Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hat bei der Stimmabgabe in seinem Wahllokal in Aachen den Stimmzettel so gefaltet, dass beim Einwerfen in die Urne seine Kreuze für die CDU zu sehen waren. Das ist auf Fotoaufnahmen zu sehen. Die Szene am Sonntag sorgte im Netz prompt für Diskussionen. Auch die Wahlentscheidung von Laschets Frau, die ebenfalls kurz darauf ihre Stimme abgab, ist zum Teil auf den Fotos erkennbar.
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Auf Twitter wird nun darüber diskutiert, ob der Unionsspitzenkandidat auf korrekte Art und Weise seine Stimme abgegeben hat. Weder die Landeswahlleitung in Düsseldorf noch die Bundeswahlleitung waren zunächst für eine Stellungnahme erreichbar. Die CDU äusserte sich auf Anfrage zunächst nicht.
«Zeit»-Journalist Bernd Ulrich nimmt Laschets Fehltritt im Wahllokal mit Sarkasmus:
Dass #Laschet sein Wahlkampfprinzip „Kein Tag ohne Fehler“ auch am Wahltag selbst noch durchzieht, nötigt mir einen gewissen Respekt ab— Bernd Ulrich (@berndulrich) September 26, 2021
Für den SPD-nahen Politikberater Erik Flügge hat sich Laschet für das Amt des Bundeskanzlers disqualifiziert:
Ich möchte als Mindestvoraussetzung für das Kanzleramt mal eine rote Linie ziehen: Man sollte geheime Unterlagen (wie einen Wahlzettel) geheim halten können.— Erik Flügge (@erik_fluegge) September 26, 2021
Ähnlich argumentiert der Experte für erneuerbare Energien Volker Quaschning:
Wenn @ArminLaschet seinen Wahlzettel bewusst so umfaltet, dass andere sein Kreuz sehen können, verletzt er entweder vorsätzlich das Wahlgeheimnis oder versteht nicht, was er tut. Beides disqualifiziert ihn aus meiner Sicht, unser Land zu führen.#btw21 #Bundestagswahl21 https://t.co/pXAFOZtWwd— Volker Quaschning (@VQuaschning) September 26, 2021
Der Journalist Mario Sixtus spekuliert über Laschets mögliche Motive:
Es ist doch ganz einfach: - entweder Laschet ist wirklich zu nachlässig und fahrig um einen Wahlzettel richtig zu falten - er geht davon aus, über allen Regeln zu stehen- oder es war eine abgesprochene Inszenierung für die Fotografen der #Bild-Zeitung.Was wäre schlimmer?— Mario Sixtus 🇭🇰💉💉 (@sixtus) September 26, 2021
Der «Spiegel»-Journalist Jonas Schaible plädiert dafür, die Kirche im Dorf zu lassen:
Ach Leute, da krakeelt ein Teil der Bevölkerung ständig von Wahlbeeinflussung und Briefwahl und dass alles nicht sauber vonstatten gehe, und dann faltet einer der Kanzlerkandidaten den Wahlzettel nicht richtig, das ist kein Skandal, aber auch echt nicht hilfreich.— Jonas Schaible (@beimwort) September 26, 2021
Natürlich ist der Fauxpas auch eine Steilvorlage für Memes und Fotomontagen.
++++EIL+++
— Tante Molotov ᶜ ᵃ ⁿ ⁿ ᵃ ⁴ ² ⁰💭 (@brokkolisseur) September 26, 2021
OMG!
Peinliche Panne:#LASCHET TRÄGT WAHLSCHEIN IM GESICHT UND SCHMEISST MASKE EIN😱😱😱 pic.twitter.com/kokHuh6Krr
Aber eben: Laschet will ja nicht Wahlhelfer werden, sondern nur Kanzler.
#Laschet hat seinen Stimmzettel falsch gefaltet. Es ist nicht erlaubt, den Zettel offen einzuwerfen. "...in der Weise falten, dass seine Stimmabgabe nicht erkennbar ist", sagt der Bundeswahlleiter. Der Wahlvorstand müsste den Zettel eig. zurückweisen. (afp, 📸:dpa) pic.twitter.com/J3WpygkzCi
— taz (@tazgezwitscher) September 26, 2021
Apropos Wahlhelfer. Das meint der Bundeswahlleiter zur Wahlpanne von Laschet:
(1/3) Aus aktuellem Anlass: Ein bundesweit bekannter Politiker hat wie erwartet seine eigene Partei gewählt. Eine Wählerbeeinflussung kann darin nicht gesehen werden.
— Der Bundeswahlleiter (@Wahlleiter_Bund) September 26, 2021
(3/3) Kommt es zu einer Fehlfaltung, teilt der Wahlvorstand einen neuen Stimmzettel aus. Gelangt der Stimmzettel dennoch in die Wahlurne, kann er nicht mehr aussortiert werden und ist gültig.
— Der Bundeswahlleiter (@Wahlleiter_Bund) September 26, 2021
Laschet selbst hat sich bislang nicht zu seinem jüngsten Fauxpas geäussert.
(cma/mk/t-online/dpa)
Zuzutrauen wäre es ihm eben schon...