Frankreichs Premierminister Gabriel Attal hat am Montag seine Kündigung nach dem Überraschungssieg der Linken bei den Parlamentswahlen eingereicht. Um die Stabilität des Landes zu gewährleisten, wies Präsident Emmanuel Macron die Kündigung aber vorerst ab.
Die Suche nach einem Nachfolger aus der zersplitterten Linken könnte schwierig werden. Einen klaren Favoriten oder eine klare Favoritin gibt es bisher zwar nicht. Diese Namen werden im Zusammenhang mit dem Amt des Premierministers besonders oft genannt:
Der wohl erfahrenste, aber auch umstrittenste Politiker, der für die Stelle als Premier in Betracht gezogen wird, ist Jean-Luc Mélenchon. Er ist mehr als doppelt so alt wie der aktuelle Premierminister Gabriel Attal, 35. In seiner Jugend arbeitete er unter anderem in einer Uhrenfabrik, als Französischlehrer und als Journalist. Mélenchon ist der Gründer der LFI (La France insoumise) und gilt als gnadenloser Populist. Der 72-Jährige ist schon mehrfach mit euroskeptischen Aussagen aufgefallen. Seine Haltung hat ihm auch innerhalb seiner Partei schon viel Kritik beschert. Unter anderem, weil er sich im Rahmen des Kriegs in der Ukraine für Verhandlungen mit Russland ausgesprochen hat.
Marine Tondelier ist seit Dezember 2022 Vorsitzende der Grünen Partei in Frankreich. 2009 stieg sie bei den Grünen ein und die Karriereleiter sehr schnell auf. Seit Beginn ihrer politischen Karriere hat sie sich gegen Rechtsextreme gestellt. Sie ist Teil des Wahlkreises, der seit 2017 von Marine Le Pen vertreten wird. Aus diesem Grund wird sie auch «die andere Marine» genannt.
Die 37-Jährige ist bekannt für ihre souveränen Medienauftritte und ihren grünen Blazer. Sie war massgeblich an der Bildung des Linksbündnisses beteiligt und wurde so innert weniger Tage sehr beliebt.
Der 44-jährige Europaabgeordnete Raphaël Glucksmann war ursprünglich Journalist. Anfang der 2000er-Jahre machte er Dokumentarfilme – unter anderem einen über die Rolle Frankreichs beim Völkermord in Ruanda. Er ist Sohn des 2015 verstorbenen Philosophen André Glucksmann. 2017 trat der Sohn erstmals bei den Parlamentswahlen an. Glucksmann war ausserdem drei Jahre lang Sonderberater des georgischen Präsidenten Micheil Saakaschwili und schrieb schon Reden für Vitali Klitschko, den Bürgermeister Kiews. Er setzt sich seit Jahren für die Unterstützung der Ukraine ein.
2019 wurde Glucksmann erstmals Europaabgeordneter. 2024 wurde er erneut als Spitzenkandidat der Sozialistischen Partei (PS) gewählt. Er war ebenfalls stark bei der Gründung des Wahlbündnisses der linken Parteien involviert.
Weiter werden Namen wie Clémentine Autain (LFI), Olivier Faure (PS), François Ruffin (Arise Picardy) und der ehemalige französische Präsident François Hollande genannt. Letzterer hat jedoch bereits verkündet, dass er sich nicht um das Amt bewerben werde. (aargauerzeitung.ch/ear)