Bis am Mittwoch um Mitternacht hatten berechtigte Personen Zeit, Nominierungen für den begehrten Friedensnobelpreis einzureichen. Fast 200 verschiedene Nominierungen werden dem norwegischen Nobelkomitee gemäss eigenen Angaben jährlich eingereicht. Zur Eingabe berechtigt sind unter anderem Akademikerinnen und Akademikern aus dem Bereich der Friedensforschung, Abgeordnete aus nationalen Parlamenten, und Mitglieder des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag.
Während das Nobelkomitee die Nominationen geheim halten muss, dürfen die Nominierenden ihre Wahl öffentlich kommunizieren.
Zwei Nominationen dürften für Überraschung sorgen.
Zum vierten Mal nominiert ist niemand Geringeres als der ehemalige US-Präsident Donald Trump. Nominiert wurde er von der republikanischen Abgeordneten Claudia Tenney mit Hinweis auf seine «historische Politik» im Nahen Osten.
Konkret meint sie damit das Abraham-Abkommen. Gemeint ist damit der Friedensvertrag zwischen Israel, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Marokko und dem Sudan, der im Dezember 2020 und Januar 2021 unterzeichnet wurde. Zudem habe er fleissig daran gearbeitet, Grundlagen für einen künftigen Friedensvertrag zwischen Israel und Saudi-Arabien zu schaffen. Auf ihrer Webseite kritisiert sie, dass Trump für seine Errungenschaft bisher nicht anerkannt worden sei:
Sie nutzt die Gelegenheit auch für einen Seitenhieb an den amtierenden US-Präsidenten Joe Biden:
Viele öffentlich gemachte Nominierte sind im Rahmen des Gazakriegs aktiv. So erklärten etwa Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Freien Universität Amsterdam, dass sie die im Nahen Osten ansässigen Organisationen EcoPeace, Women Wage Peace und Women of the Sun nominiert hätten. Sie alle bemühen sich um Frieden zwischen Israelis und Palästinensern.
Am Donnerstag gab der norwegische Politiker Asmund Aukrust bekannt, dass er das UNWRA (Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten) für den Nobelpreis nominiert habe. Angesichts der laufenden Kontroverse rund um das UN-Hilfswerk eine eher überraschende Wahl.
Am 26. Januar 2024 machte die «New York Times» publik, dass zwölf UNRWA-Mitarbeitende im Zusammenhang mit dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 stehen sollen. Wenige Tage später weitete sich der Skandal noch weiter aus: Rund zehn Prozent aller rund 12'000 im Gazastreifen beschäftigten Mitarbeitenden des Hilfswerks UNRWA hätten Verbindungen zur Hamas oder dem Islamistischen Dschihad, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf ein israelisches Geheimdienstdossier. Als Konsequenz kündigten mehrere Staaten an, Zahlungen an das UNWRA vorübergehend einzustellen.
Davon lässt sich Aukrust nicht beirren: Gegenüber der norwegischen Zeitung Dagbladet erklärte der Politiker, dass er die Organisation wegen ihrer langjährigen Arbeit für die lebenswichtige Unterstützung Palästinas und der Region im Allgemeinen nominiert habe. Und weiter:
Nominiert wurde auch ein Mitarbeiter der UNWRA: Motaz Azaiza. Die nominierende norwegische Politikerin Ingvild Wetrhus Thorsvik begründete die Nominierung damit, dass Azaiza der Welt einen Einblick in die Grausamkeiten in Gaza gewähre.
Noch nichts konkret. Das Nobelkomitee beugt sich in den nächsten zwei Monaten über alle eingereichten Nominationen und schätzt die Arbeiten der Kandidatinnen und Kandidaten ein. Daraufhin trifft es eine Auswahl zwischen 20 und 30 Personen und Organisationen, welche von Beraterinnen und Beratern des Nobelinstituts noch genauer geprüft werden.
Diese erstellen wiederum einen Bericht, aufgrund dessen das Komitee den Gewinner oder die Gewinnerin kürt. Dieser oder diese wird Anfang Oktober bekannt gegeben, der Preis wird am 10. Dezember übergeben.
Im vergangenen Jahr ging der Friedensnobelpreis an die inhaftierte iranische Aktivistin Narges Mohammadi. (saw)
Eingereicht von der Weltwoche.
Mir fällt spontan jedenfalls keine Person ein, die den Friedensnobelpreis wirklich verdient hätte. Leider. 😔
Allenfalls vielleicht höchstens noch Wolodymyr Selenskyj: Er will für sein Volk einzig und alleine nur Frieden und Freiheit – und kämpft unermüdlich – zusammen mit der gesamten Ukraine sowie mit Unterstützung der freien, demokratischen Welt – jeden Tag dafür, dieses Ziel eines Tages zu erreichen.