Die Air-Berlin-Tochter Niki ist pleite. Die Lufthansa zog am Mittwoch ihr Angebot für die Tochter der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin zurück. In der Folge ging bei der Berliner Justiz ein Antrag von Niki für die Eröffnung eines Insolvenzantrags ein.
Damit könnten kurz vor Weihnachten rund 1000 Mitarbeiter ihren Job verlieren und tausende Passagiere stranden. Die österreichische Bundesregierung sicherte ihnen umgehend die Repatriierung zu.
Die Lufthansa hatte Niki zuletzt mit einer Brückenfinanzierung in zweistelliger Millionenhöhe in der Luft gehalten – diese fällt nun weg.
Als Grund für den Rückzug vom Niki-Kauf gab die Lufthansa an, dass eine schnelle Freigabe des Erwerbs durch die EU-Kommission nicht zu erwarten sei. Der im Oktober geschlossene Kaufvertrag könne nicht vollzogen werden.
Air Berlin hatte nach dem Lufthansa-Ausstieg mitgeteilt, man suche jetzt nach Alternativen, um die noch fliegende Niki doch zu Geld zu machen.
Der Rückzieher der Lufthansa hat auch Konsequenzen für den deutschen Staat. Durch den unerwarteten Ausfall der Erlöse aus dem Niki-Verkauf kann der vom Staat verbürgte Kredit der KfW an Air Berlin möglicherweise nur zum Teil zurückgezahlt werden. Die Bundesregierung hatte für 150 Millionen Euro eine Bürgschaft übernommen.
Der frühere Formel-Eins-Weltmeister und Unternehmer Niki Lauda zeigte sich immer noch an der ursprünglich von ihm gegründeten Airline interessiert. Dies sei «natürlich» weiter der Fall, sagte Lauda am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Reuters.
Die österreichische Air-Berlin-Tochter bräuchte jedoch einen Neustart im Zuge eines Insolvenzverfahrens. Auf die Frage, wie viel Geld er für Niki in die Hand nehmen würde, sagte Lauda: «Der Preis, den man für eine insolvente Airline zahlen muss, ist niedriger als der für eine, die noch fliegt.»
Lauda wollte die Airline im Insolvenzverfahren der Niki-Mutter Air Berlin übernehmen. Er hatte gemeinsam mit der Thomas Cook-Tochter Condor geboten, aber gegenüber der Lufthansa den Kürzeren gezogen.
An dem Erwerb der anderen Air-Berlin-Tochter LG Walter wollte die Lufthansa hingegen festhalten, teilte Airline weiter mit. Dieser Kauf steht ebenfalls noch unter dem Vorbehalt der kartellrechtlichen Zustimmung der EU-Kommission.
Der Kaufpreis von 18 Millionen Euro sei noch Gegenstand erneuter Verhandlungen und solle im Wesentlichen zur Tilgung des von der KfW an Air Berlin gewährten Massekredits verwendet werden. Für Niki und LG Walter hatte die Lufthansa 210 Millionen Euro geboten.
Mit dem Verzicht auf Start- und Landerechte hatte Lufthansa versucht, die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission gegen die Air-Berlin-Teilübernahme zerstreuen.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr hatte für den Fall eines Scheiterns der Niki-Übernahme einen «Plan B» angekündigt. Er sehe vor, die Lufthansa-Tochter Eurowings in der gleichen Grössenordnung von rund 20 Flugzeugen aus eigener Kraft wachsen zu lassen.
«Die Air-Berlin-Gruppe prüft derzeit Verwertungsalternativen für die Niki Luftfahrtgesellschaft», betonte Air Berlin in einer Pflichtmitteilung für die Börse.
Air Berlins Generalbevollmächtiger Frank Kebekus hatte noch am Dienstag mitgeteilt, Lufthansa sei der einzig zuverlässige Kaufinteressent für Niki. Interesse an einem Kauf hatten in den vergangenen Monaten auch Thomas Cook (Condor) und der British-Airways-Mutterkonzern IAG gezeigt. (sda/dpa/bal)