Nach dem Anschlag auf eine Gasfabrik bei Lyon haben die Behörden den mutmasslichen Täter identifiziert. Er war den Geheimdiensten bereits vor Jahren aufgefallen.
26.06.2015, 15:2026.06.2015, 17:17
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Terror-Anschlag in Frankreich
quelle: x02976 / emmanuel foudrot
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Erstmals hat in Europa offenbar ein islamistischer Attentäter einen Menschen enthauptet. Auf dem Gelände einer Gasfabrik nahe der französischen Stadt Lyon wurde ein Mann geköpft. Nach Augenzeugenberichten habe der Täter sich auf die Terrormiliz «Islamischer Staat» berufen. Was bisher über den Tathergang bekannt ist, lesen Sie hier.
Der mutmassliche Täter wurde noch vor Ort von einem Feuerwehrmann «neutralisiert», berichtete Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve auf einer Pressekonferenz. Zudem verriet er mehrere Details über den Verdächtigen:
- Er heisst Yassin oder Yassine S. – über die genaue Schreibweise seines Vornamens herrscht noch Unklarheit.
- Das Opfer, der enthauptete Mann, war der Chef des Täters.
- Er ist 35 Jahre alt.
- Er wohnte in Saint-Priest, einem Vorort von Lyon.
- Er gilt als Salafist, also als Anhänger einer sehr konservativen Islam-Strömung.
- Er ist bei der Polizei bisher nicht aktenkundig. Allerdings ist er 2006 dem Inlandsgeheimdienst aufgefallen wegen seiner möglichen Radikalisierung.
- Zwischen 2006 und 2008 stand er unter Beobachtung des Inlandsgeheimdienstes, wurde in dieser Zeit aber nicht lückenlos beschattet. Die Überwachung war so angelegt, dass die Behörden zum Beispiel informiert worden wären, wenn der Mann Frankreich hätte verlassen wollen.
- 2008 wurde er vom Inlandsgeheimdienst nicht erneut als möglicher Radikaler eingestuft, die sporadische Überwachung wurde eingestellt.
- 2011 war er den französischen Geheimdiensten erneut aufgefallen – die Beobachtung wurde aber nicht wieder aufgenommen.
Die aktuelle Version des Tathergangs geht so: Das spätere Opfer sei zusammen mit dem Attentäter zu der Fabrik gefahren. Offenbar wollten sie dort eine Lieferung abgeben. Bevor sie allerdings ihr Ziel erreichten, soll der Angreifer seinen Arbeitgeber ermordet haben. Danach sei er auf das Gelände der Gasfirma gefahren und habe eine Explosion ausgelöst.
Welche Rolle dabei der festgenommene zweite Haupttäter gespielt haben soll, geht aus dieser Rekonstruktion jedoch nicht hervor. Zuletzt hatten französische Offizielle bestätigt, dass es sich bei dem Getöteten um einen «örtlichen Geschäftsmann» gehandelt habe. Man gehe nicht davon aus, dass die Explosion auf dem Gelände die Todesursache gewesen sei.
Den zweiten Mann konnten die Sicherheitskräfte in seiner Wohnung in Saint-Quentin-Fallavier festnehmen. Neben den beiden Tatverdächtigen wurden nach Angaben der Nachrichtenagentur AP noch weitere Menschen in Untersuchungshaft genommen. Unter ihnen befindet sich auch die Frau eines der Täter. (jok/AP/dpa/Reuters)
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