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CIA soll Ermordung von Julian Assange durchdacht haben

CIA soll Ermordung von Julian Assange durchdacht haben

Bis 2019 hat Julian Assange sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in London ausgeharrt. Jetzt zeigt eine Recherche: Die CIA erwog offenbar eine Ermordung des Wikileaks-Gründers.
28.09.2021, 16:06
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epa08918436 (FILE) - Wikileaks co-founder Julian Assange, in a prison van, as he leaves Southwark Crown Court in London, Britain, 01 May 2019 (reissued 04 January 2021). British media report London&#0 ...
Julian AssangeBild: keystone
Ein Artikel von
t-online

Seit über zwei Jahren sitzt  Julian Assange  im Londoner Hochsicherheitsgefängnis HMP Belmarsh. Zuvor hatte er sieben Jahre lang in der ecuadorianischen Botschaft in der englischen Hauptstadt verbracht, wo der von den USA verfolgte Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks  politisches Asyl erhalten hatte. Nun berichtet das Portal «Yahoo News», dass die CIA während Assanges fünftem Jahr in der Botschaft geplant habe, ihn entführen und ermorden zu lassen.

Ein hochrangiger Beamter der Spionageabwehr sagte dem Bericht zufolge, man habe «auf höchster Ebene» der Trump-Administration über die Entführung und Ermordung Assanges diskutiert. Er erläuterte weiter: «Es schien keine Grenzen zu geben.»

Diskussionen entbrannten mit Veröffentlichung von «Vault 7»

Die Diskussionen innerhalb der CIA über eine Entführung und Ermordung des Australiers wurden im Frühjahr 2017 ausgelöst, als Wikileaks Tausende sensible CIA-Dokumente veröffentlicht hatte. Das unter dem Titel «Vault 7» publizierte Material gibt etwa Einblick in die mutmassliche Cyber-Spionagepraxis des Geheimdienstes. Die US-Behörde bezeichnet «Vault 7» als «grössten Datenverlust in der Geschichte der CIA».

Hohes Personal der Behörde sowie der damalige CIA-Direktor und spätere US-Aussenminister unter Präsident Donald Trump, Mike Pompeo , seien aufgrund der Enthüllungen in Verlegenheit geraten. «Sie sahen Blut», sagte eine nicht namentlich genannte Quelle. Insgesamt bezieht sich die Nachrichtenseite bei ihrer Recherche auf über 30 frühere US-Beamte, von denen acht Details zu den Entführungsplänen geschildert haben. 

«Absolut empörend»

«Als amerikanischer Staatsbürger finde ich es absolut empörend, dass unsere Regierung eine Entführung oder Ermordung von jemandem ohne jegliches Gerichtsverfahren in Erwägung zieht, nur weil er wahrheitsgemässe Informationen veröffentlicht hat», sagte Barry Pollack, Assanges US-Anwalt. Von der CIA gibt es keine Stellungnahme zur Recherche. Auch Mike Pompeo, der die Debatte innerhalb des Geheimdienstes angeführt habe, reagierte nicht auf eine Anfrage.

Former Secretary of State Mike Pompeo speaks at the Kansas Independent Oil & Gas Association annual convention in Wichita, Kan., Monday, Aug. 16, 2021. (Evert Nelson/The Capital-Journal via AP)
Mike PompeoBild: keystone

Die US-Justiz wirft Assange vor, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan sowie unzählige diplomatische Depeschen gestohlen und auf Wikileaks veröffentlicht zu haben. Damit sei das Leben amerikanischer Informanten in vielen Ländern in Gefahr gebracht worden. Für die US-Ermittler ist Assange ein Spion. Ihm droht ein Strafmass von bis zu 175 Jahren.

Seine Unterstützer sehen in ihm hingegen einen Journalisten, der mit investigativer Arbeit schlimme Kriegsverbrechen ans Licht brachte. Ein Video dokumentierte beispielsweise die Tötung von Zivilisten durch die Besatzung eines US-Hubschraubers im Irak. 

(mbo,t-online,dpa )

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Sieben Jahre in der Botschaft: Der Fall Julian Assange
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Sieben Jahre in der Botschaft: Der Fall Julian Assange
Sommer 2010: Von Juli bis Oktober veröffentlicht die Enthüllungsplattform Wikileaks rund 470'000 als geheim eingestufte Dokumente, die mit diplomatischen Aktivitäten der USA und mit den Kriegen in Afghanistan und im Irak zu tun haben. Weitere 250'000 Dokumente kommen später hinzu.
quelle: shutterstock.com
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Julian Assange in der Botschaft Ecuadors festgenommen
Video: srf
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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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T13
28.09.2021 16:19registriert April 2018
Jaja und den Chinesen Menschenrechtsverletzungen vorwerfen.
Diese Amis, Wasser predigen und Wein saufen. 😂
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Kommissar Rizzo
28.09.2021 16:13registriert Mai 2021
Aber die Amis sind doch die Guten und kämpfen überall nur für Frieden & Freiheit...
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Einfach meine Meinung
28.09.2021 16:14registriert August 2020
Als man genau dies vor Jahren gesagt hat, war man als paranoider Verschwörungstheoretiker verschrien. Hm, schaun mer mal was in den nächsten Jahre sonst noch so raus kommt.
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