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Avignon: Frau jahrelang vergewaltigt – stellt sich Tätern vor Gericht

Frankreich: Prozess in Avignon wegen jahrelanger Vergewaltigung unter Betäubung

Er soll seine Frau betäubt und sie von fremden Männern vergewaltigt haben lassen. Auch Nacktfotos seiner Tochter wurden nun beim angeklagtem Dominique P. gefunden.
03.09.2024, 23:0203.09.2024, 23:03
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Ein Artikel von
t-online

Für die Kinder eine schwer zu ertragende Prüfung: In dem Prozess gegen einen Franzosen, der seine Ehefrau jahrelang immer wieder betäubte und von anderen Männern vergewaltigen liess, hat die Tochter des Paares weinend den Gerichtssaal verlassen. Der Hauptangeklagte Dominique P. habe auch Nacktfotos der eigenen Tochter auf seinem Computer gespeichert, sagte der Vorsitzende Richter Roger Arata in Avignon, der am Dienstag die Ermittlungsergebnisse verlas.

Anlaufstellen für Opfer von sexueller Gewalt
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Die Tochter, die ihre Erlebnisse unter Pseudonym in einem Buch veröffentlicht hatte, begann bei der Schilderung der Vorfälle zu zittern und verliess schliesslich unter Tränen, von ihren Brüdern begleitet, den Saal. Ihre 72 Jahre alte Mutter Gisèle P., die erst vor vier Jahren erfahren hatte, in welcher Weise sich ihr Ehemann an ihr vergangen hatte, blieb regungslos sitzen. Auch Dominique P. verzog keine Miene, als der Richter mit sachlicher Stimme die mutmasslichen Verbrechen auflistete.

Er war ins Visier der Justiz geraten, nachdem er in einem Einkaufszentrum Frauen unter den Rock gefilmt hatte. Die Ermittler stiessen bei ihm auf zahlreiche Fotos und Videos, die die Vergewaltigung seiner offenbar bewusstlosen Frau durch andere Männer zeigten.

Der Angeklagte machte seine Frau mit Medikamenten bewusstlos. So hatte er innerhalb eines Jahres 450 Schlaftabletten bestellt. In Internetforen bot er seine Frau anderen zur Vergewaltigung an. «Du bist wie ich, Du magst den Vergewaltigungsmodus», schrieb er in einer seiner Nachrichten. Anderen erklärte er, dass er auf diese Weise sexuelle Praktiken ausüben könne, die seine Frau ihm sonst verweigern würde.

Die Ermittler identifizierten 72 mutmassliche Vergewaltiger. Von ihnen müssen sich nun 51 vor Gericht verantworten. 32 erschienen frei vor Gericht. Ihnen drohen Haftstrafen bis zu 20 Jahren. Die Ermittler gehen von insgesamt 92 Vergewaltigungen zwischen 2011 und 2020 aus. Die meisten der Mitangeklagten vergewaltigten die Frau einmal, einige aber auch bis zu sechsmal.

Nach Aussagen von Experten weisen die Männer keine psychischen Störungen auf, sie sollen aber von Allmachtsgefühlen beherrscht gewesen sein. Zu den Beschuldigten im Alter von 26 bis 74 Jahren zählen etwa ein Feuerwehrmann, ein Pfleger, ein Gefängniswächter und ein Journalist.

Mehrere von ihnen erklärten den Ermittlern, sie seien überzeugt gewesen, es handle sich um erotische Spiele des Paares. Der Hauptangeklagte betonte jedoch, dass sie alle wussten, dass seine Frau unter dem Einfluss von Medikamenten stand und bewusstlos war. «Jeder Einzelne hätte sich anders entscheiden und den Ort wieder verlassen können», betonten die Ermittler.

Gisèle P. hat nach Bekanntwerden der Taten die Scheidung eingereicht. Der Prozess soll bis zum 20. Dezember dauern. Die Angeklagten müssen sich unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von widerstandsunfähigen Menschen verantworten. Der Prozess dürfte in Frankreich die Debatte über den Umgang mit mutmasslichen Vergewaltigungen nach dem Verabreichen sogenannter K.-o.-Tropfen erneut anheizen.

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