Eine Million Besucher hatte Donald Trump bei seinem Wahlkampf-Auftakt in Tulsa erwartet. Gekommen sind dann etwa 6000. Hinter dieser geringen Zahl steckten – jedenfalls laut eigenen Angaben – TikTok-User. Sie hatten demnach massenhaft Tickets für die Veranstaltung vorbestellt, nur um diese niemals einzulösen.
Jetzt haben sich die Nutzer der Videoplattform ein neues Ziel im Trump-Kosmos ausgesucht: seinen Wahlkampf-Onlineshop. Die Taktik ist dabei ähnlich wie bei der Tulsa-Veranstaltung. Die User gehen diesmal in Shop der Trump-Kampagne «einkaufen».
Sie legen sich Artikel wie Basecaps, Trump-Manschettenknöpfe oder Shirts in den Warenkorb – ohne die Bestellung abzuschicken, sprich zu bezahlen. Damit sind die Artikel reserviert, und für andere, ernsthaft interessierte Kunden, nicht mehr verfügbar.
Das Kalkül der TikTok-Aktivisten geht noch weiter. Weil sich Computer schwertun, zwischen Fake-Käufern und echten Interessenten zu unterscheiden, droht dem Trump-Shop nun Chaos – und Trumps Wahlkampagne finanzielle Einbussen, da der Shop nun in kostspieligen Verfahren herausfinden muss, welche Kunden echt sind – und welche von TikTok kommen, berichtet die «Welt».
Stellt sich nur die Frage, ob die TikTok-Aktivisten mit der neuen Taktik wirklich so erfolgreich darin sind, Trump digitale Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Recherchen des US-Tech-Magazins «The Verge» zu Folge gibt es zumindest berechtigte Zweifel an der Effektivität dieses neuen Online-Widerstands.
Zwar funktionieren sogenannte «denial of inventory»-Attacken grundsätzlich durchaus – Voraussetzung sei aber, dass die angegriffenen Online-Stores auch wirklich die in Warenkörbe gelegten Produkte reservieren (und damit für andere Kunden unzugänglich machen). Im Falle von Trumps Online-Shop scheint nicht abschliessend geklärt, ob genau dies der Fall ist.
So sei es bislang zwar möglich gewesen, eine beliebige Zahl von Artikeln über die Seite zu bestellen. Seit kurzem aber fehle diese Möglichkeit im Shop. Unklar ist, ob die eigentliche Attacke dahinter steckt oder ob die Seiten-Verantwortlichen die Funktion vorsorglich deaktiviert haben, ohne dass je echte Gefahr bestand. In letzterem Fall könnten die TikTok-Nutzer zumindest einen Sieg in «psychologischer Kriegsführung» verbuchen.
So schreibt auch «The Verge»: «Es scheint klar zu sein, dass nur der Eindruck, der Trump-Kampagne könnte eins ausgewischt worden sein, wesentlich bedeutungsvoller war, als die den Trump-Unterstützern tatsächlich entstandenen Unannehmlichkeiten.» Trump sorge sich oft mehr um Wahrnehmung, als um Realtität – in diesem Sinne könnten die Fake-Bestellungen ihren Zweck erfüllt haben.
Unabhängig davon, ob die Attacke aus dem TikTok-Lager nun wirklich Erfolg hatte (im Sinne etwa finanzieller Schäden) oder nur einigen Verantwortlichen und dem Präsidenten kurzzeitig Sorgen bereitet hat, eines steht fest: Trump und seinem Wahlkampfteam ist in den sozialen Medien ein neuer Gegner erwachsen, und zwar einer, der im eigenen Stadion spielt.
TikTok ist eine relativ neue App, deren Funktionsweisen und Möglichkeiten auch alten Hasen in Sachen Marketing und PR noch Rätsel aufgeben, während die Nutzer diese Möglichkeiten schon lange durchschaut haben – siehe Tulsa.
So sagte denn auch Isabell Rittenhouse, eine Nutzerin der App aus Boston, der «Welt»: «Er (Trump, d. Red.) wird sich noch wundern. Bis zum November wird uns noch einiges einfallen.» Wie der Präsident auf die Online-Attacken reagiert hat, ist nicht überliefert. Zumindest, was öffentliche Statements anbelangt. Gerüchten zufolge soll Trump intern aber getobt haben – was sein Wahlkampfmanager allerdings bestreitet. (pcl/watson.de)
Oftmals hat man ein Navision oder SAP im Hintergrund, welches für die Warenhaltung verantwortlich ist und dadurch ist es fast unmöglich effizient den Bestand im Shop aktuell zu halten. Deswegen arbeiten Onlineshops oftmals mit Ampeln und geben nur niedrigen Bestand an.