposition sieht Ampel am Ende

Einhellig sind die Reaktionen der Opposition mit Blick auf die Lage der Koalition: «Die Ampel muss jetzt staatspolitische Verantwortung übernehmen, nämlich die Sache zu beenden», sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nach Sitzungen der CDU-Spitzengremien in Berlin. Deutschland brauche einen Neustart. Es müsse so schnell wie möglich zu einer Neuwahl kommen. CSU-Generalsekretär Martin Huber forderte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Eingreifen auf: «Es ist höchste Zeit, dass der Bundespräsident den Streithähnen klarmacht, dass es Zeit für Neuwahlen ist.»

Halle Saale, Sachsen-Anhalt, Deutschland, 27.10.2024: Messe: Deutschlandtag Junge Union: CSU-Generalsekret�r Martin Huber h�lt eine Rede *** Halle Saale , Saxony-Anhalt, Germany, 27 10 2024 Messe Deut ...
CSU-Generalsekretär appelliert an den deutschen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.Bild: IMAGO / dts Nachrichtenagentur

AfD-Chefin Alice Weidel schrieb bei X: «Deutschland braucht keine Koalition, die sich auf Therapiesitzungen mit sich selbst beschäftigt, sondern eine Regierung, die den wirtschaftlichen Absturz unseres Landes stoppt!» BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht sagte «Welt»: «Die Woche der Entscheidungen sollte zur Scheidungswoche der Ampel werden. Ein viertes Ampel-Jahr würde für die Wirtschaft unumkehrbare Verwerfungen bedeuten und millionenfach Wohlstand vernichten.» Die Co-Vorsitzende der Linken, Ines Schwerdtner, kritisierte Scholz. Dieser zitiere nun wie ein Schulleiter Finanzminister Lindner zu sich, um mit mahnenden Worten «irgendeine Form von Zusammenarbeit in dieser Koalition noch möglich zu machen». (hkl/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mulumbi
04.11.2024 19:08registriert April 2024
Frei nach Tywin Lannister: „Ein König, der sagen muss: „Ich bin der König“, ist kein richtiger König.“
381
Melden
Zum Kommentar
avatar
Speedy Gonzalez
04.11.2024 18:15registriert Oktober 2023
Offiziell mag er wohl der Kanzler sein aber er hat nie das nötige Format entwickelt und es scheint auch nicht, dass er jemals das Zeugs dazu hatte ein guter Kanzler zu werden oder ein Staatsmann von dem man noch Jahre reden wird.
Er hat leider einige sehr schlechte Entscheidungen getroffen und es scheint, dass ihn die Angst leitet und nicht der Mut es besser als seine Vorgänger machen zu können.
Das muss man auch akzeptieren sowohl er als Person aber auch wir aussenstehenden.
So wird seine Zeit bald zu einem Ende kommen und es macht keinen Sinn mehr über ihn zu schreiben.

Alles hat ein Ende.
363
Melden
Zum Kommentar
avatar
Dr. Rodney McKay
04.11.2024 18:49registriert September 2024
Guter Witz Scholzi.

In einer Firma wärst du als Führungsperson wegen Untätigkeit und Arbeitsverweigerung schon lange entlassen worden.
201
Melden
Zum Kommentar
20
Schweizer Sportler bei Triathlon in Salzburger See ertrunken
Bei einem Triathlon in Obertrum im Salzburger Flachgau ist am Sonntag ein 62-jähriger Schweizer gestorben. Das bestätigte die Polizei der Nachrichtenagentur APA.
Zur Story