Sie war von 2017 bis 2020 Frankreichs erste Ministerin für die Gleichheit zwischen Frauen und Männern. Dank ihr sind sexistische Beleidigungen in Frankreich strafbar. Seit ihrer Amtszeit zählt Sex mit Jugendlichen unter 16 Jahren in Frankreich vor Gericht als Vergewaltigung. Und sie ist nun wohl die erste französische Politikerin auf dem Cover des französischen «Playboy».
Die Rede ist von der Feministin und Staatssekretärin Marlène Schiappa. Derzeit ist sie in dem Land die Staatsministerin für Staatsbürgerschaft. Dass sie das Cover des Magazins ziert, sorgt für Furore. Vor allem bei politischen Gegner:innen und Kolleg:innen stossen ihre Fotos auf Kritik – und das, obwohl Schiappa darauf nicht einmal hüllenlos abgelichtet ist.
In dem dazugehörigen Titel-Interview sprach die 40-Jährige laut Medienberichten auf zwölf Seiten über die Rechte von Frauen und LGBTQ-Themen. Worüber Frankreich nun spricht, ist aber nicht der Inhalt des Interviews, sondern eben doch der tiefe Ausschnitt, den Schiappas Kleid gehabt haben soll – und der Zeitpunkt der Veröffentlichung.
So soll Premierministerin Élisabeth Borne laut Medienberichten am Wochenende mit der Staatssekretärin über das Thema gesprochen haben. Oder, wie der Spiegel den Sender BFMTV zitiert, eher geschimpft. Sie bezeichnete das Interview demnach als «nicht angemessen». Vor allem wegen des Zeitpunktes.
Damit spielte Borne wohl auf die landesweiten Unruhen wegen der umstrittenen Rentenreform an. Eine Grünen-Politikerin vermutete hinter der «Playboy»-Story sogar ein Ablenkungsmanöver. Das Nachrichtenportal T-Online.de zitiert sie mit Verweis auf den Sender BFMTV:
Eine Einschätzung, die auch einige Twitter-User:innen teilen. Der italienische Journalist Leonardo Panetta schreibt zum Beispiel:
Mentre in Francia proseguono le proteste contro la riforma delle pensioni, Marlene Schiappa, Segretaria di Stato all’economia sociale del governo, se ne esce con un servizio fotografico in posa per … Playboy.
— Leonardo Panetta (@LeonardoPanetta) April 2, 2023
Le urgenze di quelli che pensano al bene dei cittadini. pic.twitter.com/6CMH16A9Ej
Schiappa reagierte auf Twitter selbst auf die Kritik. Dort erklärte sie: «Das Recht der Frauen, über ihren Körper zu verfügen, zu verteidigen, ist überall und zu jeder Zeit wichtig.» In Frankreich seien die Frauen frei. «Nichts gegen rückwärtsgewandte und heuchlerische Menschen.»
Défendre le droit des femmes à disposer de leurs corps, c’est partout et tout le temps.
— 🇫🇷 MarleneSchiappa (@MarleneSchiappa) April 1, 2023
En France, les femmes sont libres.
N’en déplaise aux rétrogrades et aux hypocrites.#Playboy
Kurz vor Schiappas «Playboy»-Auftritt hatte Präsident Emmanuel Macron dem Kindermagazin «Pif» ein Interview gegeben. Zu den Interviews meldete sich auch der ehemalige Präsidentschaftskandidat Jean Lassalle auf Twitter zu Wort. Dort schrieb er:
#EmmanuelMacron dans #pifgadget #MarleneSchiappa dans #Playboy
— Jean Lassalle (@jeanlassalle) April 1, 2023
A quand #ElisabethBorne dans #Youpimag? #ÉricDupontMoretti dans le #journaldeMickey ? Pendant ce temps-là des millions de Français continuent à se mobiliser contre la réforme des retraites#demission #dissolution pic.twitter.com/rYRTgcotjD
Bei den gewaltsamen Protesten gegen die Rentenreform in Frankreich sind nach Angaben des Innenministeriums seit Mitte März 1093 Polizisten und Feuerwehrleute verletzt worden. Ausserdem habe es 2579 Brandstiftungen und 316 Angriffe auf öffentliche Gebäude gegeben, sagte Innenminister Gérald Darmanin der Sonntagszeitung JDD. Zugleich werde gegen 36 Beamte wegen des Verdachts auf übermässigen Gewalteinsatz ermittelt. Zahlen zu verletzten Demonstrant:innen nannte Darmanin nicht.
Die über viele Wochen friedlichen Proteste schlugen ab dem 16. März in Gewalt um. An jenem Tag hatte die Regierung die höchst umstrittene Reform zur schrittweisen Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre ohne Abstimmung im Parlament durchgeboxt. Der Verfassungsrat überprüft die Reform noch.
(Mit Material von dpa)
Sollten die Kritiker doch selber das Medium "Printmagazin" verwenden um auf Probleme aufmerksam zu machen, anstatt sich via Twitter zu empören.