In Deutschland hat ein Mordprozess gegen eine 15-Jährige begonnen, der laut Anklage vorgeworfen wird, ihren Halbbruder (3) mit zahlreichen Messerstichen im Schlaf getötet zu haben. Wegen ihres Alters findet der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Offen ist bislang das Motiv für die Tat. Das Mädchen hatte sich nach seiner Festnahme als Täterin bezeichnet, aber auf Erinnerungslücken verwiesen. Unter den etwa 20 Zeugen, die das Landgericht Detmold (Nordrhein-Westfalen) hören will, ist ein psychiatrischer Gutachter. Er muss sich zum Entwicklungsstand der Jugendlichen und zur Schuldfähigkeit äussern. Das deutsche Jugendstrafrecht sieht eine Höchststrafe von zehn Jahren vor, sollte die 15-Jährige wegen Mordes verurteilt werden.
Der Fall hatte im November 2019 landesweit Entsetzen ausgelöst. Angehörige hatten am Abend die Leiche des Jungen gefunden und die Polizei alarmiert. Die Eltern waren zum Tatzeitpunkt nicht in der Wohnung. Die Jugendliche wurde am Folgetag im etwa neun Kilometer entfernten Lemgo festgenommen. Ein Zeuge hatte sie bei ihrer Flucht beobachtet und die Polizei gerufen.
Als ein Beamter die 15-Jährige festnahm, leistete sie keinen Widerstand. Sie soll die Nacht zuvor im Freien verbracht und den Weg in die Nachbarstadt zu Fuss auf unbefestigten Wegen zurückgelegt haben. Zum Motiv äusserten die Ermittler direkt nach der Tat nur diese Vermutung: Sie habe wohl eine tiefe Abneigung gegen den Dreijährigen entwickelt. (sda/dpa)