Israel darf an ESC 2026 — mehrere Länder antworten mit Boykott
Israel kann 2026 am Eurovision Song Contest in Österreich teilnehmen. Darauf haben sich die Mitglieder der Europäischen Rundfunkunion (EBU) am Donnerstag in Genf geeinigt. Mehrere Länder bestätigten daraufhin ihre Boykottdrohungen.
In einer geheimen Abstimmung haben die öffentlich-rechtlichen Sender mit einer Zweidrittelmehrheit die neuen Regeln angenommen, die die EBU vor zwei Wochen vorgestellt hatte. Eine separate Abstimmung über Israel wäre nur dann nötig geworden, wenn dieser Antrag abgelehnt worden wäre.
Beim diesjährigen Wettbewerb in Basel belegte die israelische Kandidatin dank des öffentlichen Votings den zweiten Platz. Mehrere Länder kündigten daraufhin den Boykott der Veranstaltung an, sollte Israel weiterhin teilnehmen. Sender aus Spanien, Irland, Slowenien und den Niederlanden bestätigten am Donnerstagabend ihren Rückzug.
Ausschluss sorgte für Spannungen
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hatte hingegen kürzlich angekündigt, dass Deutschland auf den Wettbewerb verzichten müsse, sollte Israel ausgeschlossen werden. Die SRG wiederum bezog keine Position und plädierte für die politische Neutralität des Wettbewerbs. Sie glaube an die «friedensfördernde, verbindende und verständnisbildende Wirkung des ESC».
Die SRG halte sich «an das demokratische Prinzip, dass Mehrheitsentscheide zu akzeptieren sind, weshalb sie den Entscheid der EBU-Generalversammlung in dieser Frage solidarisch mitträgt», teilte sie am Donnerstagabend mit. Die Entscheidung bei der EBU wurde getroffen, nachdem die Basler Austragung als «sehr positiv» bewertet wurde.
Der Präsident des spanischen Senders, José Pablo Lopez, beschuldigte die EBU, die grössten Spannungen verursacht zu haben, die es jemals beim Eurovision Song Contest gegeben habe. Der spanische Sender RTVE ist einer der fünf wichtigsten Geldgeber der Veranstaltung.
Publikum verliert an Einfluss
Zu den neuen Regeln, die am Donnerstag bestätigt wurden, gehört, dass «jede unverhältnismässige Werbekampagne» für die Kandidierenden durch Dritte bestraft werden kann. Eine weitere Neuerung ist, dass die maximale Anzahl der Stimmen pro Zahlungsart von 20 auf 10 gesenkt wird. Das soll verhindern, dass eine Einzelperson den Wettbewerb zu sehr beeinflussen kann.
Wie im Finale wird es auch in den Halbfinals wieder eine Jury geben, deren Wahl neben jener des Publikums zur Hälfte zählt und die aus mindestens zwei jungen Leuten bestehen wird.
Das Finale des 70. ESC findet am 16. Mai 2026 statt. Nach dem Sieg des Countertenors JJ mit seinem Song «Wasted Love» in Basel fällt Österreich 2026 die Rolle des Gastgebers zu. Dieses Jahr verfolgten die Veranstaltung rund 170 Millionen Menschen am TV, ausserdem wurden mehr als zwei Milliarden Social-Media-Kontakte gezählt. (sda/dpa/val)
