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Affenqualen im Netz: Wie Makaken für Social Media missbraucht werden

Affenqualen im Netz: Wie Makaken für Social Media missbraucht werden

18.09.2023, 06:2518.09.2023, 08:25
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Videos von vermenschlichten Äffchen zählen zu den beliebtesten Inhalten in sozialen Netzwerken. Dafür müssen kleine Makaken oft furchtbar leiden - Drogen und sexueller Missbrauch inbegriffen, wie Tierschützer aufdeckten.

Nahaufnahme eines Affen bei einem Tempel auf indischem Stockfoto
Für den Bericht «Das Leiden von Makaken für Social-Media-Content» haben SMACC-Mitarbeiter rund 1250 Fotos und Videos in sozialen Netzwerken untersucht.Bild: Shutterstock

Winzige Affen in Baby-Kleidung oder mit Windeln, im Schaumbad oder mit Schminke im Gesicht: Videos von Makaken, die wie Menschenkinder dargestellt werden, sorgen in sozialen Netzwerken für viele Likes und schadenfrohe Kommentare. Für die hilflosen Tiere sind die psychischen und physischen Schäden, die sie davontragen, oft enorm.

Die Quälerei geht bis zum bewusst herbeigeführten Tod der Tiere - alles vor laufender Kamera und zur Belustigung zahlreicher User, wie ein neuer Report der Social Media Animal Cruelty Coalition (SMACC) ergab. Dem Verbund gehören 20 Tierschutzorganisationen an.

Jeder Inhalt missbräuchlich

Für den Bericht «Das Leiden von Makaken für Social-Media-Content» haben SMACC-Mitarbeiter zwischen September 2021 und März 2023 rund 1250 Fotos und Videos in sozialen Netzwerken untersucht, vor allem auf Facebook, Instagram, TikTok und YouTube. Die Tierschützer dokumentierten dabei mehr als 2800 Fälle von offensichtlichem Missbrauch. Im Durchschnitt wurde also jeder Inhalt mehr als zwei Missbrauchskategorien zugeordnet.

Am häufigsten wurden bewusster psychischer sowie körperlicher Missbrauch bis hin zu Folter nachgewiesen. Viele Makaken wurden offenbar schon im Alter von wenigen Tagen von ihren Müttern getrennt und als Haustiere verkauft. Manche wurden geschlagen, andere in viel zu enge Kleidung gesteckt und mit Gewalt daran gehindert, sich daraus zu befreien. Auch Nahrungsentzug gehörte zur Missbrauchspalette. Besonders schockierend: In Dutzenden Fällen standen Baby-Makaken offenbar unter Einfluss von Drogen, wurden sexuell missbraucht oder - teils langsam und qualvoll - getötet.

«Wer sich Tieren verbunden fühlt, kann beim Betrachten dieser Videos und Fotos von Makaken in menschlicher Obhut nur geschockt sein – umso mehr, da sie zu den beliebtesten Tier-Inhalten in den sozialen Netzwerken zählen», sagte Wiebke Passe von der Welttierschutzgesellschaft, die dem Verbund als einzige deutsche Organisation angehört. Sowohl die Netzwerke als auch die Gesetzgeber müssten diesem Tierleid dringend ein Ende setzen, forderte sie.

Falsche Interpretation

Manche Zuschauer interpretierten Verhaltensweisen, Ausdrücke und Gesten der Primaten fälschlicherweise als Vergnügen, Glück oder Freude, heisst es in dem Bericht. Dabei sei das vermeintliche Lächeln oft eine Grimasse, mit der die Tiere ihre Angst ausdrückten.

Experten sind sich einig, dass die Haltung von Primaten als Haustiere von Natur aus grausam ist und eine Vielzahl von Problemen mit sich bringt. Denn wie andere wilde Tiere behalten Makaken stets ihre natürlichen Instinkte und Bedürfnisse und können sich in menschlichen Haushalten nicht artgerecht entfalten.

Am häufigsten waren in den Videos Nördliche Schweinsaffen zu sehen, gefolgt von Langschwanzmakaken und Stumpfschwanzmakaken. Die Arten werden von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als «gefährdet» bis «stark gefährdet» eingestuft.

Makaken werden vor allem in Asien, aber auch im Rest der Welt häufig als Haustiere gehalten, obwohl dies fast überall illegal ist. Ihre Beliebtheit als Social-Media-Content motiviere mehr Menschen, sich Makakenbabys zu besorgen und sie zum Erstellen weiterer Inhalte zu verwenden, warnten die Tierschützer. (sda/dpa)

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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ruedi crösus
18.09.2023 07:21registriert Juni 2020
Was läuft eigentlich genau schief in unserer Welt? Das ist ein Auswuchs von Perversion und Dekadenz… Traurig
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schwarzer Stern auf schwarzem Grund
18.09.2023 09:00registriert August 2021
Eins meiner Kinder wollte vor kurzem Affen auf YouTube sehen. Ich habe "Affenbaby" oder so ähnlich in die Suche geschrieben. Ich habe mit normalen Tiervideos gerechnet aber was kam, war nur so was wie hier in Text beschrieben. Ich war richtig entsetzt. Sowas hätte ich mir in meinen wildesten Alpträumen nicht vorstellen können. Hab's dann natürlich nicht meinem Kind gezeigt.
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In per tuts, tuts per in
18.09.2023 09:28registriert Juli 2020
Mir ist gerade sehr übel geworden.

Auch frage ich mich, ob bei den Social Medias denn überhaupt keine Freischalteegeln bestehen (Verbot von Gewalt aller Art)?
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