Mit seinem Film «Un Simple Accident» hat der iranische Regisseur Jafar Panahi die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes gewonnen. Das gab die Jury unter dem Vorsitz der Schauspielerin Juliette Binoche bekannt. Der heimlich gedrehte Film setzte sich gegen 21 andere Wettbewerbsfilme durch.
Der Iraner setzt sich in «Un Simple Accident» mit Erlebnissen im Gefängnis und der Gewalt des iranischen Regimes auseinander. Panahi hat mit früheren Filmen bereits die Hauptpreise des Filmfests Venedig und der Berlinale gewonnen.
Die Rede vor der Preisvergabe an Panahi übernahm Hollywood-Star Cate Blanchett. Sie sagte, dass Cannes dem Kino den Weg für eine breitere gesellschaftliche Diskussion ebne. «Hier werden diese Dialoge ermutigt, Wurzeln zu schlagen, wo sie sonst Gefahr laufen, von der selbstsüchtigen Welt nationaler und persönlicher politischer Ambitionen vereinnahmt zu werden.»
Nachdem Panahi auf der Bühne seiner Familie und seinem Team gedankt hatte, wandte er sich «an alle Iraner, egal mit welcher Meinung, im Iran und auf der ganzen Welt». Er sagte: «Das Wichtigste ist unser Land und die Freiheit unseres Landes. Lasst uns gemeinsam den Moment erreichen, in dem niemand mehr wagt, uns vorzuschreiben, was wir tragen, was wir tun oder lassen sollen.»
Der Grosse Preis der Jury, die zweitwichtigste Auszeichnung des Festivals, ging an «Sentimental Value» von Joachim Trier. Der Norweger erzählt darin ein vielschichtiges Vater-Tochter-Drama.
Den Preis der Jury erhielt die Berlinerin Mascha Schilinski für ihren Film «In die Sonne schauen». Die 41-Jährige teilt sich die Auszeichnung mit Oliver Laxe für den Film «Sirât». Auf der Bühne sagte die 41-Jährige: «Wir möchten diesen Preis all jenen widmen, die an Orten leben, an denen es nicht leicht ist oder unmöglich oder kaum möglich ist, Filme zu machen – und besonders jungen Filmschaffenden und insbesondere Frauen: Eure Stimmen sind wichtig. Gebt sie nicht auf.»
Schilinski erzählt in «In die Sonne schauen» von vier jungen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten auf einem Bauernhof in der Altmark leben. Der Film nutzt eine nicht-lineare, mosaikartige Erzählweise. Es geht um häusliche Gewalt, verdrängte Sehnsüchte oder vererbte Traumata, die die vier Frauen erleben.
Kleber Mendonça Filho erhielt für «O Secreto Agente» den Preis für die beste Regie. Einen Spezialpreis der Jury erhielt Bi Gan für «Resurrection». Der Preis als beste Darstellerin ging an Nadia Melliti für ihre Rolle in «La Petite Dernière».
Als bester Schauspieler wurde Wagner Moura für seine Rolle in «O Secreto Agente» von Kleber Mendonça Filho ausgezeichnet. Für das beste Drehbuch wurden Jean-Pierre und Luc Dardenne mit «Jeunes Mères» ausgezeichnet.
Die 78. Filmfestspiele sind am Samstagabend mit der Verleihung der Goldenen Palme und weiteren Auszeichnungen zu Ende gegangen. Die Veranstaltung fand wie geplant statt, nachdem es in Cannes am Samstag vorübergehend einen grösseren Stromausfall gegeben hatte.
Die Preise wurden von einer internationalen Jury unter dem Vorsitz der französischen Schauspielerin Juliette Binoche vergeben. Moderiert wurde die Preisverleihung von dem französischen Schauspieler Laurent Lafitte. (sda/dpa)