International
Elon Musk

Elon Musk: Scharfe Kritik an Gastbeitrag mit AfD-Wahlaufruf

«Als Journalismus verpackte Wahlwerbung»: Scharfe Kritik an Gastbeitrag von Musk

29.12.2024, 18:48
Mehr «International»

Die deutsche «Welt am Sonntag» hat mit der Veröffentlichung eines Gastbeitrags von Tech-Milliardär Elon Musk mit einem Wahlaufruf für die AfD scharfe Kritik auf sich gezogen. Als Konsequenz reichte die Meinungschefin von «Welt» und «Welt am Sonntag» ihre Kündigung ein. CDU-Chef Friedrich Merz nannte den Wahlaufruf «übergriffig und anmassend». SPD-Generalsekretär Matthias Miersch bezeichnete es als «beschämend und gefährlich», Musk eine solche Plattform zu bieten.

Anfang der Woche hatte ein Beitrag von Musk auf dessen Onlinedienst X für Schlagzeilen gesorgt, in dem er geschrieben hatte, nur die AfD könne «Deutschland retten.» In seinem Gastbeitrag für die «Welt am Sonntag» führte Musk seine Gedanken dann aus.

Angesichts eines angeblich bevorstehenden «wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs» Deutschlands sei die AfD «der letzte Funke Hoffnung für dieses Land», schrieb er. Nur sie könne die deutsche Wirtschaft wiederbeleben oder durch eine «kontrollierte Einwanderungspolitik» einen Identitätsverlust verhindern. Die «Darstellung der AfD als rechtsextrem» sei hingegen «eindeutig falsch».

EU-Austritt «eine Katastrophe»

Musks Beitrag war eine Gegenrede des designierten «Welt»-Chefredakteurs Jan Philipp Burgard gegenüber gestellt. Darin bezeichnet dieser Musks «Diagnose» bezüglich der wirtschaftlichen und kulturellen Krise des Landes als «korrekt». «Doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch.»

So wäre der von der AfD laut Wahlprogramm als nötig erachtete EU-Austritt für die Exportnation Deutschland «eine Katastrophe». Die Partei mit ihrer «Anbiederung an Russland und China und ihrer Ablehnung von Amerika und EU ist keineswegs 'der letzte Funke Hoffnung für dieses Land'». Vielmehr sei sie «eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft», schrieb Burgard.

Trotz der Gegenrede hagelte es Kritik – zunächst intern. «Heute ist in der 'Welt am Sonntag' ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht», schrieb die Ressortleiterin Meinung von «Welt» und «WamS», Eva Marie Kogel, am Samstag auf X. Medienberichten zufolge gab es zudem weiteren redaktionsinternen Widerstand gegen den Text.

Kritik von CDU und SPD

CDU-Chef Friedrich Merz nannte den Wahlaufruf von Musk «übergriffig und anmassend». «Ich kann mich nicht erinnern, dass es in der Geschichte der westlichen Demokratien einen vergleichbaren Fall der Einmischung in den Wahlkampf eines befreundeten Landes gegeben hat», sagte der Kanzlerkandidat der Union den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

19.12.2024, Berlin: Friedrich Merz, CDU Bundesvorsitzender und CDUCSU Fraktionsvorsitzender im Bundestag und Unions-Kanzlerkandidat, aufgenommen bei einem Interview mit der dpa Deutsche Presse-Agentur ...
Friedrich Merz äussert scharfe Kritik am Gastbeitrag von Elon Musk.Bild: keystone

Musk müsse zudem «einige Dinge übersehen haben», fuhr Merz fort. So hätte es mit der AfD den Bau seines Werkes in Brandenburg «nie gegeben, denn es war die AfD, aus der der heftigste Widerstand gegen dieses Werk kam». Ein EU-Austritt würde zudem «der deutschen Wirtschaft und den Arbeitsplätzen in unserem Land massiv schaden».

SPD-Generalsekretär Matthias Miersch sagte dem «Handelsblatt», es sei «beschämend und gefährlich», Musk eine solche offizielle Plattform zu bieten. Es sei ausserdem «inakzeptabel, dass ausländische Milliardäre versuchen, unsere politische Landschaft zu beeinflussen und dabei Parteien unterstützen, die unsere demokratischen Werte untergraben». Ähnlich äusserte sich der Grünen-Wahlkampfleiter Andreas Audretsch.

«Als Journalismus verpackte Wahlwerbung»

Der Deutsche Journalisten-Verband protestierte ebenfalls «gegen den Freifahrtschein für Musk», per Gastbeitrag AfD-Wahlwerbung machen zu dürfen. «Als Journalismus verpackte Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei, eine schmeichelnde Distanzierung, die keine ist, und das Kaltstellen der redaktionsinternen Kritiker – unglaublich!», kritisierte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. «Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen», warnte er.

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm sagte der «FAZ» hingegen, die nun ausgelöste Debatte sei «eigentlich gut, denn es ist essenziell, dass wir jetzt alle politisch werden». Es bringe nichts, die Diskussion über die AfD und ihre Themen zu unterdrücken. «Sie muss geführt werden. Und sie kann auch geführt werden.» (hkl/sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
31 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
MartinZH
29.12.2024 19:43registriert Mai 2019
Mathias Döpfner IST ein Trump-Fan. Konsequenterweise findet er auch Musk toll. Dass er sich auch im Dunstkreis der AfD bewegt, ist nur naheliegend.

Dass Eva Marie Kogel nicht lange rumfackelte und gleich die Kündigung einreichte, ist konsequent. Chapeau.

Dass Jennifer Wilton und Robin Alexander Döpfners "Wunsch" nachgekommen sind und diese AfD-Wahlkampf-Posse zuliessen, ist beschämend und für deren persönl. Reputation definitiv nicht zuträglich.

Die «Welt» war schon immer sehr umstritten. Dieser Vorfall hat den Titel nun in Gefilde katapultiert, wo sich Blätter wie z.B. die «WeWo» befinden.
4915
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schlaf
29.12.2024 19:03registriert Oktober 2019
Nun ja, Elon hat zu einem grossen Teil der Orange den Wahlkampf mit Geld unterstützt.

Warum sollte er denken, dass er Unrecht tut, wenn er in Deutschland eine Wahlempfehlung abgibt?

Dieser gefährliche Rotzgoof gehört in die Schranken gewiesen!
3912
Melden
Zum Kommentar
31
    Polizei in Den Haag nimmt rund 700 Klima-Aktivisten fest

    Die niederländische Polizei hat am Samstag hunderte Klima-Aktivisten festgenommen, die stundenlang eine Autobahn in Den Haag besetzt hatten. «Rund 700 Aktivisten» seien am Samstag wegen der Blockade der A12 festgenommen worden, teilte die Polizei mit.

    Zur Story