Die Hochwasserlage in Teilen Bayerns spitzt sich zu, während die ersten Einsatzkräfte in Baden-Württemberg vorsichtig aufatmen. Am Sonntag brach in Oberbayern nach Angaben der Behörden ein Damm an zwei Stellen. Dieser schütze die Gemeinde Baar-Ebenhausen am Fluss Paar, einem Nebenfluss der Donau, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Am Mittag war das Ausmass noch unklar gewesen. Unterdessen ist nun auch die Bundeswehr im Hochwassereinsatz. Im Landkreis Dillingen a.d. Donau unterstützten nach Angaben der dortigen Behörden rund 70 Soldaten beim Befüllen von Sandsäcken. Für den Nachmittag wurde mit neuem Regen gerechnet.
Teile Bayerns waren von den Auswirkungen des Dauerregens am Sonntagmittag besonders betroffen. Ein Vertreter der Feuerwehr sagte, im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm herrsche aktuell ein unberechenbares Hochwasser, «das wir so auch noch nie verzeichnen mussten». Der Markt Reichertshofen werde aktuell überflutet. «Wir können nichts mehr tun, wir müssen quasi jetzt aufgeben. Aber aufgeben heisst nicht, dass wir Leib und Leben dafür riskieren, das haben wir im Griff.» Die Prämisse laute nun: Schutz von Leib und Leben.
"Mittlerweile sind wir nicht mehr beim Hochwasser bekämpfen,sondern nur noch bei der Menschenrettung", sagt ein Einsatzleiter.
— Peter Jelinek (@Peter_Jelinek) June 2, 2024
"Weil das Handynetz immer wieder ausfällt, sollen Bewohner (...) weiße Tücher als Notruf aus den Fenstern hängen", berichtet @StefanLeifert.
Krass... pic.twitter.com/aUwhU7Ri6n
Nach den Worten von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sind landesweit rund 40'000 Einsatzkräfte unterwegs. «Das Wichtigste wird jetzt sein in den nächsten Stunden, die Ablösungen gut zu organisieren.» Es müssten diejenigen abgelöst werden, die schon sehr lange im Einsatz seien, sagte Söder. «Denn je länger du ohne Ablöse im Einsatz bist, desto eher besteht die Gefahr, dass irgendein Fehler passiert, dass Ermüdung passiert.» Im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm war zuvor ein Feuerwehrmann ums Leben gekommen.
Nach dem Dammbruch drohten in dem Landkreis weitere Überflutungen. Evakuierungen seien im Gange. Eine Reparatur der gebrochenen Dämme sei nicht möglich, nun müssten Leben gerettet werden. Zuvor mussten schon in Bayern Hunderte Menschen ihre Häuser verlassen. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) machte sich am Sonntag ein Bild von der Hochwasserlage und würdigte den Einsatz der Helfer. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dankte den Zehntausenden Haupt- und Ehrenamtlichen. Seit Freitag hatte es mancherorts ununterbrochen geregnet.
Dabei ist mitunter innerhalb von 24 Stunden mehr Regen fallen lassen, als im Durchschnitt in einem Monat erwartet wird. In Kisslegg in Baden-Württemberg seien am Freitag 130 Liter auf den Quadratmeter an einem Tag gefallen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Offenbach mit. Im Schnitt würden dort in einem Monat 118 Liter erwartet. In Bad Wörishofen in Bayern seien es bei dem Starkregen 129 Liter binnen 24 Stunden gewesen, der Schnitt liege bei 101 Litern im Monat. Das seien im Schnitt in der Unwetterregion im Süden alles Monatswerte, was innerhalb eines Tages an Niederschlag gefallen sei.
Unglaubliche Geschichte: Diesem Mann ist sein Haus vor drei Wochen in Rheinland-Pfalz „abgesoffen“, nun - nach dem Umzug - ist sein neues Haus in Babenhausen „abgesoffen“ #wetter #hochwasser @BR24 pic.twitter.com/UJpGaMQvgc
— AndreasHerz (@AndrsHrz) June 1, 2024
Für den Nachmittag wurde erneut Regen erwartet. Laut DWD sind südlich des Mains bis zur Donau erneut heftige Gewitter mit Niederschlagsmengen von bis 25 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit möglich. Örtlich könnten es in kurzer Zeit bei Unwettern auch bis zu 40 Liter werden. Am Abend ziehen die Unwetter Richtung Süden und es gebe im Alpenvorland kräftige Gewitter und Starkregen. Immerhin ist in fast allen betroffenen Regionen ab Dienstag mit einer Entspannung der Wetterlage zu rechnen.
Nach der Stadt Straubing hat nun auch der umliegende Landkreis Straubing-Bogen am Sonntagabend den Katastrophenfall ausgerufen. «Die Massnahme ermöglicht uns eine schnellere und effizientere Koordinierung der Einsatzkräfte, um dem zu erwartenden Aufwand zur Deichsicherung gerecht werden zu können», begründete die stellvertretende Landrätin Martha Altweck-Glöbl (ÖDP) die Entscheidung.
Die Prognose bleibt Altweck-Glöbl zufolge weiterhin angespannt. Ein Anstieg des Pegelstandes der Donau über die Meldestufe vier hinaus werde noch in der Nacht auf Montag vorausgesagt, der Scheitelpunkt werde zur Mitte der Woche erwartet.
Das Landratsamt forderte die Menschen auf, sich von den Deichen und umliegenden Geh- und Radwegen fernzuhalten, auch um die Einsatzkräfte nicht zu behindern. Die Deiche würden regelmässig geprüft, an neuralgischen Stellen würden weitere Sicherungsmassnahmen getroffen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor weiteren Starkregenfällen, vor allem im Süden Deutschlands. Am frühen Sonntagabend seien insbesondere im Raum Stuttgart extreme Regenmengen möglich, sagten die Meteorologen in Offenbach. Auch an den Alpen könne es kräftige Gewitter mit Starkregen geben, ausserdem von Sachsen bis ins südliche Brandenburg und nach Berlin hinein.
In der Nacht könnten der Schwarzwald, die Schwäbische Alb und das Alpenvorland bis zum Bayerischen Wald von teils kräftigen Gewittern, gebietsweise auch von mehrstündigem Starkregen betroffen sein.
Für den Montagvormittag sagen die Meteorologen im Alpenvorland südlich der Donau schon am Vormittag Schauer voraus, ab dem Mittag verstärkt Gewitter, dann auch im Bayerischen Wald. Dabei besteht erneut die Gefahr von Starkregen, örtlich von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter in einer Stunde. (sda/dpa)
Und darum ist Renaturierung so wertvoll, sie funktioniert!
Die Auen und die Wiesen lassen dem Wasser extrem viel Platz, das Wasservolumen, das da steht ist enorm und das noch ohne die Wege wirklich zu berühren, nochmal 1-2m Wasserstand sind problemlos drin (dann sind nur Spazierwege feucht), mit dann nochmal x-fach mehr Volumen.
Ich drücke die Daumen, dass es bei materiellen Schäden bleibt 🙏