Er werde bei dem Gerichtstermin erscheinen, versprach Depardieus neuer Anwalt Jérémie Assous im Hinblick auf den ersten Prozess, den die französische Kinolegende am Montag zu gewärtigen hat. Angeklagt ist er der sexuellen Aggression gegen zwei Frauen.
Eine der Klägerinnen, eine Dekorateurin mit Vornamen Amélie, berichtete in einem Interview, die Attacke habe sich 2021 bei dem Dreh des Filmes «Les volets verts» ereignet. Der Hauptdarsteller habe ihr gegenüber dauernd anzügliche Bemerkungen gemacht, sagte die heute 55-jährige Französin. So habe er einen Ventilator verlangt, da er wegen der Hitze ständig eine Erektion bekomme. Später habe der 130-Kilo-Mann sie brutal gepackt und von der Hüfte bis zu den Brüsten «geknetet». Leibwächter hätten ihn daraufhin entfernt; Depardieu habe gelacht und geschrien: «Wir werden uns wiedersehen!»
Die Anwältin der Kulissenbildnerin, Carine Durrieu-Diebolt, bezeichnete Depardieu als «Serienaggressor» und forderte, dass der 75-jährige Franzose wegen seines Starstatus' keine Vorzugsbehandlung erhalte. Darauf pochten auch andere Schauspielerinnen, die mit Depardieu gedreht hatten. Anouk Grinberg erzählte, Depardieu habe mit seinen Obszönitäten «von morgens bis abends» eine sexuell aufgeladene Atmosphäre verbreitet, wobei Regisseure und andere Wortführer mitgemacht hätten. «Wenn die Produzenten Depardieu für einen Film engagierten, wussten sie, dass sie einen Aggressor engagierten. Und sein Verhalten verschlimmerte sich ständig», erklärte Grinberg.
Depardieu hatte sich vor einem Jahr in einem offenen Brief für allfällige Übergriffe entschuldigt. Sein Anwalt Assous, den Depardieu erst im Juni in Ablösung von seinem früheren Rechtsvertreter engagiert hat, nannte die Vorwürfe gegen seinen Klienten «Lügen». Er will «Zeugen und Gegenbeweise» liefern und wirft den Klägerinnen vor, ihnen gehe es nur um eine zivilrechtliche Entschädigung, die bis zu 36'000 Euro erreichen könne.
Die zweite Klägerin, eine Regieassistentin, hat sich bisher nicht öffentlich geäussert. Eine weitere Frau, die Schauspielschülerin Charlotte Arnould, hatte Depardieu 2018 wegen zweifacher Vergewaltigung angezeigt. Die Staatsanwaltschaft verlangt deshalb einen weiteren Prozess gegen die Filmikone, die schon in über 200 Filmen mitgewirkt hat, darunter «Die letzte Metro», «Jean de Florette», «1492 – Christoph Kolumbus» oder «Asterix und Obelix».
Insgesamt zwanzig Frauen werfen dem französischen Schauspieler sexuellen Missbrauch vor. Die Vorwürfe sind zum Teil verjährt. Sie haben aber im französischen Film eine ähnliche Metoo-Bewegung wie in Hollywood ausgelöst. Die Schauspielerin Karin Viard erklärte dieser Tage, dass sich in Paris erst heute das Bewusstsein breitmache, dass die Aggressionen männlicher Protagonisten in den Filmstudios und bei Aussenaufnahmen nicht «völlig normal», sondern «völlig missbräuchlich» gewesen seien. Die Dekorateurin Amélie schilderte gegenüber dem Newsportal Mediapart, dass sie Depardieu als Frau ausgeliefert gewesen sei: «Allein gelassen, musste ich so tun, als sei ich stark und als würden mich diese Angriffe kalt lassen; in der Nacht konnte ich aber kaum schlafen.»
Im Zuge der Anzeigen ist auch die öffentliche Meinung von Depardieu abgerückt. Dazu beigetragen hat eine unerträgliche Szene aus einem Dokumentarfilm über die Reise Depardieus 2018 nach Nordkorea. Er fordert ein Mädchen auf einem Pferd lüstern auf, zu galoppieren, um einen Orgasmus zu kriegen. Im Mai schlug er zudem im Beisein seiner Gefährtin Magda Vavrusowa, einer polnischen Filmproduzentin, in Rom einen italienischen Paparazzi spitalreif, weil dieser ihn fotografieren wollte.
Dass Depardieu so tief gefallen ist, nachdem er früher einfühlsame Rollen wie Cyrano von Bergerac gespielt und hochsensible Chansons der Sängerin Barbara vorgetragen hatte, verzeiht ihm das französische Publikum nicht länger. Auch nahestehende Schauspielerinnen wie Sandrine Bonnaire, Catherine Deneuve oder Carole Bouquet verteidigen ihn nicht länger. Die Pariser Medien bezeichnen ihn nicht mehr als «monstre sacré» (wörtlich etwa: geheiligte Grösse), sondern nur kurz noch als «Monstrum». Filmrollen erhält Depardieu keine mehr. (bzbasel.ch)
Macht mich traurig und auch wütend. Kann dieses Verhalten einfach nicht nachvollziehen.
Das war sogar für Anfang 80er heftig. Fand ich. Aber offenbar hat es sonst keinen interessiert. Schade, dass ich nicht mehr genau weiss, welches Magazin es war. Ich würde sonst versuchen, dieses Interview wiederzufinden.
Ich habe ihn als Schauspieler in seinen Rollen sehr gemocht. Vor allem „Green Card“ war für mich einer der romantischsten Filme - die Liebe, die er in seiner Rolle zum Ausdruck brachte, hat mich schon als Jugendliche sehr berührt.
Dass er jetzt wegen sowas vor Gericht steht, passt überhaupt nicht mehr mit diesem Bild zusammen 😓
Schäm dich! 😢