Martin Sellner wurde am vergangenen Samstag im Kanton Aargau abgeführt. Der österreichische Rechtsextremist wollte einen Vortrag in Tegerfelden über «Ethnische Wahl und Remigration» halten und seinen Plan – Millionen von Menschen aus Deutschland auszuschaffen – präsentieren. Dazu reiste er in die Schweiz ein; die Kantonspolizei Zürich hatte vorgängig erfolglos ein Einreiseverbot beim Bund beantragt. Seine Abführung sorgte für grosse Aufmerksamkeit und sogar Elon Musk äusserte sich dazu.
Doch nicht nur Sellner selbst macht gerade Schlagzeilen. Auch seine Frau Brittany Sellner vertritt rechtsextreme Meinungen – und teilt diese auf Social Media mit knapp 200'000 Menschen.
Auf den ersten Blick scheint Brittanys Content ziemlich harmlos. Sie wirkt gebildet, wortgewandt und einfühlsam. Doch die rosarote Schleife, mit der sie ihre Inhalte verpackt, verfärbt sich bei genauerem Hinhören braun.
So spricht sie etwa über den Film «Barbie», bezeichnet diesen als «Müll» und warnt vor der Darstellung der Männlichkeit in der Komödie. In anderen Videos greift sie Emma Watson an und wirft ihr vor, dass sie für die «toxische Welle» des Feminismus seit 2014 verantwortlich ist. Dabei bezeichnete sie den Gender Pay Gap als «Mythos» und Feminismus als versteckten Männerhass.
Wirklich kritisch wird es dann mit ihren Aussagen über den «Grossen Ausstausch» – ein politischer Kampfbegriff der Neuen Rechten. Dabei vertritt sie die Meinung, dass Weisse durch eine unkontrollierte Einwanderung verdrängt würden. Besonders durch Menschen aus den arabischen Ländern.
Auch wenn solche Meinungen in der Öffentlichkeit immer wieder geteilt werden, wenn eine Influencerin diese so kundtut, kann das noch grössere Auswirkungen haben.
Wie der Name es schon sagt: Influencer möchten beeinflussen. So baut man eine Vertrautheit zu seinen Zuschauenden auf, um sie an sich zu binden. Die meisten tun dies mit Make-up oder Fitnessprogrammen, zeigen Tipps für die perfekte Haut oder einen durchtrainierten Körper. Ist einem die Person hinter der Kamera sympathisch, beginnt man ihr als Zuschauender zu vertrauen und kauft sich etwa das Fitnessprogramm oder die empfohlene Hautcreme nach. Ähnlich gross kann aber auch die Vertrautheit gegenüber sympathischen Influencern werden, die ihre – teils extreme – Meinung online äussern.
So schreibt die Wissenschaftlerin Eviane Leidig in ihrem Buch «The Women of the Far Right»: «Rechtsextreme Influencerinnen sind deshalb so erfolgreich, weil sie ihr persönliches Leben mit ideologischen Botschaften verschmelzen und dies visuell ansprechend präsentieren.» Dabei könnten die weiblichen Content Creator durch ein sogenanntes «weiches Framing» ihrer Inhalte ohne grosses Anecken präsentieren. So verbreiten sie ihre Ideologien – die gleich extrem sind, wie die der Männer – freundlich verpackt an ein Mainstream-Publikum.
Zu beobachten ist das auch auf Brittanys Instagram-Account. Dort teilt sie mit ihren 30'000 Followerinnen und Followern gezielt konservativen Content. So sieht man Bilder von ihrer glücklichen Familie, ihrem Sohn und von schwangeren Freundinnen. Da die gebürtige Amerikanerin ihre Kanäle auf Englisch führt, erreicht sie so Menschen auf der ganzen Welt. Mit ihrem Youtube-Account hat sie gar eine Reichweite von 175'000 Followerinnen und Followern.
Aber trotz des scheinheiligen Auftretens von Brittany ist sie alles andere als harmlos. So wurde der Account von Brittnay schon einmal für drei Monate gesperrt. Der Grund: Gegen Martin und Brittany Sellner ermittelten laut der NZZ im Jahr 2021 die österreichischen Behörden, weil sie Spenden des extremistischen Attentäters von Christchurch entgegengenommen hatten. Zudem soll Brittany sich in Moskau mit dem rechtsnationalistischen Philosophen und Putin-Vertrauten Alexander Dugin getroffen haben.