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Vorteile für Geimpfte? In diesen europäischen Ländern ist das bereits Realität

A passenger wears a face mask she travels on a Delta Airlines flight Wednesday, Feb. 3, 2021 after taking off from Hartsfield-Jackson International Airport in Atlanta. (AP Photo/Charlie Riedel)
In drei EU-Ländern gibt es für Geimpfte bereits Vorteile.Bild: keystone

Vorteile für Geimpfte? In diesen europäischen Ländern ist das bereits Realität

09.02.2021, 05:4509.02.2021, 13:45
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Restaurantbesuche, Kinoabende, Reisen: Sollen Geimpfte dürfen, was anderen in der Corona-Pandemie noch versagt ist? In der Schweiz steht man dem eher kritisch gegenüber, doch in einigen europäischen Ländern ist das bereits Realität. Ein kleiner Überblick.

Dänemark

Dänemark legte vergangene Woche Pläne für einen digitalen Ausweis mit Impfdaten vor, um Dienstreisen in Corona-Zeiten zu erleichtern - und letztlich vielleicht auch die sorgenfreie Teilnahme an Konzerten oder Sportveranstaltungen zu ermöglichen. Der dänischen Regierung schwebt ein digitaler Ausweis vor, den man auf Reisen bei Bedarf auf seinem Smartphone vorweisen kann. «Das hier soll als ein Instrument betrachtet werden, wie ein zweiter Pass, wenn man so will», sagte der geschäftsführende Finanzminister Morten Bødskov vergangene Woche. Bis der Corona-Pass inklusive App praxistauglich ist, dürfte es allerdings noch drei bis vier Monate dauern.

Auch Dänemarks Nachbar Schweden will bis zum 1. Juni die digitale Infrastruktur für einen Impfpass schaffen – allerdings in enger Abstimmung mit der Weltgesundheitsorganisation WHO und der EU. Die Dänen blicken bei ihrem Projekt dagegen vor allem auf die heimische Wirtschaft und Kultur. «Es gibt Teile der dänischen Gesellschaft, die vorankommen müssen», sagt Bødskov. In der Wirtschaft gebe es Menschen, die reisen müssten, auch ins Ausland.

Zugutekommen soll der Corona-Pass zunächst Dienstreisenden, aber die dänische Wirtschaft will mehr. «Der Pass soll dazu beitragen, dass wir Dänemark so schnell wie möglich geöffnet bekommen», erklärte der Direktor der dänischen Handelskammer Dansk Erhverv, Brian Mikkelsen. Die Hoffnungen und Erwartungen der Reise- und anderer Branchen sind entsprechend gross in Dänemark. Wie konkret der Pass eines Tages angewendet werden kann – etwa im Urlaub, beim Restaurant-Besuch, im Kino oder Fussballstadion – ist aber noch unklar.

Polen

Andere EU-Länder haben da schon mehr Schritte unternommen. In Polen gibt es seit Ende Dezember ganz konkrete Vorteile für Geimpfte. Sie sind von der zehntägigen Quarantänepflicht nach Einreise befreit. Ausserdem zählen Geimpfte bei Beschränkungen für private Treffen nicht als Kontaktpersonen.

Rumänien

Auch die rumänische Regierung hat Mitte Januar geimpfte Einreisende von der Quarantäne befreit – und das, obwohl Staatspräsident Klaus Iohannis zuvor in der Diskussion um einen europäischen Impfpass noch vor «Diskriminierung» der nicht Geimpften gewarnt hatte.

Estland

Estland ist das dritte EU-Land, das die Einreisefreiheit für Geimpfte zum 1. Februar vollständig – ohne Testpflicht und Quarantäne – wiederhergestellt hat.

Griechenland und Israel

Besonders wichtig ist das Thema Einreisebeschränkungen für die Länder der EU, die wirtschaftlich stark auf Tourismus angewiesen sind – wie etwa Griechenland. «Die Personen, die geimpft sind, müssen frei reisen dürfen», forderte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schon vor Wochen. Auf eine EU-weite Regelung scheint auch er jetzt nicht mehr warten zu wollen. Am Montag vereinbarte Griechenland mit Israel, dass Geimpfte zwischen beiden Ländern ohne Auflagen reisen dürfen. Mit Grossbritannien soll eine ähnliche Regelung bereits auf dem Weg sein.

Und EU-weit?

Die EU hinkt solchen Alleingängen hinterher. Man ist sich zwar grundsätzlich einig, dass es ein gemeinsames Impfzertifikat brauche – und das sowohl in Papier- als auch in elektronischer Form. Dies soll aber zunächst nur für medizinische Zwecke genutzt werden. Mittlerweile haben sich die EU-Staaten auf Eckpunkte geeinigt. Ein medizinischer Zweck könnte demnach sein, dass zwei notwendige Impfdosen in verschiedenen Ländern gespritzt werden oder wenn ein Betroffener sein Impf-Zertifikat im Krankenhaus vorlegt, weil er Nebenwirkungen hat.

Für die Diskussion über mögliche Vorteile für Geimpfte sei die Zeit noch nicht reif, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen kürzlich. Es gebe noch zu viele Fragezeichen. So sei offen, ob Geimpfte das Virus weiter übertragen und wie lange der Impfschutz anhält. Eine politische Frage sei, wie sichergestellt werde, dass jene Menschen, die noch keine Chance auf eine Impfung hatten, nicht benachteiligt würden. Soll der Impfpass tatsächlich freies Reisen in der gesamten EU ermöglichen, müssten die EU-Staaten bei all diesen Punkten eine gemeinsame Linie finden.

(sda/dpa)

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102 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Triple
09.02.2021 07:16registriert Juli 2015
Interessant, dass das Gros der Länder eine stark sozialistische Vergangenheit hat. Auch heute ist ein Teil davon immer noch stark auf einer Seite des politischen Spektrums. Extreme Regierungen, egal ob links oder rechts, haben einen Übwachungswahn, der mir persönlich Angst macht.
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Töfflifahrer
09.02.2021 06:58registriert August 2015
Na dann hoffen wir mal, dass Geimpfte das Virus nicht weitergeben können.
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Michael Heldner
09.02.2021 08:01registriert März 2017
Mmh müsste man da nicht auch noch die Impfungen aufschlüsseln? Gibt laut Studien von 60-98% Wirksamkeit bisher alles. Dann gibts bisher nur zu Astra eine Studie was die übertragbarkeit angeht (um ca 60% reduziert zu nicht geimpften) wobei Astra nach neuesten Erkenntnissen wohl nicht gegen alle Mutationen immun macht.😂. Mal ehrlich Bevorteilung für geimpfte ist unter solchen Grundlagen schlicht Diskrimierung der anderen und hätte vor Gericht kaum bestand. Heißt dann zukünftig Festivals nur mit Impfstoff der mindestens 90% Schutz bietet, Restaurants ab 60% etc? 😂
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