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Hunderte Bombendrohungen lähmen Frankreichs Schulen

Hunderte Bombendrohungen lähmen Frankreichs Schulen – Ministerin reagiert

29.03.2024, 17:0629.03.2024, 17:06
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Hunderte Bombendrohungen gegen Schulen sowie der Fall eines mit dem Tod bedrohten und danach zurückgetretenen Pariser Schuldirektors sorgen in Frankreich seit Tagen für Wirbel. Um dem Lehrpersonal den Rücken zu stärken und die Welle anonymer Drohungen zu beenden, hat Bildungsministerin Nicole Belloubet am Freitag ein staatliches Durchgreifen angekündigt.

epa11218092 French Minister of Education and Youth Nicole Belloubet leaves the Elysee Palace at the end of the weekly cabinet meeting in Paris, France, 13 March 2024. The German interior minister atte ...
Will Schülerinnen und Schüler besser schützen: Nicole Belloubet.Bild: keystone

«Angesichts der Bedrohungen steht der Staat an Ihrer Seite und wird Sie niemals im Stich lassen. Es wird alles getan, um Ihre Sicherheit und die der Schulen zu gewährleisten», erklärte Belloubet.

«Ich werde eine landesweite mobile Schultruppe einsetzen, die in Schulen mit Schwierigkeiten eingesetzt werden kann», sagte die Ministerin in Bordeaux. Die Beamten des Ministeriums sollten Lehrerinnen und Lehrern zur Seite stehen und auch über einen längeren Zeitraum in eine Schule entsendet werden können.

Blockade von Chatfunktion

Zugleich kündigte Belloubet bei der landesweit genutzten Kommunikationsplattform der Schulen eine vorübergehende Blockade der Messengerfunktion an. Über gehackte Accounts von Schülern und Lehrern waren zahlreiche der Drohungen eingegangen, neben Anschlagsdrohungen wurden auch Köpfungsvideos verschickt. Vielfach wurden Schulen daraufhin geräumt und von der Polizei auf Sprengstoff untersucht.

Am Donnerstag war ein 17-Jähriger festgenommen worden, den die Polizei verdächtig, eine Reihe der Drohnachrichten und ein Köpfungsvideo über die Plattform an Schulen verschickt zu haben. Er befand sich am Freitag weiter in Polizeigewahrsam, wie der Sender France Info unter Verweis auf die Ermittler berichtete. Nach Ministeriumsangaben gab es seit Mitte vergangener Woche 340 Drohungen gegen Schulen, wie die Zeitung «Le Parisien» berichtete.

Wie schon bei einer ähnlichen Welle von Drohungen im vergangenen Herbst vermuten die Behörden vor allem junge Leute ohne terroristische oder politische Bestrebungen dahinter. Alle Drohungen waren bislang gegenstandslos. Wie schon im Herbst sind davon auch nun Regionalflughäfen betroffen, was vorübergehende Evakuierungen nach sich zog.

Todesdrohung nach Streit um Kopftuch

Einen vollkommen anderen Hintergrund hat der Fall des Pariser Schuldirektors, der darauf gepocht hatte, dass eine Schülerin in der Schule entsprechend der in Frankreich geltenden Regelung ihr Kopftuch abnimmt. Der Vorfall führte zu Streitigkeiten und Todesdrohungen gegen den Leiter eines Gymnasiums, der daraufhin wenige Monate vor seiner anstehenden Pensionierung zurücktrat. Viele Politiker reagierten empört auf die Drohungen gegen den Schulleiter, der von Premierminister Gabriel Attal empfangen wurde.

Das Kopftuchverbot an Frankreichs Schulen wurde vor 20 Jahren im März 2004 erlassen. Vorangegangen war dem im auf Laizität, also die strikte Trennung von Staat und Religion, bedachten Frankreich ein jahrelanger Streit um die Kopfbedeckung. Der Konflikt um das Kopftuch und die Verbannung religiöser Symbole an Schulen dauert allerdings an. (sda/dpa)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Krasse Siech
29.03.2024 18:22registriert Dezember 2023
Ich ging als Kind 4 Jahre bei Paris in die Schule und verfolge die dortige Politik seit Jahrzehnten. Das Land ist in fast jeder Hinsicht heute in einem katastrophalen Zustand. Das Schlimmste sind aber bei weitem die Folgen der massiven Reislamisierung. Faktisch herrscht in dem Land ein latenter Bürgerkrieg. Und als Linker, der ich bin, ist es ein Desaster, festzustellen, dass weite Teile der Linken faktisch auf der Seite der islamofaschistischen Pressure Groups stehen.
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Vallhag
29.03.2024 21:32registriert März 2024
Ich bin links. Ich bin grün. Ich habe viele ausländische Freunde.
Ich verlange, dass unsere Regierung sofort viel stärker gegen Zugewanderte vorgeht, die sich nicht an unsere Regeln halten. Schneller und strenger! Völlig egal, woher die Leute sind.
Ich will nicht, dass die Schweiz den Weg von F, I oder USA nachmacht.
Tut endlich etwas dagegen! Ich will mich als Frau und Senior so sicher fühlen, wie ich mich als Kind sicher gefühlt habe in diesem Land.
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Gen X
30.03.2024 06:15registriert August 2023
Seit 20 Jahren herrscht ein Kopftuchverbot. Über den Unsinn eines solchen Verbots mag und soll man streiten.
Aber ich habe es satt zu erfahren, dass es immer wieder Menschen gibt, die das Gefühl haben, sich das Recht nehmen zu dürfen, mit Gewalt Sonderrechte einzufordern! Ich werde in solchen Fällen zunehmend weniger tolerant.
Religionen haben keine Sonderechte und auch religiöse Menschen haben sich an geltende Gesetze zu halten! Änderung sollen auf rechtsstaatlichem Weg gefordert werden.
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