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Immer mehr Republikaner gehen auf Distanz zu Trump

epa09905591 Former US President Donald Trump tosses MAGA hats to the crowd as he arrives for a Save America rally at the Delaware County Fairgrounds in Delaware, Ohio, USA, 23 April 2022. EPA/DAVID MA ...
Donald Trumps «Shitshow» stösst zunehmend auf Widerwillen.Bild: keystone

Immer mehr Republikaner gehen auf Distanz zu Trump

Die Hearings zum Kapitol-Sturm zeigen ein für Ex-Präsident Donald Trump verheerendes Bild. Bei den Republikanern wächst das Unbehagen. Selbst die Parteibasis wendet sich ab.
29.06.2022, 19:0030.06.2022, 08:41
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Lange galt es als so gut wie sicher: Wenn Donald Trump 2024 erneut kandidieren will, werden die Republikaner ihn nominieren. Zu gross war die Bewunderung, ja Verehrung bei der Basis für den vermeintlichen Heilsbringer. Rund 70 Prozent der republikanischen Wählerschaft glaubte laut Umfragen, dass Trump der Wahlsieg 2020 gestohlen wurde.

Das war vor den Hearings zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021, mit dem ein enthemmter Mob die Bestätigung von Joe Bidens Erfolg durch den Kongress verhindern wollte. Die Zeugenaussagen deuten darauf hin, dass es sich nicht um einen spontanen Wutausbruch von Trump-Fans handelte, sondern um einen versuchten Staatsstreich.

Besonders verheerend für den Ex-Präsidenten war der Auftritt von Cassidy Hutchinson am Dienstag. Die ehemalige Assistentin von Stabschef Mark Meadows sagte aus, Trump habe gewusst, dass viele seiner Anhänger bewaffnet waren. Und dass er selbst zum Kapitol wollte und vom Secret Service nur mit Mühe daran gehindert werden konnte.

Trump ist beschädigt

Hutchinsons Aussage hat Gewicht, weil sie zum «inneren Kreis» im Weissen Haus gehörte und lange eine bekennende Trump-Anhängerin war. Allerdings wuchs schon vor ihrem Auftritt das Unbehagen bei den Republikanern. Offenen Widerstand gegen Donald Trump gibt es weiterhin kaum, aber hinter vorgehaltener Hand zeigten sich viele angewidert.

Der ehemalige Präsident werde durch die Hearings beschädigt – «vielleicht nicht tödlich, aber erkennbar», schrieb «Politico» mit Berufung auf Partei-Insider. Die Basis verehre Trump nach wie vor, doch Teile von der Wählerschaft, Geldgebern und Aktivisten seien immer weniger gewillt, «mit dem Ballast der Trump-Jahre in die Zukunft zu gehen».

Rettungsanker für Republikaner

Ein Indiz lieferte Sarah Longwell, eine republikanische Strategin und Trump-Gegnerin. Sie befragt regelmässig Fokus-Gruppen mit Wählerinnen und Wählern aus allen Lagern. Seit Beginn der 1/6-Hearings stellte sie einen deutlichen Wandel fest. Zuvor seien die Gruppen zu «Trump 2024» gespalten gewesen. Nun wolle niemand mehr, dass er erneut kandidiert.

Bumper stickers supporting Florida Gov. Ron DeSantis on sale at former President Donald Trump's rally in Conroe, Texas, Saturday, Jan. 29, 2022. At Trump���s rally, there were signs of change. Ne ...
Die Kandidatur von Ron DeSantis hat Aufwind.Bild: keystone

«Beim 6. Januar sind sie auf Trumps Seite, aber sie sind auch erschöpft», sagte Longwell gegenüber «Politico». Daraus entstehe der Wunsch, nach vorne zu schauen. Der konservative Publizist Rich Lowry sieht in den Hearings einen «Rettungsanker» – nicht für die Demokraten, sondern für die Republikaner. Sie könnten sich endlich von Trump lösen.

DeSantis wittert die Chance

Selbst das «Wall Street Journal», das gegenüber dem Ex-Präsidenten lange loyal war, veröffentlichte am Mittwoch einen Kommentar, in dem es Donald Trump aufforderte, auf eine Kandidatur 2024 zu verzichten und «die Rolle eines Königsmachers zu akzeptieren». An Möchtegerns, die an seiner Stelle antreten wollen, fehlt es bei den Republikanern nicht.

Als heissester «Nicht-Trump» gilt Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida. In einer letzte Woche veröffentlichten Umfrage unter republikanischen Wählern in New Hampshire, wo eine der ersten Präsidentschafts-Vorwahlen stattfindet, kam er auf 39 Prozent und Trump auf 37 Prozent. In einer Umfrage im letzten Oktober hatte der Ex-Präsident noch klar gesiegt.

Trump-Umfeld setzt auf Benzinpreis

DeSantis macht aus seinen Ambitionen kein Geheimnis. Der Gouverneur legt laut «Politico» auch keinen Wert auf Donald Trumps Unterstützung. Ein namentlich nicht genannter Vertrauter von DeSantis erklärte, dass immer mehr republikanische Geldgeber genug hätten vom Trump-Zirkus: «Sie sind angewidert von dieser Shitshow.»

Es wäre jedoch falsch, Donald Trump voreilig abzuschreiben. Parteistrategin Sarah Longwell verwies darauf, dass sich Trumps Anhänger schon früher abgewendet und doch zu ihm zurückgekehrt seien. Auch Trumps Umfeld vertraut darauf, dass der Unmut vieler Amerikaner über Joe Biden, die Demokraten und die hohen Benzinpreise ihm nützen wird.

Oder wie es der frühere Trump-Berater Bryan Lanza ausdrückte: «Die Hearings spielen eine Rolle, bis man tanken muss.»

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quelle: keystone / manuel balce ceneta
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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Frankygoes
29.06.2022 20:09registriert März 2019
Na ja, die Republikaner sagen zwar nein zu Trump, aber den Trumpismus, den finden sie weiterhin grossartig. DeSantis ist genauso übel, wenn nicht noch schlimmer als Trump.
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Maya Eldorado
29.06.2022 20:43registriert Januar 2014
Ein Zwei--Parteiensystem ist so oder so eine Katastrophe.
Es soll zwar noch mehrere kleine Parteien geben, die aber, wenn überhaupt, nur eine regionale Bedeutung haben.

Man stelle sich das mal in der Schweiz vor: Links und Rechrts und sonst fast nichts.
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JKistus
29.06.2022 20:43registriert März 2017
In jedem Fall: die Wähler und v.a. die Geldgeber müssen mit keinen Konsequenzen rechnen, egal wen sie wann unterstützt haben. Verlieren tut niemand ausser ev. Trump, dies jedoch verdient. Und natürlich die US als Gesamtes = gespaltenes, krankhaft kapitalistisches Land mit Mittelaltergesetzen
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