International
Frankreich

Zehntausende bei «Gelbwesten»-Protest in Frankreich – Wut schwappt nach London über

epa07277484 Protesters from the 'Gilets Jaunes' (Yellow Vests) movement take part in the 'Act IX' demonstration (the 9th consecutive national protest on a Saturday) in Paris, Franc ...
Die «Gilets Jaunes» zogen auch diesen Samstag durch die Strassen von Paris.Bild: EPA

Zehntausende bei «Gelbwesten»-Protest in Frankreich – Wut schwappt nach London über

Nach dem Vorbild der französischen Gelbwesten-Bewegung haben Tausende Demonstranten in London gegen die Regierung demonstriert. In Paris kam es derweil zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
12.01.2019, 17:35
Mehr «International»

Kurz vor Beginn einer «nationalen Debatte» zur Lösung der «Gelbwesten»-Krise sind in Frankreich erneut Zehntausende Menschen aus Protest gegen die Regierung auf die Strassen gegangen. In Paris kam es zu Spannungen zwischen Polizei und Demonstranten.

32'000 «Gelbwesten» seien bis zum frühen Samstagnachmittag im ganzen Land gezählt worden, 8000 davon in Paris, berichteten französische Medien unter Berufung auf das Innenministerium. Es war bereits das neunte Protestwochenende in Folge.

In Paris kam es am Nachmittag zu Spannungen zwischen Polizei und Protestierenden. Einige Demonstranten hätten nahe dem Triumphbogen Wurfgeschosse in Richtung von Polizisten geschleudert, sagte eine Polizei-Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa. Die Sicherheitskräfte hätten daraufhin Tränengas eingesetzt. Auf Fernsehbildern ist zu sehen, dass auch ein Wasserwerfer zum Einsatz kam.

Dutzende Festnahmen

Bis zum Nachmittag wurden in Paris laut Polizei Dutzende Menschen im Zusammenhang mit den «Gelbwesten»-Protesten festgenommen. Sie hätten verbotene Waffen getragen oder sich einer Gruppe angeschlossen, die möglicherweise Gewalttaten begehen werde, hiess es bei der Polizei.

Auch in anderen Städten versammelten sich «Gelbwesten». In Bourges gingen nach Angaben der örtlichen Präfektur bis zum Nachmittag etwa 5000 Menschen auf die Strasse. Ihr Protest lief zunächst überwiegend friedlich ab. Die Stadt im Zentrum Frankreichs stand unter besonderer Beobachtung der Sicherheitsbehörden, nachdem es dort Online-Aufrufe zu Massenprotesten gegeben hatte.

Die Bewegung scheint auch weiterhin viele Menschen mobilisieren zu können – trotz Zugeständnissen der Regierung und einem angekündigten härteren Kurs in der Sicherheitspolitik. Rund um Weihnachten waren die Teilnehmerzahlen gesunken.

Hoffnung auf «nationale Debatte»

Die Hoffnungen von Präsident Emmanuel Macron und seiner Regierung ruhen nun auf einer «nationalen Debatte», die die «Gelbwesten» besänftigen und am Dienstag beginnen soll. In den kommenden Wochen sollen dabei die Bürger zu Wort kommen und Reformvorschläge äussern.

Die «Gelbwesten»-Bewegung hatte Macron in die bislang schwerste Krise seiner Amtszeit gestürzt. Seit Mitte November demonstrieren immer wieder Zehntausende gegen die Reformpolitik Macrons und gegen eine als zu niedrig empfundene Kaufkraft. Immer wieder gab es Randale.

Die Wut aus Frankreich scheint mittlerweile auch den Ärmelkanal überquert zu haben. Tausende Demonstranten protestierten nach dem Vorbild der «Gelbwesten» in London gegen die britische Regierung. Sie forderten angesichts des Brexits ein Ende der Sparpolitik und eine Neuwahl.

epa07277823 Demonstrators take part in the People's Assembly Against Austerity march and protest in London, Britain, 12 January 2019. Thousands of protesters, inspired by the 'Gillet Jaunes& ...
Die Kundgebung am Trafalgar Square.Bild: EPA

Dem Aufruf der Kampagne «The People's Assembly Against Austerity» folgten auch Politiker und Gewerkschafter aus weiten Teilen des Landes. Etwa 5000 bis 10'000 Demonstranten hätten teilgenommen, sagte eine Sprecherin der Veranstalter in einer ersten Schätzung der Deutschen Presse-Agentur.

Auch Vertreter der Gelbwesten-Bewegung aus Frankreich nahmen an der Demonstration in London teil. «Alle europäischen Länder sollten sich diesem Kampf gegen die Sparpolitik anschliessen», sagte ein Teilnehmer aus Frankreich der britischen Nachrichtenagentur PA.

(dsc/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
Mindestens 32 Tote nach heftigen Regenfällen in Kenia

In Kenia sind in den vergangenen Tagen nach heftigen Regenfällen und Überschwemmungen mindestens 32 Menschen ums Leben gekommen. Wie die UN-Nothilfeorganisation OCHA am Freitag berichtete, mussten mehr als 40 000 Menschen aus ihren Dörfern und Siedlungen fliehen.

Zur Story