Komitee will Schweizer Jodeln als Unesco-Kulturerbe – und Einführung an Primarschulen
Die Schweiz will ihre Jodeltradition als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkennen lassen. Ein Ausschuss der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (Unesco) berät darüber bei einer Sitzung in Neu-Delhi und wird bis zum 13. Dezember entscheiden.
Der Eintrag in die Unesco-Liste soll die Wertschätzung für das Jodeln stärken. Barbara Betschart, Leiterin des Zentrums für Appenzeller und Toggenburger Volksmusik, sagte der Deutschen Presse-Agentur:
Jodel-Tradition: 12'000 Aktive in Schweizer Verband
Dabei mangelt es der Tradition nicht an Nachwuchs. Allein im Eidgenössischen Jodlerverband sind rund 12'000 Aktive organisiert, hinzu kommen zahlreiche freie Gruppen. Der Verband hat für Wettbewerbe strenge Regeln: Liedpartituren müssen vorab eingereicht werden, und beim Vortrag ist «korrekte Tracht» vorgeschrieben. Verstösse führen zur Disqualifikation.
Neben dem traditionellen Jodeln gibt es auch eine freie Szene. Die Sängerin Sonja Morgenegg aus dem Kanton Thurgau bezeichnet sich als «Wildjodlerin». «Ich bin Künstlerin und ich mag die Freiheit», sagte sie. Manche Wildjodler verbinden das Jodeln mit Blues, Jazz, Techno oder Rock. «In Zürich gibt es eine lebendige Jodelszene», berichtete Morgenegg. «Das sind Leute, die keine Tracht mehr anziehen müssen, um jodeln zu können.»
Betschart begrüsst diese Vielfalt: «Es ist cool, wenn sich alle Menschen, auch jene mit Migrationshintergrund, für das Jodeln begeistern und mitmachen.» Sie unterscheidet zwischen dem traditionellen Jodeln, das stark mit dem Heimatort verbunden ist, und der zeitgenössischen Szene. «Es ist nicht das eine besser als das andere.»
Unterricht in der Primarschule gefordert
Jodeln ist ein Gesang ohne Text und Worte, bei dem zwischen tiefer Brust- und hoher Falsettstimme gewechselt wird. Die Tradition soll auf Hirten zurückgehen, die sich einst zwischen entfernten Bergweiden verständigten. «Jodeln, das ist der Urgesang der Berge», erklärt Morgenegg. Und:
Das Komitee, das den Unesco-Antrag gestellt hat, möchte das Jodeln auch in Schulen fördern. «Wir wünschen uns, dass Lehrpersonen bereits in der Primarschule mit den Kindern jodeln», sagt Betschart.
In der Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes gibt es bereits zwei Jodel-Einträge aus Simbabwe und Georgien. Das Schweizer Jodeln sei jedoch einzigartig, betont Betschart. Nach der reinen Lehre wird nur auf den Vokalen O, U und gelegentlich Ü gejodelt. Der Schweizer Naturjodel ist meist getragener als das aus Österreich bekannte fröhliche Jodeln und unterscheidet sich auch vom bayerischen Stil.

