International
Frankreich

Macron kündigt Bau neuer Atomkraftwerke an

Für zuverlässige Energieversorgung: Macron kündigt Bau neuer Atomkraftwerke an

10.11.2021, 06:52
Mehr «International»

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den Bau einer neuen Generation von Atomkraftwerken angekündigt. In einer Fernsehansprache begründete Macron dies am Dienstagabend unter anderem mit dem Kampf gegen den Klimawandel und der Sorge um eine zuverlässige Energieversorgung. Zugleich solle aber auch die Entwicklung erneuerbarer Energien fortgesetzt werden. Frankreich gehört zu den Staaten, die seit langem auf Atomenergie setzen und auch dabei bleiben wollen. Derzeit sind dort 56 Reaktoren in Betrieb.

Emanuel Macron. Es möchte neue Atomkraftwerke bauen.
Möchte neue Kraftwerke bauen: Emanuel Macron.Bild: shutterstock

Macron sagte in der TV-Ansprache: «Um Frankreichs Energieunabhängigkeit zu gewährleisten, die Stromversorgung unseres Landes zu sichern und unser Ziel der Kohlenstoffneutralität im Jahr 2050 zu erreichen, werden wir zum ersten Mal seit Jahrzehnten die Errichtung von Kernreaktoren in unserem Land wieder aufnehmen.» Bereits vor einigen Wochen hatte er die Absicht bekundet, bis 2030 kleinere Reaktoren schaffen zu wollen, die auch den Umgang mit nuklearem Müll erleichtern sollen.

Anders als Deutschland setzt Frankreich auch nach der Katastrophe im japanischen Fukushima 2011 weiter auf Atomenergie. Zwar wurde das älteste AKW des Landes im elsässischen Fessenheim vergangenes Jahr abgeschaltet, und bis 2035 sollen weitere Reaktorblöcke vom Netz gehen. Aktuell liegt Frankreich aber hinter den USA immer noch auf Platz zwei der weltgrössten Produzenten von Atomstrom. Nach einer Studie des Netzbetreibers RTE wäre ein CO2-neutraler Strombetrieb ohne neue AKW bis 2050 nur mit enormen Anstrengungen möglich.

Ausufernde Kosten und technische Probleme haben den Ausbau der Atomkraft durch den staatlichen Energiekonzern EDF zuletzt behindert. Für einen umstrittenen Atomreaktor in Flamanville am Ärmelkanal, dessen Bau bereits 2007 begann, wurde kürzlich die Betriebsgenehmigung erteilt. Die Inbetriebnahme war zuletzt auf Ende 2022 verschoben worden - auch, weil undichte Schweissnähte in der Stahlhülle entdeckten wurden. Die Kosten liegen statt ursprünglich veranschlagter 3.3 Milliarden nun wohl bei mehr als zwölf Milliarden Euro. (saw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Der Tourismus in Tschernobyl floriert
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
83 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ChillDaHood
10.11.2021 10:47registriert Februar 2019
Flammanville und Olkiluoto-3 (Baubeginn 2005, Inbetrieb evt. Sommer 2022? Kosten momentan mehr al 9 Mia, statt 3 Mia geplant) sind genau die Beispiele, die mir bestätigen, dass wir kurzfristig nicht mit neuen KKW das Stromlückenproblem lösen können. Das hat nichts damit zu tun, ob man Pro oder Contra Kernkraft ist, sondern ist rein Fakt.

Dass man 2050 oder so mal ein neues KKW mit sicherer(er) Technik bauen kann - geschenkt. Wir müssen uns eher überlegen, was wir bis dann machen. Und von KKW träumen bringt nicht die Energie, welche wir in ~5 Jahren benötigen, geschweige denn die Leistung.
2712
Melden
Zum Kommentar
avatar
raues Endoplasmatisches Retikulum
10.11.2021 08:14registriert Juli 2017
Das ich vorübergehend den glauben in diese Technik verloren hatte und für den Atomaustritt war ist rückblickend betrachtend eine meiner grössten politischen Verirrungen.
Gut, ändert sich das langsam wieder.
5442
Melden
Zum Kommentar
83
Irak hängt elf wegen «Terrorismus» verurteilte Personen
Irakische Behörden haben mindestens elf wegen «Terrorismus» verurteilte Personen hingerichtet.

Sie hätten der Dschihadistenmiliz «Islamischer Staat» (IS) angehört und seien in einem Gefängnis in der Stadt Nasirija «unter Aufsicht einer Gruppe aus dem Justizministerium» gehängt worden, verlautete aus Sicherheitskreisen.

Zur Story