Jetzt gehen die Dänen mit Schrotflinten auf Drohnenjagd
1500 Schrotflinten sollen beim dänischen Militär Abhilfe schaffen gegen all jene Drohnen, die zuletzt stundenlang über Flughäfen und Militäranlagen des Nato-Mitglieds gekreist sind. Zumindest vorerst und im Notfall. Die Gewehre, die sonst zur Jagd dienen, werden auf mehreren Stützpunkten verteilt; dies berichtete der Sender TV2 unter Berufung auf Quellen in der Armee.
Die Streitkräfte bestätigten die «Lieferung von Schrotgewehren», die bisher nur bei Katastropheneinsätzen verwendet wurden – etwa zur Tötung von in einer Ölpest feststeckenden Vögeln oder wenn Eisbären den Hundeschlittenpatrouillen in Grönland zu nahe gekommen sind.
Geringeres Risiko für Bevölkerung
Jetzt aber soll eine halbautomatische Variante der Flinten auch gegen Drohnen helfen. «Das ist gar nicht so verrückt, wie es tönt», erklärte ein Informant im Fernsehen. Die Ukraine setze solche Waffen in den Schützengräben gegen Drohnen ein. Natürlich würde man sich etwas fortschrittlichere Waffen wünschen, aber sie könnten durchaus nützlich sein.
Laut Experten können kleinere Drohnen mit den aus Gewehren verschossenen Metallkugeln bis zu einer Höhe von 50 Metern vom Himmel geholt werden. Die Waffe dürfte als letzte Massnahme gedacht sein, wenn sonst nichts funktioniert hat.
Sie hat aber laut Armeeangehörigen auch den Vorteil, dass durch das kleine Kaliber die Gefahr für die Bevölkerung geringer wird, als wenn mit grösseren Waffen in die Luft geschossen wird: Dänemarks Polizei und Militär hatten nach den Drohnenvorfällen der letzten Tage erklärt, man habe deshalb keinen Abschuss gewagt, weil das Risiko wegen abstürzenden Teilen und Querschlägern zu gross gewesen sei.
Allerlei Störmassnahmen durch Russland
Kaum bestritten wird, dass die dänische Drohnen-Abwehr bisher schlecht funktioniert hat. Aus eigener Kraft gelang es nicht, die Drohnenüberflüge zu stoppen. Zum Schutz des EU-Gipfels diese Woche mussten deshalb Nato-Partner mit modernen Anti-Drohnenwaffen aushelfen. Zwar hat auch Dänemark nun solche auf seiner Beschaffungsliste, doch hatten die Schrotflinten eine kürzere Lieferfrist.
Der dänische Geheimdienst FE konnte auch am Freitag noch keine Beweise dafür vorlegen, dass tatsächlich Russland hinter den Drohnenattacken steckt. FE-Chef Thomas Ahrenkiel machte aber andere konkrete Vorfälle des «Hybridkrieges» publik, den der Kreml gegen westliche Länder führt, um Unsicherheit zu verbreiten.
Dazu gehören russische Kriegsschiffe, die Kollisionskurs auf dänische Marineboote nähmen, sobald diese verdächtige Schiffe der Schattenflotte verfolgen. Zudem seien dänische Helikopter und Kriegsschiffe mehrfach mit russischem Zielverfolgungsradar und scharfen Waffen anvisiert worden. Und auch Dänemark leide in seinem Luftraum unter umfangreichen GPS-Störungen Russlands. Ein Rapport der Ostseeländer hielt kürzlich fest, dass davon allein von Januar bis April 120'000 Flüge betroffen waren.
Nicht zuletzt würden russische Hackerangriffe zunehmen, wie Ahrenkiel hinzufügte. Einmal sei ein Wasserwerk ausgefallen und Leitungen seien geborsten. Während die russische Botschaft die Vorwürfe als «politisch motiviert» zurückwies, erklärte der dänische Geheimdienstchef weiter, er erwarte dank der Nato-Abschreckung vorerst keinen direkten militärischen Angriff. «Aber Russland testet Grenzen aus und rüstet auf.» Armeeanlagen und kritische Infrastruktur seien bereits heute durch Sabotageaktionen gefährdet. (aargauerzeitung.ch)