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Ständerat will Lastenvelofahrer disziplinieren – Pro Velo kontert

Lastenvelo
Eine Frau transportiert zwei Kinder mit dem Lastenvelo. Bild: Shutterstock

Ständerat will Lastenvelofahrer disziplinieren – Pro Velo kontert

Mauro Poggia ärgert sich über verkehrsregelbrechende Cargovelofahrer - und verlangt eine flächendeckende Nummernpflicht. Pro Velo erhebt Einspruch.
06.10.2025, 06:3806.10.2025, 06:38
Kari Kälin / ch media

Es ist gross, etwas sperrig, dient zum Transport von Einkäufen oder Kleinkindern: Das Lastenvelo erobert die Schweizer Strassen, vor allem in den Städten. Das neuartige Gefährt weckt Emotionen. Die «NZZ am Sonntag» erkennt im Lastenvelo ein neues Emblem des Kulturkampfes folgender Rollenverteilung: Hier die Linksgrünen, die selbstgerecht mit dem Cargovelo durch hippe urbane Quartiere radeln. Und dort die Bürgerlichen, die Lastenvelos als Sozi-SUV und Kita-Kavallerie verhöhnen.

Mauro Poggia hält die Kulturkampfdiagnose für übertrieben. Der Genfer Ständerat (Mouvement Citoyens Genevois) erkennt im Lastenvelo ein geeignetes Vehikel, um in Städten platzsparend von A nach B zu gelangen. «Wenn es Lastenvelos gegeben hätte, als meine Kinder klein waren, hätte ich eins gekauft», sagt er.

Mauro Poggia, conseiller aux Etats, s'exprime lors d'une conference de presse sur le lancement du Mouvement Citoyens Genevois (MCG) de l'initiative legislative "Garantir la souvera ...
Der Genfer Ständerat Mauro Poggia.Bild: keystone

Doch Poggia findet: Es mangelt an Disziplin. Er beobachtet, wie Lastenvelofahrer (und auch andere) im Genfer Stadtverkehr Rotlichter ignorieren oder ihre Gefährte auf dem Trottoir parkieren und damit Fussgänger behindern. Deshalb verlangt der Ständerat in einer Motion, dass alle Lastenvelos mit einer Nummer ausgestattet werden  –  damit man fehlbare Lenker identifizieren und sanktionieren kann. Der frühere Genfer Gesundheitsdirektor ist überzeugt: Wenn Bussen drohen, foutieren sich die Lastenvelofahrenden nicht mehr um die Verkehrsregeln. Poggia führt auch Sicherheitsaspekte ins Feld: Er sorgt sich um die Sicherheit der Kinder, wenn sich Eltern mit ihnen in Wildwestmanier auf den Strassen bewegen.

Proberunden werden empfohlen

Erst kürzlich haben die Versicherung Axa, die Beratungsstelle für Unfallverhütung und die Schaffhauser Polizei nach durchgeführten Unfallsimulationen auf grosse Risiken hingewiesen. Wichtig sei es, die Kinder gut anzuschnallen und die transportierten Güter zu fixieren  –  damit sie bei einem Unfall nicht aus dem Lastenvelo fliegen, heisst es in einer Medienmitteilung. Kommt hinzu: Lastenvelos sind schwieriger zu manövrieren als herkömmliche Velos. Sie sind schwerer, der Bremsweg wird länger. «Es ist ähnlich wie bei einem Wechsel vom Auto auf ein Wohnmobil», heisst es weiter. Die Beratungsstelle empfiehlt, zuerst auf einem abgesperrten Areal ein paar Runden mit dem Cargovelo zu drehen, bevor man sich in den Verkehr stürzt.

«Das könnte den Umstieg auf umweltfreundliche Alternativen behindern.»
Pro Velo

Seit dem 1. Juli sind auf Schweizer Strassen Cargo-E-Bikes mit einem Gesamtgewicht bis zu 450 Kilogramm zugelassen. Sie benötigen eine Nummer. Poggia fordert, dass diese Pflicht für die Velos bis 250 Kilogramm gilt.

Bei Pro Velo Schweiz kommt diese Idee schlecht an. Der Verband befürchtet, dass eine umfassende Nummernpflicht die Verbreitung von Cargovelos erschweren könnte. «Das könnte den Umstieg auf umweltfreundliche Alternativen behindern und somit den Verkehrs- und Klimaschutz beeinträchtigen», sagt Sprecherin Claudia Bucher.

Für ein friedliches Miteinander im Verkehr braucht es laut Pro Velo eine sichere und gut sichtbare Infrastruktur: «Separate und gut markierte Velowege, die auch für Cargo-Bikes geeignet sind, sowie ausreichend Platz für alle Verkehrsteilnehmenden. Zudem sollte es genügend Abstellplätze für Cargo-Velos geben», so eine Sprecherin.

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N. Y. P.
06.10.2025 07:01registriert August 2018
Meiner Erfahrung nach verhalten sich Cargovelofahrer sehr umsichtig. Meistens Eiltern mit Kinder oder öpper, der was transportiert.

Was mir aber schon lange ziemlich auf den ^$#$ geht, sind diese motorisierten Dinger, ich weiiss nicht mal wie die heissen, die auf dem Trottoir mit hoher Geschwindigkeit vorbeibrettern. Sie haben so 25 cm breite Formel 1 Reifen. Tami, die sind lebensgefährlich und man hört sie nicht kommen !
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Berner in Zürich
06.10.2025 06:54registriert August 2016
Ob diese Fahrräder eine Nummer brauchen oder nicht, darüber kann man wirklich streiten.
Aber:: "Das könnte den Umstieg auf umweltfreundliche Alternativen behindern."
So ein Quatsch, wer ein Lasten Fahrrad will kauft sich eins, mit oder ohne Nummer. 🤷🏼
Mir wäre lieber wenn diese "Elektro-Velo- chopper" eine Nummer haben müssten. Diese fahren meist gefährlich und ohne Anstand.
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Greg1988
06.10.2025 06:54registriert Oktober 2018
Also ich kenne die Situation in Genf nicht, aber hier in St. Gallen zeigt sich anhand der Autofahrer (die ja bereits eine Nummer am Auto haben), dass es keinen Unterschied macht, ob man eine Nummer hat oder nicht... wer sich nicht um Verkehrsregeln foutiert, macht das auch mit Nummer nicht... Rotlichter, Parkverbote, Fahrverbote und selbst doppelt durchgezogene Linien wirken manchmal als wären sie eine reine Empfehlung...
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