Der Nobelpreisträger und französische Entdecker des Aidserregers HIV, Luc Montagnier, ist tot. Der Mediziner starb im Alter von 89 Jahren, wie das Wissenschaftsministerium in Paris am Donnerstag mitteilte.
Montagnier erhielt den Nobelpreis 2008 zusammen mit seiner Kollegin Françoise Barré-Sinoussi. Beide hatten am Institut Pasteur in Paris das Immunschwächevirus Anfang der 1980er Jahre in Proben von schwer kranken Patienten isoliert. Die Entdeckung schuf auch die Voraussetzungen für moderne Aidsmedikamente.
Montagnier hatte sich lange mit dem US-Virologen Robert Gallo um die HIV-Entdeckung und Patente gestritten. Das Nobelkomitee ging aber davon aus, dass es als klar erwiesen angesehen werden könne, dass die Entdeckung in Frankreich gemacht worden ist. Montagnier hatte das Patent für den ersten Aidstest ein halbes Jahr vor Gallo beantragt, der es jedoch eher vom US-Patentamt bewilligt bekam. Erst 1994 wurde der Streit beigelegt.
In den letzten Jahren machte Montagnier mit in der Wissenschaft umstrittenen Thesen von sich reden, die seinen früheren Ruf schwinden liessen. Während der Corona-Krise vermutete er beispielsweise, Forscher hätten das Virus absichtlich geschaffen. (sda/dpa)