Nebel
DE | FR
International
Digital

Sacha Baron Cohen rechnet mit Facebook, Instagram und Co. ab

Komiker Sacha Baron Cohen rechnet mit Facebook und Co. ab – und wie

23.11.2019, 09:0224.11.2019, 06:46
Adrian Eng
Folge mir
Mehr «International»

Sacha Baron Cohen, britischer Komiker und Schauspieler, geht gerne dorthin, wo es weh tut. Er rennt als nackter Borat durch die USA, stellt Politikern als Ali G. dumme Fragen oder interviewt als schwuler österreichischer Mode-Journalist Brüno Neonazis.

Jetzt, als sich selber, legt er sich mit den Tech-Giganten Facebook, Google und Twitter an. Und seine Aussagen, die er bei der «Never Is Now»-Konferenz in New York raushaute, haben es in sich.

Die Schuld der Tech-Giganten

«Denkt nur mal daran, was Goebbels mit Facebook alles hätte anstellen können.»

Facebook, Twitter, Google und Co. seien «die grösste Propaganda-Maschine, die die Welt je gesehen hat». Sie seien schuld an «mörderischen Attacken auf religiöse und ethnische Minderheiten».

Cohen sagt: «All dieser Hass wird verbreitet durch eine Handvoll Tech-Firmen. Die Algorithmen dieser Plattformen haben das einzige Ziel, dass wir bei der Stange bleiben – und triggern darum unsere tieferen Instinkte wie Angst und Empörung. Darum empfiehlt YouTube auch Videos von Typen wie Alex Jones (amerikanischer Rechtsaussen-Radiomoderator, Anm. d. Red.) milliarden Male. Darum werden Fake News öfters geteilt als echte News – es ist bewiesen, dass Lügen sich schneller verbreiten als die Wahrheit. Denkt nur mal daran, was Goebbels mit Facebook alles hätte anstellen können.»

Wenn man ihnen Geld gebe, würden die Plattformen alle politischen Inhalte verbreiten, die man wolle. Hitler hätte in den 30er-Jahren ein 30-Sekunden-Ad schalten können, in dem er die Endlösung für die Juden forderte, so Cohen weiter.

Verschwörungstheorie wird Mainstream

«Absurde Verschwörungstheorien werden zu Mainstream. Es scheint, als würde die Ära der Rationalität zu Ende gehen.»

Cohen argumentiert, dass YouTube und Facebook keinen Unterschied zwischen einer neutralen BBC und einem Rechtsaussen-Sprachrohr wie Breitbart machen würden. Was sich besser teile, werde auch mehr empfohlen. Und es würden zum Teil groteske Verschwörungstheorien einer breiten Masse an Menschen als Fakten verkauft.

«Wissen und wissenschaftlicher Konsens werden abgelehnt. Demokratie, die auf geteilter Wahrheit beruht, ist auf dem Rückzug. Und die Autokratie, die auf geteilten Lügen basiert, auf dem Vormarsch», führt Cohen aus.

Zuckerberg und Co. zur Verantwortung ziehen

«Tut es wieder und ihr geht ins Gefängnis.»

Facebooks Mark Zuckerberg sei erwiesenermassen der grösste Verleger der Geschichte. Aber für seine Plattformen gebe es keine grundsätzlichen Regeln und Qualitätsstandards wie für TV-Stationen oder (Online-)Zeitungen. So könne man ungestraft zu Hass und Mord aufrufen oder den Holocaust leugnen.

«Vielleicht ist es an der Zeit, Zuckerberg und die anderen CEOs zur Verantwortung zu ziehen. Und vielleicht ist eine Geldstrafe nicht genug. Vielleicht muss man ihnen sagen, ihr habt erlaubt, dass fremde Mächte sich in unsere Wahlen einmischen und habt den Genozid in Myanmar erlaubt. Tut es wieder und ihr geht ins Gefängnis.»

Der Normalo, der zum Mörder wurde

«Voltaire hatte recht, als er sagte: Wer dich veranlassen kann, Absurditäten zu glauben, der kann dich auch veranlassen, Gräueltaten zu begehen.»

Als Beispiel, wie Verschwörungstheorien funktionieren, berichtet Cohen von einem «Normal-Bürger» mit ordentlichem Job und Leben, der über die sozialen Medien Verschwörungstheorien verbreitet hat. So zum Beispiel auch die Idee des US-Präsidenten, die antifaschistische Bewegung Antifa als Terror-Organisation zu deklarieren.

Als Teil einer seiner Sendungen hat er den Mann ausfindig gemacht. Er habe ihm – verkleidet als ein israelischer Geheimdienstexperte – erläutert, dass die Antifa Hormone in Babywindeln platziere, um die Kinder zu Transgendern zu machen. Und der Mann hat es geglaubt.

Aber mehr noch: Cohen instruierte den Mann, Sprengsätze bei drei Teilnehmern einer Antifa-Demonstration zu platzieren, die er mit einer Fernsteuerung zur Explosion bringen könne, um so die ihm unbekannten Menschen zu töten. Er wusste nicht, dass die Sprengsätze nicht echt waren. Und betätigte den Schalter.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet um die Zahlung abzuschliessen)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
23 Firmen-Logos, aber in ehrlich
1 / 25
23 Firmen-Logos, aber in ehrlich
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Social Media soll für unter 18-Jährige reguliert werden
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
121 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
LisaSimpson
23.11.2019 09:46registriert Juli 2015
👍🏻Richtig so, der Schnüffel-Skandal auf Facebook mit Cambridge Analytica ist ja nicht nur ein Daten-Skandal, Facebook hat mit den Fragebögen psychologische Profile erstellt und zuvor wurde in den Wahlkämpfen in Nigeria, Uganda und Trinidad und Tobago in der Drittenwelt alles ausprobiert. Die haben es dort getestet um danach den Brexit und die Trumpwahlen zu manipulieren.... und noch immer sind alle auf Facebook. Sie testen in Afrika und manipulieren danach im Westen, wie krank ist das und niemand macht etwas.... Ich hoffe dass Cohen damit etwas bewegen kann 👌🏻👌🏻👌🏻
60517
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gustibrösmälie
23.11.2019 09:16registriert November 2014
Wo er recht hat, hat er recht.
52412
Melden
Zum Kommentar
avatar
Avalon
23.11.2019 09:44registriert September 2018
Danke 👏 ich hoffe, das öffnet weiteren Menschen die Augen. Cohen hat ein Händchen dafür, die Themen so zuzuspitzen, das sie fast nicht auszuhalten sind.
Bei fb soll‘s ja intern brodeln, bin sehr gespannt auf die weiteren Entwicklungen.
41510
Melden
Zum Kommentar
121
Fotograf in Paris wegen Missbrauchs von 17 Frauen vor Gericht

Vor einem Gericht in Paris hat am Montag der Prozess gegen einen 38 Jahre alten Fotografen begonnen, der 17 Frauen bei Fotoshootings sexuell missbraucht haben soll. Für die ihm angelasteten Taten soll der Mann sich laut Anklage auf Kontaktplattformen als Modefotograf auf der Suche nach Modellen ausgegeben haben. Nach immer gleichem Schema soll er die Frauen 2015 und 2016 in sein Fotostudio gelockt und dort mit Alkohol oder K.-o.-Tropfen in einen wehrlosen Zustand versetzt haben. Dann solle er sie zu freizügigen Fotos gedrängt und die Frauen schliesslich brutal missbraucht haben, berichteten die Zeitung «Libération» und der Sender BFMTV unter Verweis auf die Ermittler.

Zur Story