Schweiz
Gesellschaft & Politik

SRG-Halbierungsinitiative: Gegner warnen vor Folgen

«Gute Nacht, verlässliche Information»: So warnen Gegner vor der SRG-Halbierung

Eine Reduktion der Medienabgabe auf 200 Franken wäre «zerstörerisch», betont das Nein-Komitee.
08.12.2025, 13:4108.12.2025, 13:41
Francesco Benini / ch media

Es wird finster in der Schweiz, wenn die Stimmberechtigten am kommenden 8.März die Halbierungsinitiative gutheissen. Das ist die Kernbotschaft des Nein-Komitees, das am Montag in Bern seine Kampagne vorgestellt hat.

Plakat der Nein-Kampagne zur Halbierungsinitiative
Gestörter Empfang: Plakat der Nein-Kampagne zur Halbierungsinitiative.Bild: zvg

Auf den vier Plakaten dominiert die Aussage «Gute Nacht.» Gute Nacht verlässliche Information, gute Nacht Regionen, gute Nacht regionale Berichterstattung, gute Nacht Verständigung. Zu sehen ist jeweils ein verschwommenes Bild – der Fernsehempfang ist offenbar gestört. «Nein zur zerstörerischen SRG-Initiative», ist der zweite Leitspruch auf den Plakaten.

Plakat der Nein-Kampagne zur Halbierungsinitiative
Eine Kernbotschaft: Die Halbierung der SRG gefährde die Berichterstattung in allen Regionen des Landes.Bild: zvg

Mitglieder des Komitees betonen: Die Halbierungsinitiative bedrohe den medialen Service public im Kern und schwäche die Schweiz. Die Vorlage verlangt, dass die Medienabgabe von 335 auf 200 Franken reduziert wird; ausserdem seien sämtliche Unternehmen von der Gebühr zu befreien.

Martin Candinas, Nationalrat Mitte-GR, rechts, spricht waehrend einer Medienkonferenz des ueberparteilichen Komitees "Nein zur Halbierungsinitiative", am Montag, 8. Dezember 2025 in Bern. (K ...
Der Mitglieder des Komitees bei der Pressekonferenz am Montag.Bild: keystone

SRG biete Gewähr für verlässliche Information statt Fake News

An einer Medienkonferenz stellten Mitglieder des Komitees drei Argumente in den Vordergrund. Erstens: Verlässliche Informationen seien unverzichtbar für eine sichere Schweiz. In einer instabilen Weltlage informiere die SRG glaubwürdig über internationale Ereignisse, Krisen und Naturkatastrophen. «Die SRG steht für geprüfte Fakten, Qualitätsjournalismus und ein breites Korrespondentennetz.» In Zeiten zunehmender Desinformation, manipulativer Inhalte und KI-generierter Falschmeldungen sei eine glaubwürdige Informationsquelle wichtiger denn je.

FDP-Ständerat Matthias Michel betonte: «Eine vielfältige und qualitativ hochstehende Medienlandschaft sowie ein gutes Zusammenspiel von privaten und öffentlichen Medien schützt uns vor Desinformation und Einfluss aus dem Ausland, dies dürfen wir nicht mutwillig aufs Spiel setzen.»

Matthias Michel, Staenderat FDP-ZG, und Mitglied der PUK, spricht waehrend der Medienkonferenz ueber die Ergebnisse der Parlamentarischen Untersuchungskommission PUK zum Fall der Credit Suisse, am Fre ...
FDP-Ständerat Matthias Michel.Bild: keystone

Zweites Argument: Dank der SRG hätten alle Landesteile Zugang zu einem vollwertigen Radio- und TV-Angebot in ihrer Sprache. Die SRG berichte auch dort, wo es kaum mehr Medien gebe. Mitte-Nationalrat Martin Candinas setzt sich ein für die Anliegen der Rätoromanen und erklärt:  «Wenn wir die Mittel der SRG halbieren, wird sich dies überproportional auf Kosten der Informationsabdeckung in den Randregionen und Sprachminderheiten auswirken. Die Initiative gefährdet den Zusammenhalt und die Sprachenvielfalt, die unser Land einzigartig machen.»

Martin Candinas, Nationalrat Mitte-GR, spricht neben Matthias Michel, Staenderat FDP-ZG, waehrend einer Medienkonferenz des ueberparteilichen Komitees "Nein zur Halbierungsinitiative", am Mo ...
Setzt sich an vorderster Front für ein Nein ein: Mitte-Nationalrat Martin Candinas.Bild: keystone

In Meinungsumfragen liegen die Befürworter vorne

Schliesslich bekräftigten Mitglieder des Komitees, dass die SRG-Sender nach einem Ja ihre Programme zusammenstreichen müssten. Beliebte Programme wie die Serie «Tschugger», Hintergrundsendungen wie «DOK» und populäre Live-Sportsendungen könnten nicht mehr produziert werden. Roger Schnegg, der Direktor von Swiss Olympic, sagte: «Die SRG ist für den Schweizer Sport unverzichtbar – sie zeigt nicht nur Top-Anlässe, sondern auch Wettkämpfe im Nachwuchs- und Behindertensport und aus kleineren Sportarten. Eine Halbierung der Mittel wäre ein direkter Angriff auf diese Vielfalt und Sichtbarkeit.»

Erste Meinungsumfragen zeigen, dass die Befürworter der Halbierungsinitiative vorne liegen. Die SVP startet ihre Kampagne erst im neuen Jahr. Im Nein-Komitee sind die beiden Werbefachleute David Schärer und Laura Zimmermann aktiv. Beide bekämpften 2018 erfolgreich die No-Billag-Vorlage; Zimmermann war damals Co-Chefin der Operation Libero.

Der Bundesrat will die Medienabgabe bis 2029 in zwei Schritten nicht auf 200, sondern auf 300 Franken senken. Die erste Verringerung im Jahr 2027 würde eine Reduktion auf 312 Franken bedeuten. Voraussetzung ist allerdings, dass das Stimmvolk die Halbierungsinitiative ablehnt. Bei einem Ja würde die Abgabe schnell auf 200 Franken herabgesetzt. (aargauerzeitung.ch)

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67 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Fakten_Checker
08.12.2025 13:08registriert September 2025
Wer die Demokratie in der Schweiz für wichtig erachtet, der lehnt diese Halbierungsinitiative ab. Ja es ist so einfach.
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Korrektorat
08.12.2025 13:07registriert Januar 2025
Für mich Leute, die mit dieser Initiative die SRG zerstören wollen, wohl auch Leute die einem Brad Pitt der sich per Mail melden ein paar Tausender überweisen.
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