Sie war fast unsichtbar: Seit dem Amtsantritt ihres Mannes verbrachte Melania Trump in den ersten 108 Tagen seiner zweiten Amtszeit weniger als 14 Tage im Weissen Haus. Zudem befeuern Videos von Melania und Donald Trump, in denen sie seine Hand wegschlägt oder ihn angewidert anschaut, Spekulationen über die wachsende Distanz zwischen dem Präsidentenpaar.
In den letzten Wochen scheint sich die Situation aber geändert zu haben. Bei öffentlichen Auftritten wirkte Melania zuletzt entspannter. Während einer Gedenkveranstaltung für Militärfamilien am Memorial Day lächelte sie fast durchgehend, hielt Donald Trump mehrfach demonstrativ die Hand. Szenen, wie sie lange nicht zu sehen waren.
«Sie wirkt selbstsicherer, als fühle sie sich in ihrer Rolle als First Lady jetzt viel wohler», sagt die langjährige Journalistin und Lifestyle-Expertin Jossette Rivera aus Miami, Florida.
Während der ersten Amtszeit Trumps sorgte Melania immer wieder ungewollt für Schlagzeilen. Beispielsweise, als sie in einer Jacke mit der Aufschrift ‹Es ist mir wirklich egal. Und Dir?› ein Heim für Migrantenkinder besuchte.
«Jetzt wirkt es, als habe sie ihr Bild selber in der Hand», so Rivera und ergänzt:
Auch die Modewelt reagiert. Designerinnen und Designer, die sich in der ersten Amtszeit von Melania distanzierten, scheinen sie nun wieder zu akzeptieren. Modeportale loben ihre neuen Outfits als «unauffällig souverän».
Auch wirtschaftlich geht Melania Trump inzwischen in die Offensive. Ein 40-Millionen-Dollar-Deal mit Amazon für eine exklusive Dokumentation über ihr Leben sowie ihr Buch, das dieses Jahr erschienen ist, markieren einen Strategiewechsel: Die frühere First Lady will nicht länger Objekt medialer Deutungen sein – sondern selber bestimmen, wie die Öffentlichkeit sie wahrnimmt.
Hinter verschlossenen Türen scheint sich Melania in ihrer Rolle an der Seite des Präsidenten ebenfalls sicherer zu fühlen. Eine besondere Rolle könnte ihr bei der Kehrtwende ihres Mannes in Sachen Ukraine zugekommen sein.
Anfang Woche kündigte der Präsident an, der Ukraine Patriot-Abwehrraketen zur Verfügung zu stellen. Zwar sollen die europäischen Nato-Partner dafür bezahlen. Für Trump, der lange Zeit Wladimir Putin das Wort redete, sind das dennoch ganz neue Töne.
Bei einem gemeinsamen Auftritt mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte im Oval Office liess Trump fast beiläufig eine Bemerkung fallen, die aufhorchen liess. Zuerst schwärmte er von seinen Telefonaten mit Wladimir Putin, die seien immer «sehr angenehm» gewesen.
Anschliessend liess er durchblicken, dass es Melania sei, die ihn zurück auf den Boden der Tatsachen holt: Nach einem Telefonat mit Putin habe er der First Lady erzählt, er habe ein wunderbares Gespräch mit Wladimir Putin gehabt.
In der Ukraine wird Melania seither für ihre Intervention als «Agent Melania Trumpenko» gefeiert.
Bereits 2022 fiel Melania mit einer Sympathiebekundung in Richtung Ukraine auf. Und auch, dass sie tatsächlich Einfluss besitzt, ist zumindest nicht ausgeschlossen. Schon im Jahr 2017 soll ein Familienmitglied Donald Trump zu einer weitreichenden militärischen Entscheidung gebracht haben – damals war es Tochter Ivanka. Als Vergeltung für einen Giftgasangriff des damaligen Diktators Assad auf die syrische Bevölkerung feuerten die USA 59 Marschflugkörper auf Syrien ab.
Zur Begründung für den überraschenden Angriff sagte Trump damals: «Sogar wunderschöne Babys» seien bei der Giftgasattacke ermordet worden. «Kein Kind Gottes sollte jemals solch einen Horror erleiden.»
Trumps Sohn Eric sagte kurz danach in einem Interview, dass seine Schwester Ivanka, selbst dreifache Mutter, eine aktive Rolle bei dem überraschenden Entscheid gespielt habe. Das Weisse Haus bestätigte dies später offiziell.
Welchen Einfluss Melania wirklich auf ihren Donald ausübt, ist allerdings schwer zu beurteilen. Sie bleibt eine rätselhafte Figur. Ihre langjährige Sprecherin Stephanie Grisham bezeichnete sie einmal als «die privateste First Lady der Geschichte». (aargauerzeitung.ch)