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Macron schliesst Regierung von Linksbündnis in Frankreich aus

Trotz Wahlsieg: Macron schliesst Regierung von Linksbündnis aus

26.08.2024, 21:0627.08.2024, 01:27
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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schliesst eine Regierung des Linksbündnisses Nouveau Front Populaire aus und will mit erneuten Gesprächen einen Weg hin zu einer stabilen Regierung ausloten. Eine Regierung, die sich allein auf das Programm und die Parteien des Nouveau Front Populaire (NFP) stütze, würde in der Nationalversammlung direkt durch ein Misstrauensvotum gestürzt, hiess es in einem Schreiben des Élyséepalasts. «Meine Verantwortung besteht darin, dass das Land weder blockiert noch geschwächt wird», so Macron. Es gehe um die institutionelle Stabilität.

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Emmanuel Macron arbeitet weiter daran, eine Regierung in Frankreich zu bilden.Bild: keystone

Bei der vorgezogenen Parlamentswahl vor sieben Wochen war das Linksbündnis auf Platz eins gelandet - vor Macrons Mitte-Kräften und den Rechtsnationalen um Marine Le Pen. Eine absolute Mehrheit in der Nationalversammlung erhielt kein Lager. Die Regierungsbildung gestaltet sich daher schwierig. Immer wieder betonte NFP aber seinen Regierungsanspruch.

Gespräche müssen nun weitergehen

Schon am Dienstag will Macron sich erneut mit den Fraktions- und Parteivorsitzenden zusammensetzen. Sein Ziel ist eine möglichst breite und stabile Regierung. Bereits am Freitag und am Montag hatte Macron mit Vertretern der Parteien und des Parlaments darüber beraten.

Macron rief die Beteiligten auf, Verantwortung zu übernehmen. Die Gespräche vor allem mit den Zentrumsparteien hätten mögliche Koalitionen aufgezeigt. Die Fraktionen seien bereit, eine Regierung zu unterstützen, die von einer Person geführt würde, die nicht aus den eigenen Reihen stamme. Macron und seinem Mitte-Lager schwebt eine Art grosse Koalition vor.

Linkspartei bleibt der Zankapfel

In dem Schreiben teilte Macron weiter mit: «Die Sozialistische Partei, die Grünen und die Kommunisten haben bisher keine Wege der Zusammenarbeit mit den anderen politischen Kräften vorgeschlagen. Es liegt nun an ihnen, dies zu tun.» Damit spricht Macron explizit alle Parteien des Linksbündnisses ausser der Linkspartei La France Insoumise (LFI) an. Sein Lager hatte eine Zusammenarbeit mit der teils populistischen Partei bereits in den vergangenen Wochen immer wieder ausgeschlossen.

Das Linksbündnis hingegen hatte wiederholt klargemacht, im Verbund regieren zu wollen. Am Nachmittag teilte es zudem mit, nur für Gespräche mit Macron zur Verfügung zu stehen, in denen es um eine Regierung unter ihrer Wunschkandidatin Lucie Castets gehe. Nach Macrons Ankündigung, eine Regierung des Bündnisses auszuschliessen, äusserte sich die Allianz empört. Grünen-Chefin Marine Tondelier nannte Macrons Mitteilung eine Schande. Der Präsident ignoriere das Wahlergebnis. LFI-Fraktionschefin Mathilde Panot drohte Macron sogar mit einem Amtsenthebungsverfahren.

epa11561194 New Popular Front (NFP) designated candidate for prime minister Lucie Castets (C) arrives with members of the NFP leftist coalition at the meeting hosted by French president with leaders o ...
Lucie Castets. Bild: keystone

Wie es in Frankreich nun weitergeht, ist unklar. Da im Herbst der nächste Haushalt verabschiedet werden muss, bleibt nicht viel Zeit, um eine Regierung auf die Beine zu stellen. Medien hatten wiederholt berichtet, Macron könnte noch vor der Eröffnung der Paralympischen Spiele am Mittwochabend einen neuen Premierminister oder eine neue Premierministerin ernennen wollen. Derzeit ist die Regierung des zurückgetretenen Premier Gabriel Attal noch geschäftsführend im Amt. (dab/sda/dpa)

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6 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FrancoL
26.08.2024 23:28registriert November 2015
Nun wenn man als regierende Partei abgestraft wird und nicht einmal den relativen Gewinn der Wahlen erzielen kann, sollte man etwas weniger gross auftreten Herr Macron.
Doch das scheint ihm nicht zu liegen.
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