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FBI zapft regelmässig unbefugt Daten der NSA an

FBI zapft regelmässig unbefugt Daten der NSA an – «schockierender Missbrauch»

Der demokratische Senator Ron Wyden zeigt sich entsetzt über das Ausmass der unbefugten Datenzugriffe, die aus Gerichtsunterlagen hervorgingen.
20.05.2023, 14:56
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Die US-Bundespolizei FBI hat in den vergangenen Jahren immer wieder unbefugt auf geheime Datenbanken des US-Geheimdienstes NSA zugegriffen. Mit diesen wird die Kommunikation von Ausländern ausgespäht.

Wie aus am Freitag freigegebenen Gerichtsunterlagen hervorgeht, nutzte das FBI die Datenbanken in 278'000 Fällen, oftmals ohne Berechtigung. Dabei suchte sie nach Namen von Kriminalitätsopfern, aber auch nach Teilnehmern der Black Lives Matter-Proteste sowie des Sturms auf das Kapitol in Washington.

FILE - This June 6, 2013 file photo shows a sign outside the National Security Agency (NSA) campus in Fort Meade, Md. The latest study of the the bipartisan Privacy and Civil Liberties Oversight Board ...
In Fort Meade, 40 Kilometer nördlich von Washington, D.C., liegt der Hauptsitz des US-Geheimdienstes NSA, der weltweit Freund und Feind überwacht.archivBild: AP

Was für Daten werden abgegriffen?

Die Datenbank enthält private E-Mails, SMS-Nachrichten, Videos, Fotos und andere Dokumente, die beim Ausspähen von Ausländern durch die NSA anfallen. Obwohl das FBI die NSA-Datenbanken nur anzapfen darf, wenn es im Zusammenhang mit ausländischen Geheimdiensten ermittelt, zeigen die Urteilsbegründungen des für die Auslandsaufklärung zuständigen Gerichts, dass sie auch bei Fällen im Inland genutzt wurden.

FBI-Agenten durchsuchten demnach die Datenbanken stichprobenartig bei Ermittlungen zu nationalen Drogen- und Bandenfällen, aber auch zu den Protesten nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd sowie zum Angriff auf das Kapitol durch Anhänger von Donald Trump. In einem Fall überprüfte ein Agent 19'000 Spender für eine Wahlkampagne für den Kongress.

Weitreichende Ermächtigung

In keinem dieser Fälle habe es einen Rechtfertigung für den Zugriff des FBI auf die Datenbanken gegeben, erklärte das für die Geheimdienste zuständige Gericht. Die Veröffentlichung der Dokumente erfolgt vor dem Hintergrund einer Kongressdebatte über die Erneuerung der sogenannten Section 702 im Foreign Intelligence Surveillance Act.

Section 702 erlaubt dem NSA, Ausländer ins Visier nehmen. Wenn diese mit US-Bürgern kommunizieren, werden auch deren Daten und Kommunikationsinhalte abgefischt. Die weitreichende Ermächtigung an die NSA wird deshalb auch in den USA vielfach kritisiert.

Der demokratische Senator Ron Wyden erklärte, die Dokumente zeigten den «schockierenden Missbrauch des Gesetzes». Wenn Section 702 erneuert werde, müsse sie reformiert werden, «um bessere Kontrollen sicherzustellen, um diesem Missbrauch ein Ende zu machen», forderte er.

(dsc/sda/afp)

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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Igor Santrac
20.05.2023 15:40registriert März 2020
Wer Macht hat, wird diese früher oder später auch missbrauchen. Nichts Neues unter der Sonne.
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mrmikech
20.05.2023 15:57registriert Juni 2016
Ich war gestern ziemlich schockiert über diesen Bericht: Schweizer Geheimdienst lieferte illegal beschaffte Daten an Private.

https://www.srf.ch/news/schweiz/bekaempfung-von-cyberspionage-geheimdienst-lieferte-illegal-beschaffte-daten-an-private
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The Destiny // Team Telegram
20.05.2023 16:15registriert Mai 2014
Oh wie erschreckend, wer hätte gedacht /s
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Pole soll Flughafen für Attentat auf Selenskyj spioniert haben

Polens Geheimdienst hat einen Mann festnehmen lassen, der dem russischen Militärgeheimdienst bei der Planung eines Attentats auf den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geholfen haben soll. Der polnische Staatsbürger sei am Mittwoch auf dem Gebiet Polens gefasst worden, teilte die Staatsanwaltschaft in Warschau am Donnerstag mit. Die Ermittler werfen ihm vor, er habe die «Bereitschaft zum Agieren für ausländische Geheimdienste gegen Polen» erklärt. Dafür drohen ihm im Falle einer Verurteilung bis zu acht Jahre Haft.

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