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Marine Le Pen könnte bald ihre Wählbarkeit verlieren und in Haft landen

Marine Le Pen könnte bald ihre Wählbarkeit verlieren – und in Haft landen

Marine Le Pen will französische Präsidentin werden. Wenn es nach der Staatsanwaltschaft geht, kann sie allerdings nicht antreten.
14.11.2024, 08:28
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Ein Artikel von
t-online

Im Prozess um die Veruntreuung von EU-Geldern hat die französische Staatsanwaltschaft für die Rechtspopulistin Marine Le Pen fünf Jahre Haft, davon zwei Jahre auf Bewährung, sowie einen fünfjährigen Entzug des passiven Wahlrechts gefordert. Eine solche Strafe «würde den Angeklagten verbieten, bei künftigen lokalen oder nationalen Wahlen zu kandidieren», erklärte der Staatsanwalt Nicolas Barret am Mittwochabend in dem Pariser Gerichtssaal.

French far-right leader Marine Le Pen arrives at the courtroom for the trial over the suspected embezzlement of European Parliament funds, Wednesday, Nov. 6, 2024 in Paris. (AP Photo/Aurelien Morissar ...
Marine Le Pen: Sie muss sich wegen Veruntreuung verantworten.Bild: keystone

Marine Le Pen, die in der ersten Reihe der Angeklagten sass, plant, bei der französischen Präsidentschaftswahl 2027 zum dritten Mal anzutreten. Die geforderte Strafe gefährdet somit diesen Plan.

«Wir befinden uns hier in einem Gerichtsgebäude und das Recht gilt für alle», betonte der Staatsanwalt. Er forderte ein sofortiges Inkrafttreten des Verbots – auch wenn Le Pen in Berufung geht. Die Rechtspopulistin war zuvor bereits zu einer Rückzahlung von 300'000 Euro an das Europaparlament verurteilt worden.

Le Pen: Staatsanwaltschaft wolle «die Partei ruinieren»

Marine Le Pen verurteilte ihrerseits die «Gewalttätigkeit» und «Übertreibung» der Vorwürfe. «Ich denke, der Wille der Staatsanwaltschaft besteht darin, den Franzosen die Fähigkeit zu nehmen, diejenigen zu wählen, die sie wählen wollen» sowie «die Partei zu ruinieren», betonte die 56-Jährige.

FILE - French far-right leader Marine Le Pen answers reporters at the Elysee Palace after a meeting with French President Emmanuel Macron, Aug. 26, 2024 in Paris. (AP Photo/Thomas Padilla, File)
Marine Le Pen findet die Vorwürfe masslos übertrieben.Bild: keystone

Der Staatsanwalt warf Le Pen ein «organisiertes System» zugunsten ihrer Partei Rassemblement National (RN, früher Front National) vor. «Die Partei war finanziell in einer schwierigen Lage und hat alles genutzt, was möglich war, legal oder nicht legal», sagte Staatsanwältin Louise Neyton zum Auftakt der Plädoyers.

Neben Le Pen sind auch ihre RN-Partei sowie zahlreiche Vertreter der früheren Führungsriege der Partei angeklagt. In dem Prozess geht es um die mutmassliche Scheinbeschäftigung von Assistenten im Europaparlament.

EU-Parlament: Schaden von 3,4 Millionen Euro

Le Pen hatte im Prozess darauf verwiesen, dass die Assistenten nicht für einzelne EU-Abgeordnete, sondern für die gesamte Gruppe gearbeitet hätten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr hingegen vor, die Assistenten-Gehälter systematisch zur Sanierung der Parteifinanzen genutzt zu haben.

Das EU-Parlament, das in dem Verfahren als Nebenkläger auftritt, beziffert den Schaden auf 3,4 Millionen Euro. Die Partei hat bereits eine Million Euro zurückgezahlt, will dies aber nicht als Schuldeingeständnis gewertet sehen. Der damalige Europaparlamentspräsident Martin Schulz (SPD) hatte die Ermittlungen 2015 ins Rollen gebracht.

Nach jahrelangen Ermittlungen müssen sich schliesslich nun neun der damaligen EU-Abgeordneten, zwölf ihrer damaligen Assistentinnen und Assistenten und weitere Mitarbeiter der Partei vor Gericht verantworten.

(afp, t-online)

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hundshalter Leno
14.11.2024 08:18registriert September 2023
Jaja so sind diese Nationalisten, immer ein bisschen bis ein bisschen sehr gegen das Gesetz verstossen. Wenn es sie betrifft wird die Opferkarte gespielt, wenn es andere betrifft wollen sie harte Strafen.
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stadtzuercher
14.11.2024 08:22registriert Dezember 2014
Le Pen sollte in Deutschland Politik machen. Da kannst in milliardenschwere, dubiose Wirecard-Geschäfte verwickelt sein und darfst immer noch Kanzler sein.
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