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Mutter und Tochter nach Anschlag in München gestorben

epa11896316 Flowers and candles are left at the scene after a car rammed into a rally in Munich, Germany, 14 February 2025. According to Munich police, at least 36 people were injured when a car drove ...
Kerzen und Blumen für die Opfer des Anschlags in München.Bild: keystone

Mutter und Tochter nach Anschlag in München gestorben

15.02.2025, 18:2815.02.2025, 18:49
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Zwei Tage nach dem Anschlag auf eine Demonstration in München sind eine Mutter und ihre kleine Tochter an ihren schweren Verletzungen gestorben. Es handele sich um ein zweijähriges Mädchen und eine 37 Jahre alte Frau aus München, teilte das bayerische Landeskriminalamt mit. Am Nachmittag kam Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Anschlagsort und legte eine weisse Rose an einem improvisierten Gedenkort nieder.

Bei der Fahrt eines 24-jährigen Afghanen mit seinem Auto in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi am Donnerstag waren laut Polizei mindestens 39 Menschen verletzt worden. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat. Der Fahrer sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Verdi-Chef Frank Werneke äusserte sich zutiefst erschüttert über den Tod von Mutter und Tochter. Seinen Angaben zufolge handelt es sich bei der 37-Jährigen um eine Kollegin, die mit ihrem Kind an dem Demonstrationszug teilgenommen hatte. «Die Trauer über das Leid der Opfer des Anschlags von München wird so schier unermesslich», erklärte er.

Täter spricht in Vernehmung von Absicht

Als Anhaltspunkt für eine islamistische Motivation hatte die Leitende Oberstaatsanwältin der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München, Gabriele Tilmann, unter anderem die Aussage von Polizisten genannt, der Fahrer habe nach der Tat «Allahu Akbar» gerufen.

Der 24-Jährige habe in einer Vernehmung auch eingeräumt, den Wagen absichtlich in das Ende des Verdi-Demonstrationszugs gesteuert zu haben. Die Aussagen deuteten auf eine religiöse Motivation hin, sagte Tilmann am Freitag. Details zu den Äusserungen während der Vernehmung wollte sie nicht nennen.

Die Ermittlungen stünden zwar noch am Anfang, betonte Tilmann. Sie traue sich aber, nach derzeitigem Stand von der Annahme eines islamistischen Hintergrunds zu sprechen. Unter anderem seien Chats auf dem Smartphone des Fahrers ausgewertet worden.

Bundesanwaltschaft hat Ermittlungen übernommen

Aufgrund der besonderen Bedeutung des Falls übernahm die Bundesanwaltschaft am Freitagabend die Ermittlungen. «Es besteht der Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen ist», teilte die oberste Anklagebehörde in Deutschland in Karlsruhe mit. Die Tat sei geeignet, die innere Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen. Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen führt weiter das Bayerische Landeskriminalamt.

Der Afghane hatte sich nach Angaben der Ermittler zuletzt rechtmässig in Deutschland aufgehalten. Wie aus einem Gerichtsurteil gegen die Ablehnung seines Asylantrags aus dem Oktober 2020 hervorgeht, soll er über seine Fluchtgeschichte gelogen haben. Im April 2021 erliess die Stadt München jedoch einen Duldungsbescheid und im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis für den 24-Jährigen.

Die Tat hat eine Woche vor der Bundestagswahl Streit unter politischen Parteien ausgelöst, welche Schlüsse daraus gezogen werden müssen. Bundeskanzler Scholz forderte beim Besuch des Anschlagsortes harte Konsequenzen. «Solche Dinge sollten sich nicht zutragen», sagte er. «Wer so was macht, muss mit den härtesten Strafen rechnen.» Und wer kein Aufenthaltsrecht besitze, müsse am Ende der Strafverbüssung das Land verlassen. (sda/dpa)

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Anschlag in München
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Anschlag in München
Rettungskräfte am Tatort, nachdem ein Auto in eine Gruppe von Teilnehmern einer Demonstration der Gewerkschaft Verdi in München, Deutschland, gefahren wurde.
quelle: keystone / vifogra / paul
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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troop5444
15.02.2025 19:29registriert März 2016
Fast alle Täter der letzten Monate hätten längst abgeschoben werden müssen - oder sind, wie er, "geduldet". Wer entscheidet über die Duldung?
Das heutige Asylwesen Deutschlands (und der Schweiz) ist dysfunktional, willkürlich und geradezu eine Verhöhnung des vielzitierten "Rechtsstaats".
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Kommissar Rizzo
15.02.2025 19:38registriert Mai 2021
Mögen sie in Frieden ruhen und ihre Angehörigen es irgendwann verarbeiten können.

Es ist unfassbar, dass jeder dieser Terroristen schon längst nicht mehr in Europa hätte sein dürfen!

Ignoranz und utopische Naivität haben dazu geführt. Unfassbar. Und natürlich wird niemand Verantwortung übernehmen.
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000359.f7b80553@apple
15.02.2025 18:47registriert Januar 2025
Das ist so eine fürchterliche Nachricht, tut mir im Herzen weh. Ich fühle eine Mischung aus Wut und tiefer Trauer. Was ist denn nur aus Deutschland geworden, dass eine junge Mutter und ihre zweijährige Tocher Opfer eines solchen Anschlags werden konnten...wie hat man es nur so weit kommen lassen.
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