International
Frankreich

Streit in Frankreich – Humanisten stossen Erzengel Michael vom Sockel

Wegen dieser Engel-Statue sind sie sich in Westfrankreich heftig in die Haare geraten

17.12.2021, 09:1817.12.2021, 09:18

In der französischen Badestadt Les Sables-d'Olonne an der Atlantikküste ist heftiger Streit um eine Statue des heiligen Michael entbrannt. 2018 hatte die Stadt eine Bronzestatue des Erzengels auf der Place Saint-Michel vor einer Kirche aufstellen lassen - am Donnerstag nun wies das Verwaltungsgericht in Nantes die Stadt nach der Klage des humanistischen Bundes an, das Standbild binnen sechs Monaten zu entfernen.

Das religiöse Symbol im öffentlichen Raum verstosse gegen ein Gesetz von 1905 zur Trennung von Staat und Kirche, berichtete der Sender France Bleu. Frankreich pflegt eine strikte Trennung von Staat und Kirche, die Bedeutung dieser als Laizität benannten Praxis wird von der Politik regelmässig betont. Bürgermeister Yannick Moreau platzte nach dem Urteil der Kragen, im Namen des gesunden Menschenverstandes und der Stadt werde er in Berufung gehen, schrieb er.

«Die Gerichte unseres Landes haben anderes zu tun, als die missbräuchlichen Anträge radikaler Laizisten zu untersuchen, die Komplizen der »Cancel Culture« sind und versuchen, die jahrtausendealten kulturellen Bindungen, die unsere kollektive Identität geformt haben, eine nach der anderen aus den Angeln zu heben», schrieb der Bürgermeister auf Twitter. Bis zu einer Berufungsentscheidung wolle er einen Vollstreckungsaufschub erreichen.

In den sozialen Medien flogen indes die Kommentare hin und her. «Wenn die Gerichte so viel zu tun haben, sparen Sie sich doch Ihre Berufung», schrieb einer. «Treten Sie zurück, wenn Sie sich nicht an das Gesetz halten», meinte ein anderer. «Wir unterstützen Sie, Hände weg von Sankt Michael in Sables d'Olonne», hiess es von der Gegenseite, während eine bekennende Katholikin vorschlug, die drei Quadratmeter Boden, auf dem das Standbild steht, privat zu kaufen um den Konflikt zu lösen. (aeg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
42 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Lowend
17.12.2021 10:48registriert Februar 2014
Die spinnen, die Gallier!
284
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ivan se Terrible
17.12.2021 10:34registriert März 2018
Interessant dass der Bürgermeister von "Cancel Culture" spricht und diese anprangert, wo doch die Religionen massiv gebrauch davon machen. Dort nennt man das "Blasphemie" bzw "Gotteslästerung" ... wie heisst es so schön, wenn man im Glasshaus sitzt ...
3523
Melden
Zum Kommentar
42
In Wahrheit ein 30-Punkte-Plan? Trumps Friedensplan soll zwei Geheimklauseln enthalten
Wird am Sonntag in Genf über eine reine russische Wunschliste diskutiert, mit der Moskau US-Präsident Trump über den Tisch gezogen hat? Der bekannte Rechercheur Christo Grosew liefert dafür wichtige Hinweise.
Der am Sonntag in Genf diskutierte 28-Punkte-Friedensplan für die Ukraine elektrisiert die internationale Gemeinschaft. Seit Bekanntwerden werden die sozialen Netzwerke von Analysen und Spekulationen geflutet. Eine besonders brisante hat der preisgekrönte bulgarische Investigativjournalist Christo Grosew aufgestellt: In Wirklichkeit könnte es sich um einen 30-Punkte-Plan handeln, mit zwei bisher geheim gehaltenen Zusatzklauseln zwischen Washington und Moskau.
Zur Story