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Die Letzte Generation will sich nicht mehr auf die Strasse kleben

Strategiewechsel: «Letzte Generation» will sich nicht mehr auf die Strasse kleben

Die Aktivistinnen und Aktivisten der «Letzte Generation» wollen sich nicht mehr festkleben. Man will stattdessen vermehrt auf «direkte Konfrontation» setzen.
30.01.2024, 01:50
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Ein Artikel von
t-online
Climate activists from the organization Last Generation, Letzte Generation, block the "Strasse des 17. Juni" boulevard in protest against the climate policy in central Berlin, Germany, Satur ...
Bei der deutschen Klima-Protestgruppe «Letzte Generation» endet das «Kapitel des Klebens und der Strassenblockaden».Bild: keystone

Nach gut zwei Jahren Strassenblockaden mittels festgeklebter Aktivisten will die deutsche Klimaschützer-Gruppe «Letzte Generation» künftig darauf verzichten. «Von nun an werden wir in anderer Form protestieren – unignorierbar wird es aber bleiben. Ab März werden wir zu ungehorsamen Versammlungen im ganzen Land aufrufen», teilte die Gruppe am Montag in Berlin mit. Und weiter: «Statt uns in Kleingruppen aufzuteilen und Strassenblockaden zu machen, werden wir gemeinsam mit vielen Menschen ungehorsame Versammlungen machen.» Das «Kapitel des Klebens und der Strassenblockaden endet damit».

Ausserdem wolle man die «Verantwortlichen für die Klimazerstörung in Zukunft verstärkt direkt konfrontieren» und dazu Politiker und andere Entscheidungsträger «öffentlich und vor laufenden Kameras zur Rede stellen», hiess es weiter. «Zum anderen werden wir verstärkt Orte der fossilen Zerstörung für unseren Protest aufsuchen, so wie es in der Vergangenheit schon bei Protesten an Öl-Pipelines, Flughäfen oder dem Betriebsgelände von RWE der Fall war.»

Festkleben sei der richtige Weg gewesen

Die Aktivisten ziehen in ihrer Mitteilung Parallelen zwischen ihrem Protest und anderen grossen Bewegungen aus der Vergangenheit: «Egal, ob wir das Erstreiten des Frauenrechts, das Ende der Segregation oder das Erkämpfen von Arbeitsrechten betrachten: Um eine Wende hin zu einer gerechteren und menschlicheren Gesellschaft zu schaffen, war historisch neben anderen Beteiligungsformen unserer Demokratie auch immer hartnäckiger Protest unverzichtbar.»

Um auf das eigene Anliegen – die Folgen des menschengemachten Klimawandels – aufmerksam zu machen, sei das Festkleben der richtige Weg gewesen. So habe man «nicht direkt von der Strasse gezogen werden» können. Seitdem habe sich die Anzahl der Protestierenden verhundertfacht.

Am 24. Januar 2022 hatte die Gruppe ihre Strassenblockaden für eine radikale Klimawende begonnen. Dazu kamen Proteste in Museen, Stadien, Ministerien. 550 Aktionen zählte allein die Polizei Berlin im vergangenen Jahr, die Staatsanwaltschaft der Hauptstadt hat inzwischen 3700 Verfahren geführt. Viele Betroffene empörten sich über die Aktivisten, selbst Grünen-Politiker hielten ihr Vorgehen für kontraproduktiv. Doch seit einiger Zeit ist es merklich stiller um die «Letzte Generation». Sie steht im Schatten der lautstarken Bauernproteste und nun auch der grossen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus. Ihre nächste geplante «Massenblockade» am 3. Februar sagte sie zugunsten einer Aktion gegen rechts ab. (lak/t-online)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ronald Mc Donald
30.01.2024 04:54registriert Januar 2023
Was diese Aktivisten und Aktivistinnen ständig ignorieren: keiner hat sie gerufen, die anfänglichen Sympathien durch Radikalisierung und doofe Aktionen verspielt. Sie wollten Aufmerksamkeit; diese haben sie zwar bekommen, aber der Sache und den berechtigten Anliegen haben sie geschadet. Jetzt die Eingänge von Banken, Einkaufszentren und Flughäfen mit Sitzblockaden zu versperren wird die Sache nicht besser machen. Leider haben die Anführer der Letzten Generation dies noch immer nicht verstanden oder haben sich soweit radikalisiert, dass sie den Bezug zur Relität verloren haben.
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Valgard
30.01.2024 05:46registriert August 2017
zu spät. das gute anliegen wird nun für immer von negativen gefühlen gegenüber der gruppe überschattet bleiben
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Philguitar
30.01.2024 05:48registriert Dezember 2018
Ungehorsame Versammlung kenne ich von der Arbeit! Alle vor der Kaffeemaschine!
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