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Ex-RAF-Terroristin: «Am Ende waren wir wie die SS»

Ex-RAF-Terroristin: «Am Ende waren wir wie die SS»

Die RAF-Terroristin Daniela Klette steht bald vor Gericht. Vor dem Prozessbeginn spricht eine Ex-Terroristin schonungslos über die Taten der Gruppe.
26.02.2025, 04:2026.02.2025, 04:20
Christoph Cöln / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Die frühere RAF-Terroristin Silke Maier-Witt hat die mutmasslichen Taten von Daniela Klette scharf verurteilt. Klette und Burkhard Garweg – einst ebenfalls RAF-Mitglieder – seien «Rentner, die ihren Lebensunterhalt finanzierten, indem sie Leute überfallen und traumatisiert haben», sagte Maier-Witt in einem Interview mit dem Magazin «stern». «Das ist nicht revolutionär. Das ist nur traurig», so die 75-Jährige.

Maier-Witt war im Jahr 1977 beteiligt an der Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer und gilt als Mitglied der sogenannten zweiten Generation der «Rote Armee Fraktion» (RAF). Klette und Garweg werden der dritten Generation zugeordnet. Vor einem Jahr wurde Klette in Berlin verhaftet, ihr werden mehrere Raubüberfälle sowie unerlaubter Waffenbesitz und versuchter Mord vorgeworfen. Ende März startet der Prozess gegen sie am Landgericht Verden.

Apr. 18, 2012 - The biggest search in the histoyr of the federal republic of germany: In the very same night of October 19th, when the dead body of Hanns-Martin Schleyer just was found, in the FRG sta ...
Silke Maier-Witt (oben rechts) auf einem Fahndungsfoto 1977.Bild: imago stock&people

Zum Auftakt des Prozesses will Klette eine Erklärung abgeben. «Frau Klette wird direkt am ersten Verhandlungstag eine kurze Erklärung abgeben», sagte ihr Verteidiger Lukas Theune am Dienstag. Sie blicke «kämpferisch» auf das Verfahren.

Der noch immer untergetauchte Garweg lebte laut Ermittlern zuletzt auf einem Bauwagenplatz in Berlin. In einem «Brief aus der Illegalität» stellte er sich und Klette unlängst in einen Zusammenhang mit den weltweiten Kämpfen gegen Kapitalismus, Klimakrise, Patriarchat und Rassismus. Darauf angesprochen sagte Maier-Witt «stern»: «Der Garweg mit seinen Bauwagengeschichten auf einer Bühne mit den grossen Revolutionären! Das ist schon wieder lustig, oder?».

Maier-Witt: Zuletzt nur noch «perfektioniertes Töten»

Der Prozess gegen Klette vor dem Landgericht Verden soll am 25. März beginnen. Es geht um 13 Raubüberfälle. Die Anklage wirft der 66-Jährigen versuchten Mord, unerlaubten Waffenbesitz sowie versuchten und vollendeten schweren Raub vor.

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Daniela Klette bei ihrer Festnahme.Bild: keystone

Das Trio Klette, Staub und Garweg soll zwischen 1999 und 2016 Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen haben, um das Leben im Untergrund zu finanzieren. Bei den Taten sollen sie 2,7 Millionen Euro erbeutet haben. Laut Anklage bedrohten sie ihre Opfer mit Schusswaffen oder Elektroschockern. Klette war den Angaben nach meist die Fahrerin des Fluchtautos.

Über ihre eigene Zeit in der linksextremistischen Terrorgruppe sagte Maier-Witt, die RAF sei zuletzt nur noch «perfektioniertes Töten» gewesen. Nach der Ermordung von Schleyer habe sie gelesen, er sei mit einem Genickschuss getötet worden.

«Da habe ich gedacht: Das sind SS-Methoden, da bist Du jetzt also angekommen. Das ist das Bittere: Wir wollten alles anders machen – aber am Ende waren wir wie die SS.»

Verwendete Quellen:

  • Vorabmeldung des "stern"
  • Nachrichtenagentur dpa
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33 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Katerchen
26.02.2025 06:06registriert März 2023
Terrorismus ist immer schlecht und zu verurteilen egal ob er aus der inken, rechten oder religieusen Ecke kommt!
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Rr CC
26.02.2025 05:34registriert Juni 2023
Es ist zu wünschen, dass Frau Klette eine angemessen hohe Strafe erhält und sie in der angekündigten Verlautbarung ihre Opfer nicht noch weiter traumatisiert, sondern diese nutzt, um echte Reue zu zeigen.
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Joshzi
26.02.2025 06:36registriert September 2014
Klar unterscheidet man sich nicht mehr von gewalttätigen und menschenverachtenden Ideologien und Institutionen, wenn man selber gewalttätige und menschenverachtende Methoden anwendet. Leider führt die Überzeugung, dass man nur selber über "richtigen" Überzeugungen verfüge, nicht selten dazu, dass man glaubt, der Zweck heilige die Mittel. Diese Überzeugung leuchtet ebenfalls aus dem Gedanken heraus, dass Demokratie ausschliesslich Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit bedeutet und alle anderen Prinzipien keine Rolle spielen würden - keine Rolle spielen sollten.
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