Nach Angaben seiner Tochter Marine besteht jedoch kein Grund zur Sorge. «Es geht ihm gut», sagte sie am Sonntag in der RTL-Radio- und Fernsehsendung «Le Grand Jury». Ihr Vater gehe stolz auf seinen 95. Geburtstag zu, das erfordere hin und wieder einige Krankenhausaufenthalte. Sie habe ihn noch nicht gesehen, aber das werde sie bald tun.
Der 94-Jährige habe am Samstag in seinem Haus in der westlich von Paris gelegenen Stadt Rueil-Malmaison plötzlich über starke Erschöpfung geklagt, berichteten mehrere französische Medien am Sonntag. Grund dafür seien möglicherweise Herzprobleme, schrieb das Wochenmagazin «Le Point» unter Berufung auf einen Freund Le Pens und andere ungenannte Quellen.
In den vergangenen Jahren haben sich die Klinikaufenthalte von Jean-Marie Le Pen gehäuft. Im Februar 2022 kam er nach einem leichten Schlaganfall ins Krankenhaus, Ende September 2018 wegen wochenlang anhaltendem Fieber und im Juni desselben Jahres wegen einer gefährlichen Lungenkomplikation.
Trotz seines hohen Alters und bereits vor Jahren erfolgten Rückzugs aus der aktiven Politik geniesst Jean-Marie Le Pen noch immer Einfluss in der französischen Rechten. Er hatte die Front National 1972 mitgegründet und fast vier Jahrzehnte geführt. In dieser Zeit formte er die FN von einer rechten Splittergruppe zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft, machte mit markigen Provokationen vor allem Stimmung gegen Einwanderer. Seine Tochter Marine Le Pen übernahm 2011 die Parteiführung von ihm und versucht seitdem, die Partei durch gemässigteres Auftreten in Wählerschichten der bürgerlichen Rechten und der Mitte wählbar zu machen.
Die Rechtspopulistin brach politisch mit ihrem Vater, nachdem dieser ihre Strategie wiederholt durchkreuzt hatte. Die FN schloss Jean-Marie Le Pen schliesslich 2015 aus, nachdem er die Ermordung von Juden in Gaskammern durch die Nazis mehrmals als «Detail der Geschichte» des Zweiten Weltkriegs verharmlost hatte. Er wehrte sich erbittert, warf seiner Tochter «Verrat» vor und lieferte sich eine öffentliche Dauerfehde mit ihr. Vor Gericht setzte er durch, dass er zunächst den Titel als Ehrenvorsitzender behalten durfte. Später wurde ihm dieser aber gestrichen. Ein Jahr nach ihrer Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2017 liess Marine Le Pen die Partei dann in Rassemblement National umbenennen. (sda/dpa)